Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Next stop: unbekannt
In Deutschland werden derzeit knapp 9.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vermisst. Sie verschwinden vom Radar der Behörden. Einige von ihnen werden nach Recherchen von report München in illegale Geschäftsbereiche gedrängt.

Abdul ist ein Junge mit langen schwarzen Wimpern und feinem Flaum über der Oberlippe. Vor dem Interview zieht er sich extra nochmal ein neues T-Shirt an, er will gut aussehen. Ein ganz normaler 14-Jähriger eben, eigentlich noch ein Kind, das nur viel zu schnell erwachsen werden musste. Seine Geschichte der Flucht ist typisch: Seine Mutter gab ihm Geld und schickte ihn aus Damaskus weg, aus Angst vor den Bomben. Abdul flieht über den Libanon, die Türkei, Griechenland und die Balkanroute. Auf dem Weg sieht er Jugendliche, die versuchen, nach Griechenland zu schwimmen, die kein Handy und kein Geld mehr haben, um ihrer Familie zu erzählen, dass sie noch am Leben sind. Abdul erzählt uns: Viele der allein reisenden Jugendlichen arbeiten auf der Flucht, in Cafés, als Träger oder sie handeln mit Drogen, oft mit Haschisch.
Illegale Geschäfte auch in Deutschland?
Abdul schaut prüfend den Übersetzer an, ob er weitersprechen darf, der nickt. Auch er selbst wurde angesprochen, auch in Deutschland.
"Ich wurde gefragt ob ich eine Tasche mit Drogen transportieren kann, ich sollte sie zu einer bestimmten Person bringen, das Geld abholen und gehen. Aber wenn etwas passiert, wenn du die Tasche beschädigst oder etwas fehlt, gibt es großen Ärger. Dann suchen sie dich und wollen dich schlagen. Sie drohen auch dich umzubringen."
Abdul
Der Junge spricht immer schneller. Einige seiner Freunde, andere Flüchtlingsjungen, die er in Deutschland kennengelernt hat, steigen auf das illegale Geschäft ein, er selbst bleibt standhaft und lässt die Finger davon. Jetzt lebt er in einer Berliner Unterkunft speziell für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, wird eng betreut und versucht, sich in Deutschland ein Leben aufzubauen.
Flüchtlinge kehren einfach nicht mehr zurück
Die Recherchen von report München ziehen sich über Wochen, viele der minderjährigen Flüchtlinge wollen nicht sprechen oder sind verängstigt. In einer Einrichtung der Jugendhilfe in Bayern dürfen wir schließlich drehen. Hier leben gut ein Dutzend minderjährige Flüchtlinge zusammen, aus Eritrea, Afghanistan, Syrien. Doch es kommt immer wieder vor, dass plötzlich Jungen fehlen. Sie gehen in die Schule, kommen dann aber nicht mehr zurück. Ihre persönlichen Sachen haben sie im Zimmer liegengelassen, erzählt die Betreuerin Veronika Holzinger. Sie kennt die Geschichten jedes einzelnen Jungen, wen er am meisten vermisst, welche Alpträume er hat und welches Fußballteam er mag. Wenn einer ihrer Schützlinge plötzlich weg ist ohne sich abzumelden, ruft sie die Polizei. Was Veronika Holzinger macht, kennen viele Betreuer. Knapp 9.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind derzeit in Deutschland vermisst gemeldet.
Erstaunlich hohe Zahlen, die aber eingeordnet werden müssen. Einige sind mehrfach erfasst, einige haben sich mit verschiedenen Namen registriert, so die Behörden. Der Großteil, davon gehen Betreuer und Behörden aus, ziehen weiter. Sie sagen niemandem Bescheid und nehmen einfach den Zug. Nächster Halt ist dann eine Großstadt in Deutschland, oft aber auch weiter über die Grenze, weil sie gehört haben, dass dort Verwandte oder Freunde wohnen. Doch warum ziehen sie weiter? Diese Frage zu beantworten, fällt den meisten Sozialarbeitern schwer. Viele suchen das Deutschland ihrer Träume – das, wovon in den sozialen Medien alle gesprochen haben. Andere fühlen sich bevormundet in den Jugendhilfeeinrichtungen. Sie wollen rauchen dürfen, länger als bis 22.00 Uhr nach draußen und eigenes Geld für den Frisör.
Erste Behörden werden aufmerksam
Geld ist meistens der springende Punkt. Viele haben Tausende von Euros für die Flucht ausgegeben, ein junger Afghane erzählt, er habe 15.000 Euro Schulden. Die Jugendlichen verspüren den Druck ihrer Familien, das Geld zurückzuzahlen, sie in den Heimatländern zu unterstützen. Und dann greifen verschiedene Mechanismen - die Jugendlichen verschwinden vom Radar der Behörden und das schnelle Geld winkt oft im illegalen Bereich. Dort bekommen sie Möglichkeiten, die sie im legalen Bereich, mit Sprachkursen, Ausbildung und Beruf erst nach mehreren Jahren bekommen. Inzwischen werden die ersten Behörden auf das Phänomen aufmerksam.
