Exportprodukt Milch Das weiße Öl
Milch wird international gehandelt – der deutsche Milchpreis hängt deshalb auch von Entwicklungen auf dem Weltmarkt ab.
Wenn Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) an diesem Montag zum Milchgipfel lädt, wird viel von den Verbrauchern die Rede sein, die ihre Milch möglichst billig haben wollen. Und vom Einzelhandel, der deshalb die Preise drückt. Allerdings sind deutsche Verbraucher nur teilweise für den Milchpreis verantwortlich. Denn etwa die Hälfte der Milch, die deutsche Landwirte produzieren, geht in den Export: Zum Beispiel als Milchpulver, Butter oder Käse.
Der Preis, den die Landwirte für ihre Milch erzielen, ist damit direkt den Schwankungen auf den internationalen Märkten ausgesetzt, wie beispielsweise den Handelssanktionen gegen Russland oder Absatzschwächen in China. Vergleicht man die Kurve des deutschen Milchpreises etwa mit dem Ölpreis oder dem Wechselkurs von Euro und Dollar zeigt sich: Gehen diese Werte nach oben, steigt auch der Milchpreis – und umgekehrt.
Klicken Sie auf Dollarkurs, Ölpreis oder Milchpulver, um die Entwicklung des Milchpreises damit zu vergleichen.
Dollar, Öl, Milch
Der Preis für konventionell erzeugte Milch aus Deutschland (dunkelblau) sinkt seit Januar 2014. Die Kurve ähnelt dabei grob dem Dollarkurs (rot) und dem Ölpreis (orange). Der Weltmarktpreis für Vollmilchpulver (gelb) zeigt die gleiche Tendenz, allerdings mit größeren Ausschlägen. Der Preis für Biomilch (hellblau) ist dagegen in den letzten Monaten stabil geblieben und zeigt sogar leicht nach oben.
Autofahrer wissen: Benzin ist derzeit verhältnismäßig billig. Und genauso ist es bei der Milch, wie der Experte Patrick Liste vom Fachmagazin top agrar meint.
"Vereinfacht gesagt: Wenn der Diesel wieder 1,30 kostet, geht es auch mit dem Milchpreis wieder bergauf."
Patrick Liste, Fachmagazin top agrar
Der Milchmarkt ist global geworden, meint auch Experte Horst Hermannsen von der Agrarzeitung im BR-Politikmagazin Kontrovers. Allerdings sind nicht alle Milchbauern gleich abhängig von den globalen Märkten. Innerhalb Deutschlands gibt es große Unterschiede zwischen den Preisen, die Molkereien den Landwirten für ihre Milch bezahlen. Das zeigen Daten des Fachmagazins top agrar, die BR Data ausgewertet hat.
Klicken Sie auf die Punkte, um zu erfahren, was Molkereien den Landwirten bezahlen:
Das Milchpreisbarometer (April 2016)
Bayerische Molkereien (blau) zahlen den Landwirten derzeit vereinzelt noch mehr als 30 Cent pro Kilogramm gelieferter Milch. In Nord- und Ostdeutschland liegt der Preis dagegen teils schon unter 20 Cent. Angegeben sind Grundpreise ohne Zu- und Abschläge für Milch bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweißgehalt.
Die besten Preise bekommen Landwirte von Molkereien in Bayern. Spitzenreiter sind die Milchwerke Berchtesgadener Land, die 33 Cent pro kg bezahlen. Allerdings verdienen die Landwirte in Bayern nicht unbedingt mehr als ihre Kollegen in Norddeutschland, weil in Bayern auch die Produktionskosten oft höher sind.
Am anderen Ende stehen Molkereien in Nord- und Ostdeutschland, die teilweise weniger als 20 Cent pro kg bezahlen. Und dafür gibt es auch eine Erklärung: Während im Süden mehr hochpreisige Milchprodukte hergestellt werden, wird die Milch im Norden häufig zu Standardprodukten wie Milchpulver oder Butter verarbeitet, die vor allem in den Export gehen.
Hohe Wertschöpfung in Bayern
Experte Patrick Liste meint: "Gerade in Bayern gibt es viele Marken-Molkereien, die eine höhere Wertschöpfung erzielen, deshalb können sie noch höhere Preise zahlen. Die norddeutschen Molkereien sind stärker vom Export abhängig, die Erlöse sind dort momentan extrem niedrig." Norddeutsche Landwirte sind deshalb von den Weltmarktschwankungen deutlich direkter betroffen als ihre Kollegen in Bayern. Am wenigsten vom Weltmarktgeschehen sind übrigens Produzenten von Biomilch abhängig: Dort entwickelt sich der Preis derzeit noch positiv, weil die Nachfrage vergleichsweise hoch ist.
Sendung
BR Fernsehen, Rundschau-Magazin, 26.05.2016, 21:45 Uhr