Umstrittenes Internet-Portal "Breitbart News" kommen nach Europa
Unter Donald Trumps neuem Chefstrategen Stephen Bannon ist "Breitbart News" zum wichtigsten Internet-Forum der Rechtspopulisten in den USA geworden. Jetzt will das Portal auch nach Frankreich und Deutschland expandieren.

Wer sich die Internet-Seite von "Breitbart News" anschaut, stößt zunächst auf die Merchandising-Produkte. Einer der Renner in den vergangenen Wochen war die Wahlkampftasse: auf der einen Seite ein Bild von Hillary Clinton mit dem Text "entkoffeiniert, schwach und bitter"; auf der anderen Seite das Bild von Donald Trump "mit Koffein und stark".
Erst darunter beginnt das redaktionelle Angebot mit provokanten Schlagzeilen: "Muslimische Einwanderer hassen Christen", heißt es da, oder: "Krieg gegen Weihnachten - Saudis verbieten nicht-islamische Feiertage". Auch aus Deutschland berichtet "Breitbart News" regelmäßig. Unter der Überschrift "Deutsche haben am meisten Angst vor Einwanderung und Extremismus" wird eine Studie zitiert, wonach die Bundesbürger jetzt die Briten als das besorgteste Volk in Europa abgelöst hätten.
Das Angst-Credo
"Angst ist etwas Gutes", ist das Credo von Stephen Bannon, dem Kopf von Breitbart News und künftigen Chefstrategen von Donald Trump im Weißen Haus. Das geht sogar dem rechtskonservativen Talkshow-Moderator Glenn Beck zu weit:
"Steve Bannon will alles niederbrennen. Er ist ein Albtraum. Und jetzt ist er auch noch der wichtigste Berater des künftigen US-Präsidenten."
Glenn Beck
Für den neuen Job im Weißen Haus lässt Stephen Bannon seine Mitarbeit bei "Breitbart News" ruhen. Bannon hat das früher belächelte Internet-Angebot nach dem frühen Tod des Gründers Andrew Breitbart innnerhalb von vier Jahren zur wichtigsten Plattform der Rechtspopulisten in den USA ausgebaut. In einem seiner seltenen Interviews äußerte Bannon schon 2011 Kritik am Establishment der Republikaner.
"Schauen Sie sich die Intelligentia der Republikaner an: Die haben sich doch über die Tea Party und die Graswurzel-Bewegungen lustig gemacht. Wenn die Eliten so toll wären, wieso haben wir dann all die Probleme?!"
Stephen Bannon
Der Anstrich der Seriösität
Bannon machte "Breitbart News" zum Sprachrohr für zornige Tea-Party-Anhänger: gegen Liberale und Demokraten, gegen die Mainstream-Republikaner und gegen freien Handel und Globalisierung. Viele Beiträge sind auch frauenfeindlich oder sympathisieren mit weißen Nationalisten. Bannons publizistisches Erfolgsrezept: Reißerische Überschriften über scheinbar seriösen Berichten, und im Anschluss daran die Kommentare der Leser: ungefiltert und "oft hasserfüllt", so der Bloomberg-Journalist Joshua Green, der sich intensiv mit "Breitbart News" befasst hat:
"Breitbart veröffentlicht viele Sachen, die rassistisch sind, antisemitisch, weit weit außerhalb der Grenzen, die in der US-Politik als akzeptabel angesehen werden."
Joshua Green, Journalist
Unterstützung für AfD und Front National?
Vor vier Jahren hatte "Breitbart News" nur eine Millionen Nutzer pro Monat. Mittlerweile sind es 85 Millionen, in etwa so viele Nutzer wie das "Wall Street Journal" im Internet hat. Zwei Jahre vor der Brexit-Abstimmung eröffnete "Breitbart News" bereits ein Büro in London und wurde schnell zur Plattform der EU-Gegner. Als nächstes will "Breitbart News" - rechtzeitig vor den Wahlen - nach Frankreich und Deutschland expandieren, wovon sich "Front National" und AfD Rückenwind versprechen.
Stephen Bannon wird diese Expansion vom Weißen Haus aus beobachten. Als Chefstratege von Donald Trump kann er sich nicht mehr direkt einmischen. Allerdings wird "Breitbart News" künftig über beste Kontakte ins Weiße Haus verfügen.
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GH, Sonntag, 20.November 2016, 15:24 Uhr
6. @5.
Europa wird nicht bunter - Europa wird brauner.
Sie sind also auch noch farbenblind.
Und machen obendrein einen Zeitsprung 80 Jahre zurück.
