AfD und Linke Die Macht des Populismus
Linke und AfD könnten am Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern zusammen knapp 40 Prozent bekommen. Keineswegs nur ein Rechenspiel, denn die so unterschiedlichen Parteien ziehen mehr oder weniger erfolgreich die Populismuskarte – mit erstaunlichen Parallelen. Das Phänomen als Ost-Lappalie abzutun, wäre unter- , die Sorge vor "Weimarer Zuständen" übertrieben.

Jahrzehntelang profitierte die Ostpartei Die Linke (wie ihre Vorgängerin PDS) von besonderen Verhältnissen in den neuen Bundesländern. Antiliberalismus, Antiamerikanismus, Antiparlamentarismus – diese Attitüden sitzen in der Teilgesellschaft Ost auch 26 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung tief. Sie bilden den Humus, auf dem einst die Wahlerfolge der Linken keimten. Der Flugsand der Protestwähler hatte der Partei beizeiten 20 Prozent beschert, um sich schnell wieder dorthin zu verflüchtigen, wo er hauptsächlich herkam: ins Lager der Nichtwähler.
Links? Rechts? Populistisch!
Um diese Stimmen der Frustrierten tobt nun der Kampf mit der AfD. Man fischt in demselben Teich antiwestlicher Ressentiments, die ihr Ventil in den Extremen suchen. Die alte Glaubensfrage "rechts oder links?" spielt dabei keine starke Rolle. Putins autoritäre Herrschaft in Russland – eine reale Alternative sowohl für Anhänger der Linken als auch der AfD. Bereits jetzt steht fest: Den weitaus größeren Fang werden die Rechtspopulisten an Land ziehen. Einer Studie des DIW zufolge gelingt es der AfD immer besser, ehemalige Nichtwähler zu gewinnen. Demgegenüber muss sich die Linke im Nordosten wohl mit – immerhin – 15 Prozent begnügen, was nur wenig über den harten, SED-sozialisierten Wählerkern hinausgehen würde.
"Frauke Wagenknecht"
Mit der unerwarteten Konkurrenz von rechtsaußen ist die Linke überfordert. Strategiepapiere werden herumgereicht, während die Partei hilflos zusieht, wie jetzt andere mit ihrem populistischen Rezept punkten, sich als radikale Alternative zu den "Systemparteien" darzustellen. Doch an den Inhalten der AfD möchte sich die Spitze der Linken lieber nicht die Finger verbrennen. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bot jüngst die offenkundig von geringeren Berührungsängsten geplagte Fraktionschefin Sahra Wagenknecht an.
"Ich spreche die Themen an, die die Menschen bewegen, unabhängig davon, was die AfD dazu sagt."
Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin Die Linke
Mit ihren flüchtlingskritischen Äußerungen heimste sie gleichwohl das Lob der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry ein. Dass Wagenknecht damit an linken Tabus rüttelt, verstört zwar die Wahlkämpfer der Partei, findet aber in der (ehemaligen) Wählerschaft wohl nicht nur klammheimlich Zuspruch. Auch dort dürfte die demagogische Rechnung der AfD aufgehen: Das Flüchtlingsproblem werde vom "herrschenden System" gesteuert, um "Deutschland" zu zersetzen.
Wagenknecht schreitet voran in einem Wettlauf mit der AfD, der das Lager der Populisten insgesamt zu stärken scheint. Zusammen schöpfen AfD und Linke das Reservoir der Protestwähler noch gründlicher aus.
Weimar light?
Dass daraus eine Gefahr für die etablierten Parteien erwächst, ist eine Sache. Schwerer wiegt, dass sich weder AfD noch die Linke glaubhaft gegenüber Extremisten von rechts bzw. links abgrenzen. Die AfD beispielsweise bietet - aller gegenteiligen Bekundungen zum Trotz - Angehörigen der rassistischen "Identitären" ein Zuhause. Von Verhältnissen wie in der Weimarer Republik, als die weitaus aggressiveren ideologischen Antipoden NSDAP und KPD eine rückhaltlose Demokratie als gemeinsamem Feind aufs Korn nahmen, ist die stabile und wachsame Bundesrepublik gleichwohl meilenweit entfernt. Aber der demokratische Konsens, auf dem sie steht, nimmt Schaden, wenn Extremisten hoffähig werden.
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Sozialist, Freitag, 02.September 2016, 18:08 Uhr
35. Souverän wählen
Die besonderen Verhältnisse Westdeutschlands als nicht-souveräner bedingungsloser US-Anhänger sind vorbei. Linke und AfD sind gesamtdeutsche Parteien. Die Linke ist im Osten Volkspartei, stellt in Thüringen den Ministerpräsidenten. Für die AfD ist eine solche Entwicklung ebenfalls denkbar. Das mag man als Proteststimmen abtun, vergessen wir nur mal nicht den Hintergrund: Agenda 2010 mit sozialen Verwerfungen und jetzt die Flüchtlingskrise. Beides trifft einen Bürger 2. Klasse im Osten stark. Rechte Konkurrenz ist indes für die Linke nichts neues, siehe NPD. Dann sind aber die jeweiligen Milieus, Hochburgen völlig verschieden! Andere Parteien waren immer mal wieder erfolgreicher als die Linke - FDP, Grüne, Piraten, AfD. Längerfristig ist die Linke allerdings noch am solidesten, zumal programmatisch. In der Tat hat die Linke angesichts einer dümpelnden großkoalitionären SPD und einer lautstarken AfD das Problem, sich zwischen Dauer-Opposition und R2G-Machtperspektive zu befinden.
