181. Verhandlungstag, 03.02.2015 "Der Russki hat gesagt: Kriegst alles für 100 Mark"
Ein Angebot, das Robin H. nicht ablehnen konnte: In der heutigen Verhandlung gab der ehemalige Skinhead an, viele Waffen besessen zu haben, darunter eine Kalaschnikow und eine Kiste Handgranaten.
Waffen habe er zum Schutz vor Ausländern gekauft, sagte der 40-jährige Chemnitzer. Alle seien doch damals ausländerfeindlich gewesen. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Manfred Götzl, welche Ausländer er denn gekannt habe, sagte Robin H.: "Gar keine! Meine eigene Dummheit damals".
"Hab' gesagt, ich brauch 'ne Wumme"
Reporter-Tagebuch
Ein Sturmgewehr der Marke Kalaschnikow und eine Kiste Handgranaten kaufte H. Anfang der 1990er Jahre nach eigenen Angaben von einem russischen Soldaten. "Der Russki hat gesagt: Kriegst alles für 100 Mark", sagte H.
In Dänemark habe er später noch eine Schrotflinte und eine Pistole Kaliber 9mm erworben. Geholfen habe ihm dabei ein Bekannter aus Flensburg. "Hab' ihm gesagt, ich brauch ne Wumme". Diesmal hätte er die Waffen allerdings zum Schutz gegen "Rechte" gekauft.
Aus Szene ausgestiegen
Der ehemalige Skinhead war nämlich 1994 aus der Szene ausgestiegen, hatte in einem Verfahren gegen den Neonazi Thomas S. ausgesagt. S. sei zu eineinhalb Jahren Gefängnis, unter anderem wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung, verurteilt worden, sagte der Zeuge. Er selbst habe nach seiner Aussage an einer Art Verfolgungswahn gelitten, aber keine Angst gehabt, er sei ja bewaffnet gewesen.
"Wie ein Loch gesoffen"
Die im NSU-Prozess Angeklagten will H. nicht kennen. Auch mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hat er angeblich nie etwas zu tun gehabt. Richter Manfred Götzl hatte zu Beginn der Vernehmung große Mühe mit dem oft einsilbigen Zeugen. H. machte Erinnerungslücken geltend, gab an, in seiner Zeit als Skinhead "wie ein Loch" gesoffen zu haben. Erst nach mehrfacher Ermahnung wurde er gesprächiger.
Für die Urteilsfindung im NSU-Prozess hat die Vernehmung vermutlich nicht viel gebracht. Immerhin: H. gab den Prozessteilnehmern einen Einblick in die Skinheadszene in Ostdeutschland Anfang der 1990er Jahre und zeigte auf, wie erschreckend einfach man an Kriegswaffen gelangen konnte. Kalaschnikow und Handgranaten versenkte H. übrigens nach eigener Aussage später in einem Steinbruch.
Mit Beate Zschäpe bekannt
Vor der Vernehmung von Robin H. hatte das Gericht bereits einen anderen Ex-Neonazi befragt. Enrico R. gab am Vormittag an, Beate Zschäpe recht gut gekannt zu haben. Der 45-Jährige beschrieb sie als ruhigen, sich selbst zurücknehmenden Menschen. Nach dem Abtauchen des NSU-Trios in den Untergrund sei die Szene zunächst über den Aufenthaltsort der mutmaßlichen Terroristen im Bilde gewesen, sagte er. Über die Polizei habe man geschmunzelt.