Antwort von winfried, Sonntag, 20.November, 16:05 Uhr anzeigen
@GH ... Sie haben recht. Dann schon lieber aus einem "bunten Heute" hinein in eine "Islam-grüne Zukunft".
Antwort von J. Hacker, Sonntag, 20.November, 16:13 Uhr anzeigen
@ GH: Um aus dem roten Einheitsbrei herauszukommen machen wir besser einen Sprung in die Realität und nicht zu den Bekloppten aus den 30ern des letzten Jahrhunderts, kein vernünftiger Mensch kann das wollen! Also hören Sie gefälligst auf Leute die nicht Ihrer Meinung sind immer mit den Irren des Dritten Reiches gleichzusetzen. Das ist übrigens zutiefst antidemokratisch und protodiktatorisch!
Antwort von J. Hacker, Sonntag, 20.November, 16:15 Uhr anzeigen
@ winfried: Richtig, der Mainstream sägt kräftig an dem Ast auf dem wir (leider) alle sitzen.
Antwort von Schorsch, Sonntag, 20.November, 17:34 Uhr anzeigen
Wenn Afrikaner nach Deutschland kommen, wird Deutschland nicht bunt, sondern man sieht nur noch Schwarz.
Antwort von mündiger Bürger, Sonntag, 20.November, 18:19 Uhr anzeigen
@Schorsch: mit dieser Aussage haben sie sich wohl gerade selbst disqualifiziert. Unglaublich.
Antwort von winfried, Sonntag, 20.November, 23:35 Uhr anzeigen
@Schorsch
Ich denke, dass wenn Sie das Wort "Schwarz" klein geschrieben hätten, auch "mündiger Bürger" die Metapher erkannt hätte.
@mündiger Bürger
Sie disqualifizieren gleich Menschen, die sich bzgl. Groß- und Kleinschreibung vertan haben ? Dann beißen Sie auch auf einen "blanken Haken" !
J. Hacker, Sonntag, 20.November 2016, 14:29 Uhr
5. Europa wird bunter
Mehr Druck auf die Mainstream-Medien um deren Meinungsmonopol zu brechen. Gut so.
Antwort von Truderinger, Sonntag, 20.November, 14:43 Uhr anzeigen
Jawoll! Ein Hoch auf internationale Lügenpresse!
Antwort von winfried, Sonntag, 20.November, 15:00 Uhr anzeigen
@J Hacker ... recht haben Sie !!!
Antwort von Tanja, Sonntag, 20.November, 15:06 Uhr anzeigen
Genau, das denke ich auch.
Antwort von J. Hacker, Sonntag, 20.November, 15:22 Uhr anzeigen
@ Truderinger: Guter Mann, Sie glauben ja gar nicht wie viele Menschen es derartig satt haben sich von unserer Medienlandschaft ständig bevormunden zu lassen. Die Leute wissen ganz genau, daß die öffentliche Meinung und die veröffentlichte Meinung in unserer westlichen Kommunikationskultur zwei diametral entgegengesetzte Pole sind. Bei Breitbart mag es zwar durchaus deftig zugehen, aber es verschiebt den Medien-Median wieder mehr in die reale Abbildung der wirklichen öffentlichen Attitüde. Sie schmettern hier ständig freidenkenden Menschen Ihre linkslastigen Anschuldigungen entgegen. Es ist nur recht und billig, daß hier auch mal ein Gegendruck aufgebaut wird...
Antwort von Manfred, Sonntag, 20.November, 18:11 Uhr anzeigen
J.Hacker:
Woher wollen Sie wissen, was die Leute wissen und denken? - Welche übersinnlichen Fähigkeiten besitzen Sie? - Oder schließen Sie womöglich von Ihrer Meinung (und der einiger Gesinnungsgenossen) einfach auf die Mehrheit?
Verschwörungstheoretiker, Sonntag, 20.November 2016, 14:24 Uhr
4. Gegenmaßnahme wird schon länger geplant
Auf EU-Ebene ist bereits seit längerem ein System in Planung das "falsche Informationen" automatisch aus dem Internet entfernen soll. (ähnlich der Kinderpornographie-Zensur in Deutschland)
Die NATO war auch interessiert (wegen der russischen Propaganda im Netz)
Wenn dann auf solchen Portalen steht: "Angela Merkel schädigt mit ihrem Verhalten Europa." dann ist das natürlich eine falsche Information, die automatisch gelöscht bzw. geblockt werden würde.
