Die Jahrhundertflut in Bayern

Hochwasser 2013 Die Jahrhundertflut in Bayern

Stand: 19.06.2013

Teile Niederbayerns stehen unter Wasser, Luftbild | Bild: Anna Hiendlmayer

Tagelang hatte der Himmel über Bayern im Juni seine Schleusen geöffnet. In einem irrsinnigen Tempo schwollen die Pegel der Flüsse und Bäche im Freistaat an. Trotz eines ernormen Aufwands durch Helfer und Einsatzkräfte, wurde vielerorts der Kampf gegen die Wassermassen verloren. Viele Menschen stehen vor dem Nichts.

Acht Milliarden Hilfe und mehr Geld für Hochwasserschutz

Es war die gute Nachricht von der Hochwasserfront: Der Finanzierungsplan für den Wiederaufbau. Nach schwierigen Gesprächen einigten sich Bund und Länder auf Details der Finanzierung des gemeinsamen Fonds von bis zu acht Milliarden Euro. Für die Aufteilung der Kosten zwischen Bund und Ländern wurde eine Lösung gefunden, der Bund streckte den von den Ländern zu übernehmenden Anteil vor.

Spendenbereitschaft war niedriger als früher

Nach der Hochwasserkatastrophe in Niederbayern war die Spendenbereitschaft der Menschen deutlich niedriger als bei früheren Flutereignissen. Das hat eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks bei betroffenen Kommunen und Hilfsorganisationen ergeben. Das Deutsche Rote Kreuz beispielsweise hat nach der Flutkatastrophe von 2002 circa 130 Millionen Euro eingesammelt. Nach der jüngsten Katastrophe belief sich der vorläufige Spendenstand auf gerade einmal acht Millionen Euro, wie die Organisation mitteilte.

Über mögliche Gründe für den Spendenrückgang lässt sich nur spekulieren. Hanna Hutschenreiter, Pressesprecherin des BRK, meint, es gebe im Vergleich zu früheren Hochwasserkatastrophen nun vermehrt kleine Initiativen, die neben den bekannten Hilfsorganisationen Spendengelder einsammeln.

Fluthilfe-Tag: Der Bayerische Rundfunk sammelte Spenden

Auch die Programme des Bayerischen Rundfunks halfen gemeinsam mit dem "BR-Fluthilfe-Tag für Bayern": In Hörfunk, Fernsehen und auf BR.de machten vielfältige Beiträge deutlich, warum weitere Spenden trotz staatlicher Hilfsprogramme dringend notwendig sind. Höhepunkt war die Liveübertragung der Benefiz-Veranstaltung "Weida mitanand - Ein Abend für die Fluthilfe in Bayern" im Bayerischen Fernsehen, im Hörfunk und im Livestream und Blog auf BR.de.

Landtags-SPD forderte Auskunft über Hochwasserprognosen

In Passau wird schon seit längerem gestritten, wie die Bürger der Stadt in Zukunft möglichst schnell und frühzeitig vorgewarnt werden können. Oberbürgermeister Jürgen Dupper hatte kritisiert, dass die Starkregen-Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes entweder zu spät oder gar nicht vom Hochwassernachrichtendienst verarbeitet und an die Städte und Gemeinden weitergegeben worden seien. So wurde in der Drei-Flüsse-Stadt auf die Räumung von Häusern verzichtet und Stege wurden in der Altstadt verbaut. Bei einem Pegel von fast 13 Metern seien diese Stege später zum Hindernis für Rettungskräfte geworden und Häuser konnten nicht mehr geräumt werden, weil das Wasser zu schnell kam. Das Umweltministerium hatte der Darstellung Duppers widersprochen. Jetzt fordert die SPD-Fraktion vom Ministerium Auskunft, wann und wie die Kommunen informiert wurden.

Nachwirkungen in der Natur

Erst Jahrhundertflut, dann Rekordtemperaturen: Was die Menschen im Raum Deggendorf quält, freute die Mücken. Spezialisten rückten der neuen Plage zu Leibe.

Im Großraum Deggendorf gab es weit mehr Stechmücken als jahreszeitlich üblich, nicht nur die Einsatzkräfte klagten über die lästigen Insekten. Das Mittel B.t.i wurde ausgebracht, es tötet die Larven . Für Deggendorf, Plattling, Winzer und die Gemeinde Moos lag dafür eine Genehmigung der Regierung von Niederbayern vor. Für die übrigen Donaugemeinden dehnte die Regierung den Bescheid aus.

Ein Biologe hatte mögliche Brutgebiete unter die Lupe genommen. Heute soll Mitarbeitern der betroffenen Gemeinden gezeigt werden, worauf sie achten müssen und wie das Mittel ausgebracht werden soll. Die Mückentöter werden wohl einzeln auf Larvenjagd gehen müssen - ein Hubschraubereinsatz kommt voraussichtlich nicht in Frage.

Hochwasser dezimiert Bayerns Vogelwelt

Stichwort: Was ist B.t.i.?

B.t.i. ist ein Eiweißstoff, der aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis subspec. Israeliensis gewonnen wird. Beim B.t.i.-Einsatz kommen also nicht die Bakterien selbst, sondern nur die von ihnen produzierten Eiweißkörper zum Einsatz. B.t.i vernichtet in der hier eingesetzten Konzentration selektiv Stechmückenlarven (nicht auf deren Eier, Puppen oder die ausgewachsenen Tiere). Bei sachgerechter Dosierung hat es laut Auskunft der Regierung von Niederbayern keine schädliche Wirkung auf andere Organismen, insbesondere auf Menschen und Säugetiere.

Zum Problem werden könnte, dass das Hochwasser die natürlichen Feinde der Insekten dramatisch dezimiert hat. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) teilte mit, dass bei einigen Vogelarten fast 90 Prozent des Nachwuchses dem Hochwasser zum Opfer gefallen sind. Neben Wiesenbrütern und einigen Greifvogelarten sind auch Insektenjäger wie der Mauersegler und bodenbrütende Singvögel betroffen. Jetzt hoffen die Vogelschützer auf einen guten Bruterfolg in den kommenden Jahren, um die Verluste auszugleichen.

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