In München sind wir mit zivilen Drogenfahndern am Hauptbahnhof unterwegs. In den letzten zwei Jahren habe sich die Drogenszene verändert, erzählen sie - immer wieder entdeckt die Polizei minderjährige Flüchtlinge unter den Dealern. Knapp 50 wurden in den letzten zwei Jahren wegen Rauschgifthandel festgenommen, darunter auch 14-, 15-, und 16-Jährige. Auch die Polizisten wissen von den Abhängigkeitsverhältnissen, in das sich die Flüchtlinge bei ihren Schleusern begeben. Besonders Minderjährige sind leichte Opfer für Kriminelle.
Bundesregierung gibt sich ahnungslos
Auf dem Berliner Alexanderplatz treffen wir einen Jugendlichen, Mahmoud, der mit 17 nach Deutschland kam. Er erzählt von 15-Jährigen Flüchtlingen, die an einschlägigen Orten Drogen verkaufen, auf der Straße, in der U-Bahn. Es geht ihnen schlecht, sie sind unzufrieden und damit die perfekte Beute. Männer kommen auf sie zu, die "Chefs", sagt er. Sie versprechen ihnen mal 50, mal 100 Euro für einen Tag dealen. Dabei lassen sie gezielt Minderjährige für sich arbeiten, weil sie die besser kontrollieren können.
Die Bundesregierung gibt sich ahnungslos. Informationen, dass unbegleitete minderjährige Flüchtlinge für den Bereich des Drogenhandels eingesetzt werden, liegen nicht vor, schreibt das Ministerium auf Anfrage von report München. Und wo sich die vielen verschwundenen minderjährigen Flüchtlinge herumtreiben, was sie erlebt haben - keine Informationen von Seiten des Ministeriums. Hilfsorganisationen, aber auch die Opposition im Bundestag hat mehrmals darauf gedrängt, Antworten zu suchen, die Jugendlichen zu befragen, die wieder auftauchen, Daten zu sammeln. Bisher ist nichts passiert.
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Gabi, Dienstag, 12.Juli 2016, 07:14 Uhr
6. Minderjährig?
Welches Alter die Jugendlichen haben, kann doch niemand kontrollieren. In der Regel machen sie sich jünger, das bringt Vorteile im Asylverfahren und im Strafrecht sind sie dann auch privilegiert.
Gretchen, Dienstag, 12.Juli 2016, 07:01 Uhr
5. Anreize vermindern
Für die Zuwanderung von unbegleiteten Jugendlichen sind die Anreize einfach zu hoch. Wer es nach Deutschland schafft, bekommt eine Rundumbetreuung mit Ausbildung und Pädagogischer Begleitung. Das alles geht auf Staatskosten. Für jeden Jugendlichen werden 5000€ pro Monat ausgegeben.
Am Ende gibt es dann die Chance auf Familiennachzug.
Zusammen genommen sind das erhebliche Anreize. Eine Reduzierung dieser Anreze würde auch die Zahl der Jugendlichen verringern.
Antwort von Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 08:23 Uhr anzeigen
Gretchen, wie hoch denken Sie müssen Anreize sein, wenn Sie vor Krieg, Hunger und Zerstörung fliehen?
Antwort von @ Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 11:24 Uhr anzeigen
Truderinger, ich schätze Ihre geistreichen Kommentare sehr, und Ihre Antworten sind in der Regel amüsant, wenn man Ironie wahrzunehmen vermag.
Man muss aber schon differenzieren zwischen einem Wirtschaftsmigranten, von - übertrieben - dem halben Dorf ausgesucht, ausgestattet und losgeschickt, in der Hoffnung, er MACHT Geld - egal wie - und zahlt es dem Dorf zurück, und denen, die "vor Krieg, Hunger und Zerstörung fliehen".
Die darf man nicht alle in einen Topf werfen, damit wird man Letzteren nicht gerecht, und damit werden Sie Ihrer eigenen Intelligenz nicht gerecht.
Da SIND nicht nur Menschen unterwegs, die Anspruch aus Asyl haben (Zuwanderungsrecht haben wir halt keins).
Und die Möglichkeit, hier einen Fuß in die Tür zu bringen und dann den Clan nachzuholen, ist reizvoll. Ich erinnere mich noch an meine Jahre im Sozialamt Süd an eine Usbekenfamilie mit 16 Mitgliedern. Damals hat die Stadt München Kleideransprüche bar ausgezahlt, da flossen gewaltige Beträge...
Beste Grüße iPig
Antwort von wmaessen@yahoo.de, Dienstag, 12.Juli, 13:39 Uhr anzeigen
Ich kann mich noch gut an einen Vorfall errinnern bei dem ein Flüchtling aus dem ehemaligen Jugoslawien an einer Discounterkasse
Tabakwaren und Spirituosen mit Wertgutscheine bezahlen wollte.
