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Der Altöttinger Weg Wie Flüchtlinge Wohnungen finden

Laut BRK gibt es 23.000 "Fehlbeleger" in Bayern, also Flüchtlinge die in Wohnungen ziehen dürften. Können sie aber nicht, weil es nicht genug Wohnraum für sie gibt. In Altötting arbeiten BRK und Landratsamt an einer Lösung.

Von: Vera Cornette

Stand: 28.09.2016 |Bildnachweis

Symbolbild: Ein 16-Jähriger aus Eritrea steht am Fenster seiner Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge | Bild: picture-alliance/dpa

Annette Heidrich sucht ein Zimmer - nicht für sich, sondern für einen Flüchtling. Heidrichs Stelle ist beim Bayerischen Roten Kreuz in Altötting angesiedelt, wird aber vom Landratsamt finanziert.

Kurz bevor wir in das Haus hineingehen, wollen wir wissen, auf was sie besonders achtet. Der Flüchtling solle ein schönes, großes Zimmer bekommen - und das Wichtigste: Sie will den Vermietern, in diesem Fall der Familie, klar machen, was auf sie zukommt. Immerhin kommt da ein fremder Mensch in die Familie. Der Sohn der Familie studiert mittlerweile in München, sein Zimmer steht also leer. Es ist hell, groß und hat einen Balkon. Und: Die Familie würde sich über einen jungen Flüchtling als Mieter freuen. Die Mutter ist ohnehin schon in der Flüchtlingshilfe aktiv. Aber es läuft längst nicht immer so reibungslos wie in diesem Fall.

"Ich bekomme nur ein Drittel der Wohnungen, die ich anschaue. Die Vorbehalte sind so groß. Und: Kleine Wohnungen sind so schwer zu finden, der Landkreis ist eher auf Familien ausgerichtet."

Annette Heidrich

Immer auf der Suche nach Wohnungen - und das erfolgreich

Von Wohnungen erfährt Annette Heidrich aus Zeitung oder Internet – oder sie fährt durch die Gegend, findet heraus, wer der Besitzer ist und spricht ihn direkt an. Und Annette Heidrich hat Erfolg: 55 Wohnungen hätte sie in diesem Jahr vermitteln sollen, 74 sind es jetzt schon. Allerdings gibt es in Bayern über 23.000 anerkannte Flüchtlinge, die in eine Wohnung ziehen könnten. Das BRK wünscht sich deshalb mehr Stellen wie die von Annette Heidrich.

"Es ist ganz wichtig, dass man solche Stellen wie hier schafft. Die öffentliche Hand sollte Geld in die Hand nehmen und solche Projekte unterstützen."

Brigitte Meyer, BRK-Vizepräsidentin

Ein bayernweites Konzept ist allerdings nicht zu erkennen - und das Innenministerium verweist auf den sozialen Wohnungsbau.

Hilfe auch der Wohnungsvermittlung

Auch nach der erfolgreichen Wohnungsvermittlung hilft Annette Heidrich - zum Beispiel bei Formularen, Versicherungsangelegenheiten oder der Mülltrennung. Bei den Wohnungseigentümern muss sie immer wieder Bedenken ausräumen – manche befürchten, dass Terroristen in ihr Eigentum ziehen. Nach dem Kennenlernen sind die meisten aber ganz beruhigt.

"Es gibt gar kein Problem, wäre jeder Mieter so, das wäre ein Traum."

Rainhard Schachtner, Vermieter

Auch im Landkreis Altötting ist die Wohnungssuche schwierig - aber dank Annette Heidrich doch um vieles leichter.







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Wolfgang, Mittwoch, 28.September 2016, 19:37 Uhr

40. Bei der Wohnungssuche helfen? Alle Grünflächen mit Asylwohnungen zubauen?

Langsam begreift es jeder Helfer, Flüchtlingen helfen ist Beihilfe zur Neubesiedlung Europas. Wenn hier ein Asylsuchender ist und nach Hause nur das Gute berichtet, dann kommen bald noch seine Eltern, Geschwister, Onkel, Tanten, Schulfreunde, Arbeitskollegen (falls er Schule besucht hat oder schon mal gearbeitet hat). Soll jede Grünfläche, jedes Getreidefeld, jede Waldfläche mit Hochhäusern zugebaut werden? Soll man dann Getreide aus Russland importieren? Soll es Staumeldungen von Flensbug im Norden bis Freilassing bei München geben? Wo verstecken sie sich die Umweltschützer? Wollen wir das?

