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Kirche legt Finanzen offen Erzbistum München hat sechs Milliarden Euro Vermögen

Das Erzbistum München hat zum ersten Mal sein Vermögen bewertet und ist auf rund sechs Milliarden Euro gekommen - ein Rekordwert in Deutschland. Einen großen Teil der Summe hat die Kirche Stiftungen zugewiesen.

Von: Daniel Knopp

Stand: 20.06.2016

Symbolbild: Rosenkranz mit Holzkreuz auf Geldscheinen | Bild: colourbox.com

Bei der Vorstellung des Kirchenvermögens sagte der Generalvikar der Erzdiözese, Peter Beer, mal ein Auge zugedrückt und alles zusammengerechnet, komme man auf sechs Milliarden. Zuvor war von 5,5 Milliarden Euro die Rede gewesen.

Prälat Peter Beer

Im Rahmen der Umstellung auf die Doppik, einer Art doppelter Buchführung, wurden die Finanzmittel und Vermögenswerte erfasst und bewertet. Die finanziellen Ressourcen seien immer an konkrete, den Gläubigen und der Gesellschaft dienende Zwecke gebunden. Vermögen könnne nie ein Selbstzweck sein, sagte Beer. Rund zwei Milliarden Euro sind davon in drei großen Stiftungen angelegt, aus deren Erlösen kirchliche Einrichtungen finanziert werden.

Die Stiftungen werden von unabhängigen Experten mitkontrolliert. Erträge dürfen nur zweckgebunden für Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Bildung verwendet werden, wie Generalvikar Peter Beer bei der Vorstellung betont hat.

Die reichsten Diözesen Deutschlands

Die vielleicht "reichste Diözese" der Welt

Nach dem Finanzskandal um den damaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatten sich etliche der 27 katholischen Diözesen in Deutschland entschieden, mit den Finanzen transparenter umzugehen. Bisher galten Paderborn (rund 4 Milliarden Euro Vermögen) und Köln (3,4 Milliarden Euro) als die reichsten Bistümer. Die katholische Kirche in Deutschland gilt im weltweiten Vergleich traditionell als reich. Mit den neu veröffentlichten sechs Milliarden Euro konkurriert München mit Chicago (USA) um den Titel der reichsten Diözese der Welt.

Etwa 500 bis 700 Millionen Euro schwer ist jede der drei Stiftungen, die künftig das Grundvermögen der Erzdiözese München und Freising verwalten. Nicht der Bischof, sondern externe Fachleute sollen im Wesentlichen die Stiftungen betreuen, so die Äußerung des Münchner Generalvikars Peter Beer.

"Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus Generalvikar, der Ressortleiter Bildung, Caritas oder Seelsorge und drei externe Finanzleute, die dann diese Stiftungsratsfunktionen erfüllen."

Generalvikar Peter Beer

Die detaillierten Berichte umfassen zusammen mehr als 230 Seiten. Noch keine Angaben gibt es zum Vermögen des Metropolitankapitels sowie einigen weiteren kleineren Stiftungen.

Erzbischof kann nicht über alles verfügen

Große Teile des freien Vermögens des Erzbistums wurden laut Beer im vergangenen Jahr umgeschichtet und damit dem Zugriff der Bistumsleitung entzogen. An drei Stiftungen seien Werte in Höhe von 1,3 Milliarden Euro übertragen und damit an die jeweiligen Stiftungszwecke gebunden worden.

Diese seien im Wesentlichen bestimmt durch die drei kirchlichen Grundaufträge Seelsorge, Wohlfahrtspflege sowie Glaubensweitergabe und Bildung. Das Vermögen dürfe durch die künftige Anlagepolitik nicht geschmälert werden. Über die Verwendung der damit erzielten Erlöse entscheide der Diözesansteuerausschuss.

Reich, reicher, München

Das Erzbistum München beziffert sein Vermögen auf über 5,5 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden stecken in Finanzanlagen, 1,3 Milliarden Euro schwer ist der Immobilienbesitz. Weitere liquide Mittel belaufen sich auf knapp 450 Millionen Euro. In Bildung, Gemeinden und caritative Zwecke fließen knapp zwei Milliarden Euro. Die Emeritenanstalt, die Pensionen der Priester sichert, bindet knapp 250 Millionen Euro und der Erzbischöfliche Stuhl gut 50 Millionen.

Neu geordnet wurden nach Beers Angaben außerdem die Aufsichtsgremien. Demnach sind diese mehrheitlich mit erfahrenen und von der Kirche finanziell unabhängigen Wirtschaftsexperten besetzt. Die Zuständigkeiten bei der Erwirtschaftung, Bereitstellung und Verwendung von Mitteln seien getrennt worden. Das Prinzip lautet: Wer Geld ausgibt, soll es sich nicht selbst genehmigen können, wer über Ausgaben entscheidet nicht an der Aufsicht darüber beteiligt sein.

Über eine halbe Milliarde Kirchensteuer 2015

Der Freisinger Dom

2015 erhielt das Erzbistum 570 Millionen Euro aus seiner wichtigsten Einnahmequelle, der Kirchensteuer. Die Gesamterträge einschließlich staatlicher Zuwendungen und verschiedener Erlöse betrugen gut 781 Millionen Euro, davon waren 192 Millionen Euro ungeplante Mehreinnahmen. Diese Mittel fließen laut Jahresbericht vor allem in Bauprojekte auf dem Freisinger Domberg, zwei neue Grundschulen und den Umbau von Kloster Beuerberg (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Für das laufende Jahr rechnen die Finanzplaner des Erzbistums mit etwas geringeren Erträgen.