Waldi, Freitag, 02.September 2016, 16:56 Uhr
34. Wahl- Mecklenburg Vorpommern
Was sollen die Leute denn am Sonntag wählen? Die bereits etablierten Parteien wie CDU, die aus "Wir schaffen das" - "Die schafft uns" macht. Oder die SPD, die ehemals "Arbeiterpartei" genannt zur "Arbeiterverräterpartei" geworden ist. Oder Die Grünen, die sich schon längst wie alle anderen auch von den Lobbyisten in Berlin ihr Parteiprogramm "vorschreiben" lässt. Oder die FDP, die unnötigste Partei Deutschlands bzw. die Partei der deutschen Industrie. Oder doch Die Linke, die seit der Flüchtlingskrise die einheimische Arbeiterschicht vergißt, die aber die ganzen "Traumvorstellungen" erwirtschaften sollen. Mein Fazit: "Ein Satz mit X, das war wohl nix!" Also Leute, habt Mut für was Neues, schlimmer gehts nimmer. Und falls es eine AfD oder andere neue Partei nicht bringt - nach der Wahl ist vor der Wahl ! Wenn du es in deiner Arbeit auch nicht bringst, wirst du doch auch ausgetauscht - oder?
Antwort von Stan, Freitag, 02.September, 18:06 Uhr anzeigen
Richtig: wenn die Alt-Parteien keine Antworten mehr bieten auf Herausforderungen der Zeit, ist ein Neubeginn nur logisch.
Derweil soll Angela Merkel ihren Holzweg konsequent zu Ende gehen.
Matze, Freitag, 02.September 2016, 16:50 Uhr
33. Hauptsache wählen
Ich falle freiwillig auf die Populisten rein, weil die etablierten Parteien in der Gänze versagt haben.
Ärisch the Hohnägger, Freitag, 02.September 2016, 16:39 Uhr
32. BR - stoppt die Informationsflut!
Viele Kommentatoren kommen damit nicht zurecht und werden wirr!
Sie können nicht mehr differenzieren. Macht endlich Nachrichten ala Trump. Kurz, falsch und präzise!
Die Leute wollen sich nicht mit Inhalten beschäftigen - sie wollen Stammtischparolen. Das müsstet ihr vielleicht anpassen.
Der Sender für dieses Klientel sollte dann auch dementsprechend benannt werden: "BR light"
Na, wär das was? ;-)
Antwort von N. Schöttl, Freitag, 02.September, 17:17 Uhr anzeigen
Netter Vorschlag, allerdings glaube ich, dass selbst solche BR light Nachrichten AfDler hoffnungslos überfordern würden. Sinnvoller wäre da evtl. einfach nur eine leere Seite. Bei der Tagesschau könnte es dann wie folgt aussehen: Erst die normalen Nachrichten für normale Bürger die mal zur Schule gingen und dann die Mini-Tagesschau für AfDler - 1 Minute lang einfach nichts.
Antwort von Ärisch the Hohnägger, Freitag, 02.September, 20:29 Uhr anzeigen
Gnädige Frau,
Sie haben natürlich Recht. Ob die 1 Minute nicht schon zuviel ist?
Erich, Freitag, 02.September 2016, 14:38 Uhr
31. Wenns nicht so traurig wäre,
könnte man über diese Staatsführung samt der untergebenen Presse, nur noch lachen. Aber das wird bald ein Ende haben! Soviel Chaos hatten wir zu meinen Lebzeiten noch nicht. Die Wiedervereinigung war ja manchmal schon wirr, aber das heute, topt alles.
Antwort von Truderinger, Freitag, 02.September, 14:46 Uhr anzeigen
Erich, das war heute deine gefühlt zehnte Machtergreifungsfantasie. Steck die Fahne und die Fackel wieder in die Schublade. Du brauchst das Zeug nicht.
Antwort von Ärisch the Hohnägger, Freitag, 02.September, 14:53 Uhr anzeigen
Erich,
ich weiß, Sie sehnen sich nach der guten, alten DäDäÄr und der Einheitspresse. Für die Bürger wurde so fürsorglich gesorgt. Und nu?
Missen wör ölles sälbör mochän.
Er lebe hoch, hoch, hoch... ;-)
Antwort von N. Schöttl, Freitag, 02.September, 16:16 Uhr anzeigen
@Erich
Wo um alles in der Welt sollen wir denn eine untergebenen Presse haben? Ich sage nur Jan Böhmermann. ARD und ZDF haben sehr wohl Sendungen in denen Kritik geübt wird z.B. Panorma mit Anja Reschke, quer mit Christoph Süß (Donnerstags um 20:15 Uhr im BR) oder die Sendung "Hart aber fair" mit Frank Plasberg.