  • Antwort von Caspar, Donnerstag, 29.September, 00:53 Uhr anzeigen

  • Antwort von Moser, Sepp, Donnerstag, 29.September, 05:55 Uhr anzeigen

Rico L., Mittwoch, 28.September 2016, 18:48 Uhr

39. Wie wahr, wie wahr...

Fehlbeleger ist der absolut zutreffende Ausdruck. Meine Hochachtung!

Oliver S., Mittwoch, 28.September 2016, 18:43 Uhr

38. Eigentlich schon schlimm, ...

... was hier alles für Kommentare stehen. Aber auch nachvollziehbar.

Wäre all dieses Geld auch ohne Flüchtlingswelle in die Hände genommen worden, um notleidenden deutschen zu helfen? Sicher nicht. Und genau das erzeugt Unmut. Die Reformen der vergangenen Jahrzehnte hatten ja nur eines zum Ziel: Kosten sparen - in erster Linie zu Lasten derer, die eh schon wenig verdienen. Die Initiatoren dieser "Reformen" dagegen aalen sich im Luxus zu Lasten der Steuerzahler.

Bin gespannt, wie dieses Spiel ausgeht. M.E. fahren wir mittelfristig an die Wand. Einerseits ein vom Wachstum besessener Kapitalismus, in dem jeder nur auf seinen Vorteil bedacht ist und in dem Reiche immer noch reicher werden. Andererseits soziale Probleme an diversen Orten (die Flüchtlingsproblematik ist nur eines davon ...). Das passt nicht zusammen. Und wohl nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge wird es in die Liga der gut verdienenden schaffen, denen ein finanziell sorgloses Leben garantiert ist ...

  • Antwort von wm, Mittwoch, 28.September, 19:27 Uhr anzeigen

  • Antwort von stefan s, Mittwoch, 28.September, 21:25 Uhr anzeigen

peter, Mittwoch, 28.September 2016, 18:35 Uhr

37. Wohnung für Asylanten

Seit hier in dem grossen Wohnkomplex Flüchtlinge und Asylanten Wohnungen bekommen haben,regiert hier das Chaos.Müllberge im Treppenhaus,Möbel im Treppenhaus.Krach und Radau im Park vor der Wohnung bis in die Nacht,Die Leute stehen den ganzen Tag mit ihren Familien vor den Haustüren. Sperrmüll wird achtlos weggeworfen.
Hausmeister ist völlig überfordert.Nebenan hat die Stadt noch ein ganz grosses Haus an Wirtschaftsflüchtlinge aus Bulgarien und Rumänien vermietet.Und so hat die Stadt Fürth ein schönes grosses Ghetto geschaffen.Vielen Dank dafür.Hier sollten die Politiker mal wohnen,oder die Sozialverbände,die alles schön reden.

  • Antwort von HOPF L., Donnerstag, 29.September, 01:30 Uhr anzeigen

Tim, Mittwoch, 28.September 2016, 18:27 Uhr

36. Eigentum verpflichtet! Schnelle Lösungen sind gefragt. Neubau dauert und kostet.

Eine Enteignung zum Gunsten der Flüchtlinge könnten am leichtesten die Eigentümer von Ferienhäusern und Ferienwohnungen verkraften. Die sind schon mit allem notwendigen eingerichtet. Sie sind ohne weitere Investitionen bezugsfertig. Die Schlüssel mit angebrachter Adresse könnten die Eigentümer beim Bürgermeister abgeben. Das ist doch unsolidarisch, unmenschlich und unchristlich Betongold mit überschüssigem Geld kaufen und hamstern und Flüchtlinge draußen im Regen stehen lassen. Haben Sie ein Herz für die Kriegsflüchtlinge und bringen Sie Ihre Schlüssel zum Bürgermeister freiwillig ohne Zwang.

  • Antwort von Thomas Backes, Mittwoch, 28.September, 19:36 Uhr anzeigen

  • Antwort von Leo Bronstein, Mittwoch, 28.September, 20:09 Uhr anzeigen

  • Antwort von Valentin, Mittwoch, 28.September, 22:37 Uhr anzeigen