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Nachfolger von Ban Ki Moon Guterres wird UN-Generalsekretär

António Guterres wird neuer Generalsekretär der Vereinten Nationen. Die UN-Vollversammlung bestätigte den 67-Jährigen. Der frühere portugiesische Ministerpräsident folgt auf Ban Ki Moon und übernimmt das Amt zum Jahreswechsel.

Stand: 13.10.2016 |Bildnachweis

Antonio Manuel de Oliveira Guterres | Bild: Reuters (RNSP)

Der Schritt der 193 Mitgliedstaaten galt als Formalie, nachdem der Sicherheitsrat den früheren Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks für den Posten nominiert hatte. In der rund 70-jährigen UN-Geschichte hatte das Plenum eine solche Personalie noch nie blockiert.

"Ich bin sicher, dass Herr Guterres der Weltgemeinschaft mit Hingabe und als moralische Instanz dienen wird und die Stimme unseres Gewissens und der Menschheit während seiner Amtszeit sein wird."

Der Präsident der Vollversammlung, Peter Thomson

Keine Frau aus Osteuropa

Ein Portugiese an der Spitze der Vereinten Nationen - das war für viele eine Überraschung. Den Posten übernimmt ein Mann aus Westeuropa mit einem Jahrzehnt UN-Erfahrung - statt einer Frau aus Osteuropa, wie viele gehofft hatten. Aber als früherer Ministerpräsident seines Heimatlandes (1995 bis 2002) bringt der 67-Jährige Verhandlungsgeschick mit und kennt sich in den Korridoren der Macht aus.

Ein Macher, ein Schiedsrichter

Beobachter bezeichnen Guterres als Humanisten, aber auch als Realisten, als echten "Macher". Erst Anfang des Jahres hatte er die Nominierung der Sozialistischen Partei (PS) für die Präsidentenwahl in Portugal ausgeschlagen. Der Grund: Schon als Student habe er "eine Gesellschaft voller Ungerechtigkeiten verändern" wollen. 

"Ein Staatsoberhaupt ist so etwas wie ein Schiedsrichter. Ich möchte aber Ball spielen, ich möchte auf dem Feld sein, Action haben, ständig eingreifen."

Guterres nach seiner Absage für die portugiesische Präsidentenwahl

Erfahrung als Flüchtlingskommissar

An der Spitze der Vereinten Nationen will der gelernte Ingenieur, der als Student in den Armenvierteln Lissabons Sozialarbeit verrichtete, nun seine "ganze Erfahrung einsetzen", wie er betonte. In seiner Heimat habe er nicht nur die Nelkenrevolution 1974, sondern auch die Demokratisierung des Landes an vorderster Front erlebt. "Ich war Partei- und Regierungsmitglied und dann Regierungschef. Und dann hatte ich diese unglaubliche Chance, zehn Jahre lang bei der Unterstützung der Flüchtlinge zu helfen", sagte Guterres.

Gemeint ist seine Zeit als Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) von 2005 bis 2015, in der Guterres mit verheerenden Flüchtlingskrisen fertig werden musste - von Afghanistan, Irak und Syrien bis in den Südsudan und nach Zentralafrika. Er reiste dabei unter anderem mit Hollywoodstar Angelina Jolie in die am schlimmsten betroffenen Gebiete. Auch stellte er die Unzulänglichkeit der Europäischen Union in der Flüchtlingskrise offen an den Pranger.

Sprachbegabter Vater

Auf der Homepage des UNHCR ist über den Mann aus dem Lissabonner Vorort Santos-o-Velho zu lesen, er habe eine "tiefgreifende Strukturreform" vollzogen und die Arbeit der Organisation effizienter gemacht. Ein Pluspunkt von Guterres ist auch, dass der zweifache Familienvater fließend Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch spricht.







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