99

Check Babynahrung Wie gut sind Marktführer Hipp & Co?

Als Vorreiter der Bio-Welle für die ganz Kleinen gilt das bayerische Unternehmen Hipp. Schon seit mehr als 60 Jahren produziert es Bioqualität und hat sich damit als Marktführer etabliert. Wie sich Hipp gegen andere Anbieter schlägt, erfahren Sie in unserem mehr/wert-Check.

Author: Lisa Wurscher

Published at: 2-2-2017

Testessen | Bild: BR

Die Imagekampagne von Claus Hipp kennen Generationen. Sein Werbeslogan "Dafür stehe ich mit meinem Namen" ist längst ein Klassiker. Wir haben so einen TV-Spot von der Münchner Werbepsychologin Stefanie Fuchs analysieren lassen:  

"Aus werbepsychologischer Sicht sehr gut gemacht, denn der Slogan ist ein klares Versprechen. Ein Versprechen vom Chef persönlich.  Das schafft natürlich Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein bei den Konsumenten. Gerade bei frisch gebackenen Müttern, die nur das Beste für ihr Baby wollen, blinkt ganz stark im Gehirn das Areal für Sicherheit und Fürsorge auf."

Stefanie Fuchs

Ist die bayerische Firma zu Recht Marktführer bei Babynahrung, oder macht sie einfach nur das beste Marketing? Wir haben Hipp mit den Bio-Anbietern Alnatura und Holle verglichen. Gecheckt wurden Geschmack, Preis und Zutaten.

Geschmack

Für den Geschmacks-Check haben wir vier kleine Kinder zwischen 14 Monaten und vier Jahren zum Essen in die BR-Kantine eingeladen. Sie werden drei identische Bio-Menüs probieren. Einmal von Hipp, einmal von Holle und einmal von Alnatura.

  • Zur Vorspeise gab es Fruchtgläschen mit Apfel und Banane. Hier hat Alnatura den Geschmacks-Check gewonnen. Platz zwei ging an Holle, Platz drei an Hipp.
  • Die Hauptspeise - Bio-Rind mit Kartoffeln und Karotten – kam bei unserer Jury insgesamt eher mäßig an. Geschmackssieger wurde Hipp, gefolgt von Alnatura. Holle ging hier leer aus.
  • Als Dessert haben wir Früchteriegel mit Apfel und Banane serviert. Wieder lag Hipp vorne. Platz 2: Holle, Platz 3: Alnatura.

Gesamtsieger beim Geschmacks-Check der Kinderjury wurde Hipp mit zwei von drei möglichen Punkten.

Preis

Für das Fruchtgläschen von Holle im Demeter-Standard haben wir 71 Cent pro 100 Gramm bezahlt, bei Hipp 56 Cent, bei Alnatura 50 Cent.  Auch die Hauptspeise war bei Holle am teuersten. Hipp lag wieder im Mittelfeld. Alnatura war der günstigste Anbieter. Der Früchteriegel hat bei Holle 89 Cent gekostet, bei Hipp 65 Cent. Bei Alnatura haben wir für die gleiche Menge nur 49 Cent bezahlt.

Somit hat Alnatura unseren Preis-Check ganz klar mit drei von drei möglichen Punkten gewonnen.

Zutaten

Obwohl alle drei Anbieter die gesetzlichen Vorschriften einhalten, haben wir in den Verkaufsregalen Produkte gefunden, die schon seit Jahren immer wieder in der Kritik stehen. Wir haben sie zum Helmholtz Zentrum München gebracht, in eine Abteilung, die auf Diabetesforschung bei Kindern spezialisiert ist.

