NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der 40. Verhandlungstag

Im NSU-Prozess vor dem Münchner Landgericht hat eine neue Zeugin ausgesagt. Sie will Beate Zschäpe im Jahr 2006 kurz vor einem mutmaßlichen NSU-Mord in Dortmund gesehen zu haben.

Von: Tim Aßmann

Stand: 30.09.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

30 September

Montag, 30. September 2013

"Ich bin enttäuscht von diesem Tag". Opferanwalt Mehmet Daimagüler wirkte frustriert beim Verlassen des Gerichtsgebäudes. Knapp vier Stunden war unter Anderem eine Zeugin befragt worden, an deren Auftritt vorher hohe Erwartungen geknüpft worden waren. Die sogenannte "Zeugin vom Dachfenster" kam in den Saal A 101 des Münchner Strafjustizzentrums, sagte was schon erwartet worden war und blieb doch für die meisten Prozessbeteiligten hinter den Erwartungen zurück.

Belastbare Zeugin oder doch nur eine Täuschung? 

Ende März oder Anfang April 2006 will die 63 Jahre alte Journalistin aus ihrem Dachfenster Beate Zschäpe zusammen mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und einem weiteren Mann auf einem Nachbargrundstück des Hauses gesehen haben, in dem sie damals in Dortmund lebte. Wenige Tage später wurde, ebenfalls in Dortmund, der Kioskbetreiber Mehmet Kubasik erschossen. Verbindet die Aussage dieser Zeugin Zschäpe also erstmalig und direkt mit einem der Morde? Ist die Aussage wirklich ein wichtiger Baustein, um der Hauptangeklagten eine Mittäterschaft an den NSU-Morden nachzuweisen? Ja, die Zeugin erkannte Zschäpe nun im Gerichtssaal eindeutig wieder und ihre Angaben wirkten in Teilen auch schlüssig. In anderen aber eben nicht. Die Frau hat ganz sicher etwas gesehen, aber ob ihre Version dessen was sie vor mehr als sieben Jahren sah, wirklich stimmt, bleibt auch nach der Aussage fraglich. Eine Schlüsselzeugin ist die "Zeugin vom Dachfenster" sicher nicht.

Weitere Zeugen folgen 

Wirklich einordnen können wird das Gericht ihre Aussage wohl erst, wenn weitere Zeugen zu dem Sachverhalt befragt wurden. Aussagen soll auch der Mann der Zeugin, der möglicherweise ebenfalls Beobachtungen gemacht hat. Hören will das Gericht auch jenen Nachbarn, auf dessen Grundstück die Zeugin Zschäpe gesehen haben will. Er hat bei der Polizei ausgesagt, seine Frau ähnele Zschäpe, aber nachdem im Gerichtssaal nun ein Foto seiner Gattin gezeigt wurde, steht fest: Diese Wahrnehmung hat der Mann exklusiv.


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