Gut, jetzt gibt es natürlich ein Problem mit einer Pro-Russland, Pro-Breitbart US-Regierung. Dumm gelaufen... ^^
Antwort von Franz, Sonntag, 20.November, 15:06 Uhr anzeigen
Interessant, dass Sie es für verwerflich halten, dass Kinderpornos aus dem Netz genommen werden. So kann man sich auch demaskieren.
Antwort von Johanna , Sonntag, 20.November, 15:24 Uhr anzeigen
@Franz:
Genau dasselbe habe ich ebenfalls gedacht: wer das Verbot der Darstellung von Kinderpornographie im Netz als "ZENSUR" bezeichnet, ist in meinen Augen ein Pädophiler, der sich selbst demaskiert hat. Der BR hat doch die Email-Adresse; kann man die nicht zur Anzeige bringen ?
Antwort von Verschwörungstheoretiker, Sonntag, 20.November, 16:33 Uhr anzeigen
@Franz und Johanna
"Genau dasselbe habe ich ebenfalls gedacht: wer das Verbot der Darstellung von Kinderpornographie im Netz als "ZENSUR" bezeichnet, ist in meinen Augen ein Pädophiler,"
Zen·su?r
Substantiv [die]
1.
das Überprüfen auf unerlaubte Inhalte.
"die Zensur der Presse"
2.
Behörde, die Veröffentlichungen auf unerlaubte Inhalte hin überprüft.
"etwas der Zensur vorlegen müssen"
Meine Adresse lautet:
Udo Windirsch
Reigersbergstr. 9
63743 Aschaffenburg
Die zuständige Staatsanwaltschaft:
Staatsanwaltschaft Aschaffenburg
Schlossplatz 7
63739 Aschaffenburg (Hausanschrift)
Truderinger, Sonntag, 20.November 2016, 14:24 Uhr
3.
Da kriegt der Herr Elsässer wohl Konkurrenz und aufgeklärte Menschen können sich über ein weiteres unfreiwilliges Satirepamphlet freuen. Der geneigte Hassmensch wird es natürlich begeistert und widerspruchsfrei aufsaugen, denn rechte Hetzer sagen ja stets die Wahrheit! So wie der neue Chefsatiriker dieser Meute, der unvergleichliche Mario Barth!
Robert, Sonntag, 20.November 2016, 14:13 Uhr
2. Breitbart vs ARD/ZDF
Meinungsfreiheit und Meinungvielfalt sind wichtig. Das muss sichergestellt werden. Keine Angst vor dem Andersdenkenden.
Breitbart kann man sich freiwillig anschauen. ARD/ZDF is ZWANG, man muß es bezahlen.
Antwort von Truderinger, Sonntag, 20.November, 14:42 Uhr anzeigen
Und wir wissen ja von RTL und Co.: Die billigsten Nachrichten sind die besten!
Antwort von J. Hacker, Sonntag, 20.November, 15:23 Uhr anzeigen
@ Robert: Genau!
Antwort von winfried, Sonntag, 20.November, 15:38 Uhr anzeigen
@Robert ... Ich übersetze "frei" in --> Erfolg vs. Futterneid.
Antwort von T. Werner, Sonntag, 20.November, 16:08 Uhr anzeigen
@Truderinger: es geht nicht darum ob die weniger anspruchsvollen RTL Nachrichten kostenlos ins Haus kommen. Es geht um die "Schlagseite" und die ist in der Medienlandschaft deutlich LINKS. Ist in den USA bei den TV-Nachrichten auch so - bis auf Fox News. Die berichteten über Clinton wie auch über Trump kritisch . Trump hatte keine Scheu hatte sich ohne Skript interviewen zu lassen (von allen TV Sendern), Clinton hingegen wie Merkel gemerkt hat dass die spontane Rede nicht ihr Ding ist. Das kann man höchstens dem Establishment der Demokraten vorwerfen - die haben den öffentlichkeitswirksameren Bernie Sanders aus dem Rennen geworfen.
PS: Über Fox News haben viele politisch interessierte Deutsche eine Meinung (von UNSEREN Medien) aber keine Ahnung. Es ist problemlos möglich für 20 $ (via Kreditkarte/Paypal) sich alle großen US-Sender (NBC, CBS, Fox, ABC und MSNBC, Fox News, CNN und mehr) auf den TV-Bildschirm zu holen (ab 16 MBit DSL und mit einer Smartbox).
Antwort von Manfred, Sonntag, 20.November, 18:09 Uhr anzeigen
"die ist in der Medienlandschaft deutlich LINKS."
Tja das ist wieder die Frage des eigenen Standpunktes:
Wer selbst rechts-außen steht, empfindet jede andere Meinung als "deutlich links".