Afghanistan Der erfolglose Kampf gegen Korruption
Eines der Hauptprobleme Afghanistans: Die Korruption. Dass die in dem Land weiter wuchert, nützt aus Sicht von "Transparency" am Ende den Taliban.
Im "Tabellenkeller" gibt es wenig Bewegung: regelmäßig veröffentlicht die Organisation ‚Transparency International‘ eine Rangliste, aus der hervorgeht, welche Länder die Korruption einigermaßen im Griff haben – und in welchen Ländern sie am wildesten wuchert. Afghanistan ist und bleibt in dieser Statistik auf einem traurigen drittletzten Platz – von insgesamt 168 untersuchten Staaten:
"Die einzigen beiden Länder, in denen die Lage noch schlimmer ist, sind Nordkorea und Somalia."
Srirak Plipa, Asien-Direktor für Transparency International
Plipa fordert im ARD-Hörfunkinterview: Afghanistan muss mehr tun, um das Problem zu bekämpfen. Muss vor allem dafür sorgen, dass die Justiz den Fällen auch wirklich nachgeht und Sünder nicht straffrei ausgehen:
"Mehr als 90 Prozent der Menschen in Afghanistan ist schon Korruption in irgendeiner Form begegnet. Bildung, Gesundheit - also Ärzte, Lehrer - praktisch jeder Bereich ist davon betroffen."
Srirak Plipa, Asien-Direktor für Transparency International
Das Problem: Die größten Nutznießer der so weit verbreiteten Korruption sind am Ende die Taliban. Und zwar deshalb, weil die Menschen frustriert seien, dass man das Problem nicht in den Griff bekomme. Und alles, was die Regierung schwächt, stärkt eben deren Gegner:
"Trotz aller Versprechungen ist wenig passiert. Das zehrt das Vertrauen in die Regierung auf. Und stärkt damit Terrorismus und Gewalt."
Srirak Plipa, Asien-Direktor für Transparency International
Es ist kein Zufall, dass Transparency International die neue Studie ausgerechnet an jenem Tag veröffentlicht, an dem die internationale Afghanistan-Konferenz in Brüssel beginnt. Damit versucht die Organisation nicht nur maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sie will auch Druck ausüben auf die Regierung in Kabul, ihre durchaus begonnenen Anstrengungen in Sachen Korruption weiter voranzutreiben.
Fortschritte bei der Vergabe öffentlicher Aufträge
Denn es gibt aus Sicht von Transparency durchaus auch Lichtblicke und Fortschritte: "Wo wir der afghanischen Regierung wirklich sagen müssen "Gut gemacht", ist bei der Einrichtung eines Komitees, das die Vergabe von öffentlichen Aufträgen regelt. Und sicherstellt, dass Firmen hier eine faire Chance bekommen. Das hat der Regierung Berichten zufolge rund 200 Mio Dollar eingespart", erklärt Plipa.
Auch die Regierung in Kabul leugnet nicht, dass weiter viel Arbeit vor ihr liegt. Doch der Kampf gegen die Korruption ist nicht der einzige, den sie derzeit zu führen hat. Die Ausbreitung der Taliban ist der andere. Beides gleichzeitig in den Griff zu bekommen, scheint derzeit über ihre Kräfte zu gehen.