Auch die Vermögenswerte des bischöflichen Stuhls würden zukünftig transparent dargestellt, sagt Peter Beer. Bei ihrer Vermögensaufstellung will die Erzdiözese zudem alle Werte für Gebäude, Grundstücke, Kunstgegenstände, Verträge, Anlagen und Kapitalrücklagen berücksichtigen.


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Kommentieren

Heinrich, Mittwoch, 29.Juni 2016, 14:00 Uhr

62. Viel Geld, wenig Moral

Es gibt ja diese Tabellen, die uns das wertvollste Unternehmer der Welt zeigen. Mal ist Google bzw. Alpha an der Spitze, dann wieder Apple. Für was braucht man so eine Statistik, wenn diese offensichtlich unvollständig ist?
Bei der katholische Kirche verfügen schon Bistümer über Milliardenwerte. Was wird dann wohl im Verbund herauskommen? Das wird einem wohl niemand sagen können, denn jeder fürchtet die Konsequenz, vielleicht doch einmal bei den Heizern zu enden.
Nun, so ist das halt. Über Jahrhunderte auch mit Gewalt oder Ablass erwirtschaftete Werte stehen heute zu Buche.
Wenn die Kirche dann nur nicht so kleinlich wäre, wenn einmal ein Schäfchen aus der Reihe geschlagen hätte. Und ich meine jetzt nicht die Laien. Da gab es genug Skandale in der Vergangenheit- Aber irgendwie funktioniert es immer. Es wird geschwiegen, dann mit Worthülsen gefochten, um die Zeit des öffentlichen Interesses zu überbrücken. Und dann feilscht man um Cent. Ja, so kommt man zu Milliarden.

wolfgang, Donnerstag, 23.Juni 2016, 12:48 Uhr

61. Vermögenswerte?

Wie viel ist diese Meldung des Bistums wert? Theologie und Mathematik, dazwischen liegen Welten. Das Fachgebiet bei Theologen bezieht sich auf die Behauptung, es gibt ein Leben nach dem Tode. Und schon dabei haben sie sich verrechnet!

Martina Lenzen, Dienstag, 21.Juni 2016, 14:29 Uhr

60. Geld

Dass gerade die katholische Kirche mit ihrem Geld nicht die ist, die gute Löhne zahlt - Pflege als ein Beispiel - sich auch noch vom Staat sponsern lässt,
von dem sie doch getrennt ist, stößt seit Jahrzehnten übel auf.
Da hilft kein PR Berater, kein Thomas Gottschalk, der ja auch zu viel Geld auf dem Konto hat, wenn man mal an andere denkt.
Kirche und Staat wollen nicht offenlegen, werden jetzt in diesen Zeiten gezwungen, müssen endlich sagen, wofür sie stehen.
Weder das Wahlvolk noch das Kirchenvolk ist dumm. Denn die meisten wählen ja nicht die AfD.
Mehr Respekt vor den Bürgern. Und so kann das System nicht weiterlaufen.
Gerade eine Andrea Nahles. der als bekennende Katholikin und Sozialdemokratin die christliche Soziallehre vor Augen hat, haben sollte,
kann jetzt einmal deutliche Worte finden.

Sommerregen, Dienstag, 21.Juni 2016, 07:44 Uhr

59. gut so

Um den vielfältigen sozialen und kirchlichen Aufgaben gerecht zu werden, braucht es Geld. Mit dem kirchlichen Vermögen wird gearbeitet, finanzielle Mittel weitergeleitet, unterstützt, erhalten und vieles mehr, siehe Gehälter, Instandhaltung der Gebäude, Finanzierung von sozialen Projekten im In- und Ausland, Flüchtlingshilfe, Sozial- und Lebensberatung, Förderung von Kunst und Kultur, Betriebsseelsorge .... Um Menschen in Notlagen zu unterstützen, werden weiterhin finanzielle Mittel benötigt. Jeder Auftrag, der zum Beispiel für die Instandhaltung/Sanierung/Umbau eines Gebäudes vergeben wird, trägt zum Einkommen von Handwerkern, Betrieben, Architekten ect. bei.

  • Antwort von wolfgang, Donnerstag, 23.Juni, 12:51 Uhr

    Die Worte hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

    Johann Wolfgang zu Goethe

john doe, Dienstag, 21.Juni 2016, 01:08 Uhr

58. gott hat hohe nebenkosten

http://www.3sat.de/page/?source=/ard/sendung/176358/index.html

zum thema karitative einrichtungen

auszug

"Die Allgemeinheit zahlt, hat aber nichts zu sagen

Doch problematisch wird es dort, wo kirchliche Einrichtungen staatliche Aufgaben übernehmen. Wo Kirche draufsteht, ist häufig vor allem Staat drin. Denn für die christlichen Einrichtungen zahlt zum größten Teil die Allgemeinheit. Der Kindergarten, in dem Bernadette K. arbeitete, wird zu 100 Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert. Bei Caritas und Diakonie finanziert die Kirche selbst nur noch etwa zwei Prozent des Etats, 98 Prozent trägt die Gesellschaft."

die doku ist bei youtube zu sehen.

also bitte den schwachsinn unterlassen das die kirche vom geld karitative einrichtungen betreibt.