Der Kassierer verweigerte den Verkauf mit der Begründung, Wertgutscheine nur für den Kauf von Grundnahrungsmitteln ,Wasch - und Körperpflegeartikeln.
Die Person wurde unflätig und ich denk' ich träume, zieht ein dickes Geldscheine-Bündel aus seiner Hosentasche,wirft den zu zahlenden Betrag auf das Kassenband und "bedankte" sich mit den Worten: "DU SEIN NAZI"!!
Antwort von Zwiesel, Dienstag, 12.Juli, 14:24 Uhr anzeigen
@wmaessen@yahoo.de:
Was wollen Sie uns damit sagen? Sind jetzt alle Flüchtlinge so? Sind alle über einen Kamm zu scheren?
Es gibt viele Deutsche, die Steuern hinterzogen haben, Politiker, die schwarze Koffer durch die Gegend schleppen, Einen, der mit seinem Ehrenwort solche Personen schützt. Sind jetzt alle Deutschen so? Sind alle Deutschen über einen Kamm zu scheren, auch Sie und ich?
Seppl, Montag, 11.Juli 2016, 22:17 Uhr
4. Einwanderung
Die Gefahr ist mehrmals beschrieben worden: die Zuwanderer erfahren, dass das schnelle Geld nicht so einfach zu machen ist. In den Hilfsjobs, in denen sie bestenfalls landen, verdient man kaum genug zum Leben. Die gut bezahlten Jobs verlangen eine Ausbildung, für die die Voraussetzungen fehlen.
Was bleibt ist Hartz IV oder die Kriminalität.
Antwort von wm, Dienstag, 12.Juli, 09:37 Uhr anzeigen
@Seppl
Neulich ein Fernseh-Interview mit einer Migrantin: "Merkel hat uns eingeladen,ich fordere ein Haus und monatlich 3000 bis 6000 € !!!!!!!
Und was den unbegleitenden Jugendlichen betrifft ist reine Raffinesse.
Die Jugendlichen vorschicken in der Hoffnung auf problemlosen Familiennachzug!
""Was bleibt ist Hartz IV oder die Kriminalität.""
Was bleibt ist Hartz IV UND die Kriminalität !!!
Gruß
Mechthild Lobisch, Montag, 11.Juli 2016, 21:50 Uhr
3. minderjährige Flüchtlinge
jeder entflogene Kanarienvogel wird polizeilich gesucht, aber jugendliche Flüchtlinge können einfach so verschwinden! Das Problem wird doch schon länger europaweit besprochen – und das Ministerium gibt sich ahnungslos? Ja wofür sind denn Ministerien das, wenn nur Journalisten recherchieren?
Antwort von Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 08:27 Uhr anzeigen
nach jedem entflogenen Kanarienvogel sucht halt irgendjemand, der sich um ihn sorgt. Nach einem Jugendlichen fernab seiner Heimat unter Menschen, die ihn argwöhnisch beäugen und teilweise für einen potenziellen Islamisten halten, suchen offenbar oft nicht einmal die Angehörigen. Vielleicht sollten Sie in einem Anflug von Mitgefühl mal darüber nachdenken!
Antwort von Mahler, Freitag, 15.Juli, 16:56 Uhr anzeigen
schluchz...!
Schorsch, Montag, 11.Juli 2016, 21:32 Uhr
2.
Was jeder, der dem Mainstream der bundesdeutschen Medien und dem Tugendterror sogenannter Menschenrechtler und/oder Aktivisten in den letzten Monaten nicht erlegen ist, schon wußte, kommt nun sogar in den Medien an: Daß mit den Flüchtlingen nicht nur ein islamistisches Terror-Potential durch offene Grenzen unser Land und andere Länder Europas überschwemmt, sondern daß auch die übrige Kriminalität erhöht wird. Geld schafft Möglichkeiten... warum also nicht dealen? In Deutschland verbotenen Drogen können in den Herkunftsländern der Flüchtlinge durchaus zum täglichen Konsum gehören. Dort gelten andere Rechtsauffassungen. Die bundesdeutschen Regierenden scheren sich nicht um das Destabilisieren auch dieser Rechtsnormen in unserem Land. Das Weghören und Ignorieren des alltäglichen Kriminalitätsanstiegs, verursacht von Flüchtlingen, gehört vermutlich zur humanitären Pflcht, die Frau Merkel im Sommerinterview verkündet hat. Das Schönen von Polizeiberichten ist da fast eine Nebensache.
Antwort von Truderinger, Dienstag, 12.Juli, 08:34 Uhr anzeigen
Schorsch, man sieht, Sie sind ein sehr belesener und weitgereister Nahost-Experte! Drogenkonsum ist wirklich etwas, das in allen islamischen Ländern das Alltagsleben entscheidend prägt. In den meisten islamischen Ländern wird der Nichtkonsum strengstens nach der Scharia bestraft. Ironie aus:-)