Cyber-Crime-Lagebericht Das Darknet, der dunkle Ort
Der Bericht des Bundeskriminalamts zur Cyberkriminalität wurde dieses Mal mit etwas mehr Spannung erwartet als in den vergangenen Jahren. Grund ist der Amoklauf von München: Der Jugendliche Täter soll sich im Darknet die Waffe besorgt haben, mit der er neun Menschen erschoss. Dieser anonymisierte Teil des Internets ist mittlerweile eines der Hauptermittlungsfelder der Spezialisten vom BKA.
Im Darknet können Menschen in Kaufhäusern, die funktionieren wie die Onlinekaufhäuser Amazon oder Zalando Falschgeld, Drogen oder Waffen besorgen. Verhandelt wird in verschlüsselten Chats, gezahlt per Bitcoin. Nachforschungen dort sind für die Polizei schwierig und finden überwiegend durch verdeckte Ermittler statt. Dennoch gibt es Erfolge: Im vergangenen Jahr hat das BKA laut Behörden-Chef Holger Münch fünf Internet-Marktplätze aus dem Verkehr gezogen.
Ein Trend: Umgebaute Deko-Waffen aus dem Darknet
Auch Waffen werden im Darknet zum Kauf angeboten. Die umgebaute Deko-Waffe, die beim Amoklauf in München benutzt wurde, soll laut Ermittlern in München ebenfalls aus dem Darknet stammen. Diese Art Waffen, die in Theatern als Show-Waffen eingesetzt werden, können von Spezialisten wieder scharf gemacht werden. Dann werden sie im Internet verkauft. Laut dem BKA-Chef hat der Verkauf solcher Pistolen zwar in den letzten Jahren zugenommen. Er betont aber auch: der Waffenhandel im Darknet macht im Vergleich zu Drogengeschäften immer noch einen sehr kleinen Teil aus. Auch gebe es hier viele Betrüger, die nur behaupten, Waffen und Munition zu besitzen.
Weniger Straftaten, mehr Schaden
Insgesamt wurden laut BKA-Chef Münch im Jahr 2015 über 45.000 Cybercrime-Fälle von der Polizei erfasst. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist das ein Rückgang, das hat laut Münch allerdings eher mit einer Änderung der Erfassung zu tun: Seit diesem Jahr werden Fälle, die nicht eindeutig in Deutschland zu verorten sind, von der Statistik nicht mehr erfasst. Wer sich informiert, der weiß: die meisten Fälle spielen sich zumindest auch im internationalen Raum ab. Dennoch geht es um viel Geld: 40 Millionen Euro Schaden haben die Kriminellen im Jahr 2015 angerichtet. Und dabei sind nur Computerbetrug und der Schaden durch gestohlene Online-Zugänge mit einberechnet. Zum tatsächlichen Schaden, der zum Beispiel durch illegalen Handel im Darknet entsteht, kann das BKA keine Aussagen machen.
Die Polizei geht im Bereich der Cyberkriminalität auch von einer hohen Dunkelziffer aus. Der Grund: Viele Menschen versprechen sich bei einer Anzeige kaum Erfolg. Besonders Firmen zeigen Straftaten selten an, weil sie einen Reputationsverlust befürchten, wenn bekannt wird, dass sie gehackt wurden. Die Aufklärungsquote bei angezeigten Straftaten liegt laut Münch allerdings bei über gut 32 Prozent. Auch deshalb appellierte der BKA-Chef an die Bürger, sich zu melden, wenn sie betroffen sind.