NSU-Prozess


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208. Verhandlungstag, 09.06.2015 Kaltblütig und exakt geplant

Der Überfall auf eine Chemnitzer Postfiliale ging so schnell, dass die heute gehörten Zeuginnen kaum noch Erinnerungen an die Details haben. Der Raub steht beispielhaft für eine ganze Serie derartiger Fälle.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 09.06.2015 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Foto Binder

09 Juni

Dienstag, 09. Juni 2015

"Es gab einen lauten Knall – und dann sind die beiden schon über den Tresen gesprungen" - so schildete heute eine Zeugin den Überfall auf eine Chemnitzer Postfiliale im November des Jahres 2000. Der Raub, bei dem die Täter fast 40.000 Euro erbeuteten, war geradezu typisch für die Kaltblütigkeit der Räuber und die exakte Planung der Überfälle.

Sprung über den Tresen

Einer bedrohte die Filialleiterin mit seiner Pistole - der andere dirigierte die zweite Angestellte des kleinen Postamtes in den Tresorraum. Dort musste die heute 57-Jährige den gesamten Inhalt der Kasse herausgeben. Nach dem Überfall wunderten sich die Frauen, woher die Räuber wohl gewusst hatten, dass an diesem Tag besonders viel Geld in der Filiale war, das am nächsten Tag abgeholt werden sollte.

Während des Überfalls drückte eine der Frauen den Alarmknopf und erschrak fürchterlich, weil es kein sogenannter stiller Alarm war, der an die Polizei ging, sondern sofort eine Sirene laut zu heulen begann. Da waren die Täter - nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt - aber schon dabei zu flüchten und zwar genauso wie sie gekommen waren: mit Sprüngen über den Tresen des Postschalters.

Eine Serie von 15 Raubdelikten

Mit diesem Raub und zwei weiteren Postüberfällen in Chemnitz begann eine Serie von mehr als 15 Raubdelikten, die nach Überzeugung der Ankläger auf das Konto des NSU gehen. Für die Verteidiger von Beate Zschäpe und die anderen Anwälte der Angeklagten scheint dieser Zusammenhang inzwischen unstrittig zu sein. Fragen an die beiden Zeuginnen hatte jedenfalls heute keiner der Anwälte. 

Auch die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess verfolgte die Angaben der beiden Frauen heute ziemlich teilnahmslos. Um ihren Gesundheitszustand nach mittlerweile über zwei Jahren Prozess ging es heute am Ende des 208. Verhandlungstages auch noch einmal. Mit Rücksicht auf Beate Zschäpe werde, so verkündete der Vorsitzende Richter, bis Ende Juni nur an zwei Tagen pro Woche verhandelt und nicht – wie ursprünglich terminiert – dreimal in der Woche. Das Ende des Verfahrens dürfte damit noch weiter in die Ferne rücken.


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