NATO-Speerspitze Aufrüstung in Osteuropa
Wenn Abschreckung funktionieren soll, dann muss man als Militär-Bündnis auch mal ‚die Zähne zeigen‘ – und zwar für alle deutlich sichtbar. Getreu diesem Motto hält die NATO derzeit mehr Manöver ab als je zuvor seit Ende des Kalten Krieges. Russland nimmt die Provokation zur Kenntniss.

Hochdekorierte Generäle und Ehrengäste verfolgten die Schlacht-Simulation von ihren Sitzen auf einer eigens errichteten Tribüne aus. Als Medienvertreter fühlt man sich beim Blick auf die Freilichtbühne ein wenig gefangen im Zwiespalt der ebenso gestellt wie verspielt wirkenden Militär-Show (,die dazu noch von einem Moderator präsentiert wird) - und der Einsicht, dass da draußen gerade mit scharfer Munition der tödliche Ernstfall geprobt wird.
Schutz und Provokation im Osten
'Speerspitze' wird jedenfalls die 5.000 Mann starke Eingreiftruppe auch genannt. Die als eine ‚Vorhut‘ oder ‚Notruf-Einheit‘ teilweise innerhalb von 48 Stunden an jeden Krisen-Ort verlegt werden kann. Ersonnen wurde sie, gibt man beim Bündnis ganz offen zu, um Moskau zu signalisieren: „Wer sich an einem noch so kleinen NATO-Land in Osteuropa vergreift, bekommt es mit allen 28 zu tun.“ Doch dass man sich deshalb beim Training mit der Speerspitzen-Einheit ständig vorstelle, Russland als Gegner zu haben, sei nicht der Fall, erklärt dieser britische Soldat dem ARD-Hörfunk.
"Überhaupt nicht. Wir sind professionelle Soldaten. Wir sind da, um Befehle auszuführen. Es wäre falsch, sich zu sehr ein Szenario vor Augen zu führen. Ich bin Soldat. Und kämpfe gegen wen auch immer man mich einsetzt."
Soldat Sam V.
Anpassungsfähigkeit gefragt
Die ‚super-schnelle Eingreiftruppe‘ ist eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Zutat im neuen Abschreckungsmix der NATO. Die nun versucht, in einer komplizierter und unberechenbarer gewordenen Welt anpassungsfähiger und wendiger zu werden.
Findet Generalsekretär Jens Stoltenberg. Schon lange vor dem Gipfel stand fest, dass die NATO obendrein in die drei baltischen Staaten und nach Polen jeweils rund 1000 Mann, jeweils ein Bataillon also, zur Verstärkung entsenden würde. Die Bundeswehr wird die Verantwortung für Litauen übernehmen. Kaum jemand bezweifelt, dass das Bündnis sich damit an sein Versprechen hält, keine Kampftruppen in großer Zahl an der russischen Grenze zu stationieren. Der deutsche Außenminister Steinmeier sorgte aber kürzlich für Aufsehen, als er mit Blick auf die Militärübungen im Osteruropa vor ‚Kriegsgeheul und Säbelrasseln‘ warnte.
Abschreckung oder Dialog
So verteidigte Steinmeier seine Einlassungen, nachdem man ihm vorgeworfen hatte, der Putin‘schen Propaganda einen Erfolg auf dem Silbertablett serviert zu haben. Die unterschiedlichen Ansichten innerhalb der NATO darüber, wie hart oder sanft man Russland eigentlich anpacken soll, werden das Bündnis jedenfalls weit über den Gipfel hinaus beschäftigen. Und damit auch die Frage, in welche Waagschale man die schwereren Gewichte packt: In die mit der Aufschrift ‚Abschreckung‘ oder die mit der Aufschrift ‚Dialog‘. Die NATO-Doppelstrategie gegenüber Moskau sieht vor, beides gleichzeitig zu tun. Es wird schwierig bleiben, das richtig auszutarieren.
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birkhahn, Freitag, 08.Juli 2016, 08:04 Uhr
1. Natoprovokation
Rußland soll provoziert werden. Da muß sich unsere Kanzlerin besonders weit aus dem Fenstwr lehnen um den USA zu gefallen. Die USA haben jedoch durchaus andere Interessen als wir. Sie sind eine Weltmacht. Ein Krieg in Europa würde sie so belasten wie ein Krieg in Syrien oder in Afganistan. Für Deutschland sieht das ganz anders aus. Wir wären dann Syrien. Das macht den Unterschied.