Unser erstes Beispiel: Eine Trinkmahlzeit für Säuglinge. Holle bietet sie gar nicht an, Alnatura hat sie aus dem Sortiment genommen. Hipp verkauft Trinkmahlzeiten mit dem Aufdruck "schön sättigend" nach wie vor. Dazu Dr. Sandra Hummel vom Helmholtz Zentrum München:

"Die Produkte enthalten mehr Kohlenhydrate, eben, dass das Kind besser durchschlafen kann. Dadurch sind sie dickflüssiger, halten besser satt und haben aber dadurch auch mehr Energie. Hier sind wir schon bei dem Punkt, dass es das Problem gibt, dass die Kinder damit überfüttert werden können. Ein anderes Problem, das diskutiert wird, ist, dass dadurch auch vermehrt Karies ausgelöst werden kann."

Dr. Sandra Hummel, Helmholtz Zentrum München

Beispiel 2: Kekse, durch die sich Kinder sehr früh an Süßigkeiten gewöhnen. Alnatura süßt mit Agavendicksaft und Honig, Holle mit Reissirup und Hipp mit Zucker aus biologischer Erzeugung. Die Experteneinschätzung von Dr. Sandra Hummel, Helmholtz Zentrum München:

"Das macht keinen Unterschied. Die alternativen Süßungsformen wie Honig oder Dicksaft haben nahezu gleiche Kalorien wie gleicher Zucker und sie werden auch gleich verstoffwechselt. Somit bieten sie keine Vorteile gegenüber herkömmlichem Zucker."

Dr. Sandra Hummel, Helmholtz Zentrum München

Unser drittes Beispiel: Süßer Säuglings-Brei. Ebenfalls seit Jahren umstritten. Hipp setzt auch bei diesen beiden Produkten Zucker zu. Holle und Alnatura verarbeiten eine Alternative: Das Kohlenhdyratgemisch Maltodextrin. Dazu erklärt Dr. Sandra Hummel vom Helmholtz Zentrum München:

"Es ist so, dass Maltodextrin und Zucker bei gleicher Menge unterschiedliche Süßkraft haben. Maltodextrin schmeckt weniger süß. Beide haben die gleiche Energie und aus wissenschaftlicher Sicht wäre zu empfehlen, dass ein Getreidebrei ausgewählt wird, der weder Zucker, noch Maltodextrin enthält. Da gibt es einige Produkte, die zuckerfrei sind. Das kann man aber auch sehr gut selber herstellen."

Dr. Sandra Hummel, Helmholtz Zentrum München

Das Ergebnis:

Bei unserem Check schnitt Hipp insgesamt also durchwachsen ab. Beim Geschmack lag Hipp vorne, beim Preis im Mittelfeld. In Sachen "Zutaten" haben wir in unserem Vergleich bei Hipp die meisten Produkte gefunden, von denen die Ernährungsexpertin nicht begeistert war.


99

Kommentieren

Sina W., Donnerstag, 02.Februar 2017, 10:29 Uhr

1. Selber kochen?

Geschmacklich liegen alle Gläschen deutlich hinter einem frischgekochten Produkt. Für meinen Großen habe ich Gemüsbreie gekocht und diese in Eiswürfelformen eingefroren. Kostet weniger und schmeckt besser. Zeitaufwand: Alle 2 Wochen 45 Min am Wochenende. Zudem ist es unheimlich schwierig, noch ungesüßte Breie und Müslis zu bekommen. Fast überall wird mit Dicksäften etc nachgeholfen, das ist völlig unverantwortlich! Es ist den Eltern kaum zuzumuten, jede Zutatenliste vor dem Kauf zu studieren. Seit mein Sohn Süßigkeiten essen darf, verweigert er Obst und Gemüse, also vorsicht mit der frühen Gabe von gesüßten Produkten!

Leider hatte ich viel mit Vorurteilen zB der Elterngeneration zu kämpfen- man dürfe ja nur Hipp verfüttern. Das einzig wahre. Die Jahrzehntelange Werbeberieselung hat ihren Zweck also voll erfüllt.

Mein großer Sohn ist heute 3 und bei meinem zweiten Sohn werde ichs wieder genauso machen