1. Verhandlungstag, 6.5.2013 Erster Tag des NSU-Prozesses
Am Anfang des Tages stand eine Überraschung. Eine positive. Das Oberlandesgericht München kann doch organisieren, meint unser Gerichtsreporter Tim Aßmann.
06. Mai
Montag, 06. Mai 2013
Vom Einlass der Zuschauer und Journalisten bis hin zur Betreuung der Nebenkläger: Das Gericht hatte - unterstützt von einer besonnen und souverän handelnden Polizei - den Prozessauftakt organisatorisch weitgehend im Griff und nährte damit zumindest die Hoffnung, dass das Chaos der vergangenen Monate keine Fortsetzung findet.
Trotz Medienrummel, Kundgebungen, emotional angespannten Prozessbeteiligten und Neonazis auf der Zuschauerempore - der Auftakt im NSU-Prozess verlief geordnet und weitgehend entspannt.
Die Angeklagte
Ansonsten war es ein Tag voller vieler unterschiedlicher Facetten. Beate Zschäpe präsentierte sich - je nach Ansicht des Betrachters - selbstbewusst oder kaltblütig, gelöst oder unbeteiligt. Eine angespannte, hochnervöse oder auch reuige Angeklagte jedenfalls sieht anders aus. Ihre Verteidiger agierten wie zu erwarten war: mit einem Befangenheitsantrag. Überraschend allerdings ist, dass dies tatsächlich zur Aussetzung des Prozesses führte. Offenbar war dem Vorsitzenden Richter Manfred Götzl ein Weiterverhandeln angesichts der Anträge juristisch zu heikel. Das Wort "Revisionssicherheit" bleibt zentral in diesem Verfahren.
Die Nebenkläger
Am eindrucksvollsten am ersten Tag des Prozesses war für mich allerdings das Auftreten der Nebenkläger. Viele wollten sich die Konfrontation mit den Angeklagten, diese seelische Belastungsprobe nicht antun und kamen nicht. Die, die im Saal waren, reagierten allerdings weitgehend gefasst, was angesichts der völlig ungerührt wirkenden Zschäpe eine große Leistung ist. Diese Art der Souveränität war die richtige Antwort auf das Verhalten der Haupt-Angeklagten.