246. Verhandlungstag, 25.11.2015 Glaubwürdigkeit von Holger G. erschüttert
Wochenlang drehte sich im NSU-Prozess alles nur um die Angeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben. Heute stand plötzlich Holger G. im Mittelpunkt. Aussagen von Kriminalbeamten erschütterten dessen Glaubwürdigkeit.
25. November
Mittwoch, 25. November 2015
Am 246. Verhandlungstag richtete sich die ganze Aufmerksamkeit auf den mit auf der Anklagebank sitzenden Holger G. G., der sich als mutmaßlicher Unterstützer von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe verantworten muss, hatte ja gleich zu Prozessbeginn behauptet, 2003 der rechten Szene den Rücken gekehrt zu haben. Die Vernehmung mehrerer Beamter des Bundeskriminalamtes (BKA) allerdings deutet darauf hin, dass dies eine reine Schutzbehauptung gewesen sein könnte.
Die Experten hatten G.'s Handy und die Festplatte seines Computers ausgewertet und darauf etliche Stücke aus der Sparte Neonazi-Musik entdeckt und die SMS-Einladung eines Szene-Kameraden zu einem rechten Festival in Norditalien im Herbst 2011. Außerdem fanden sie Bilder der Reichskriegsflagge, Dateien mit Neonazi-Witzen und Fotos, die den Angeklagten am Küchentisch beim Kokain-Konsum mit einem Bekannten zeigen.
Mundlos' geborgte Identität
Aufschlussreich auch, was die BKA-Ermittler im Schutt der ausgebrannten NSU-Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße fanden: etliche Schriftstücke und Ausweise, die belegen, wie sich Mundlos die Identität eines Bekannten borgte, um jahrelang unter dem Namen eines anderen Wohnungen zu mieten, Urlaube zu buchen und sich zwei Katzen für Zschäpe aus dem örtlichen Tierheim zu holen.
Kriminalbeamtin stellt Begriff "NSU-Trio" in Frage
Für die Anwälte von Zschäpe war heute ein erfreulicher Tag. So lobte ihr Alt-Verteidiger Wolfgang Stahl ausdrücklich die Einlassung einer sehr erfahrenen Beamtin des BKA zu ihren Ermittlungen. Obwohl sich der Begriff "NSU-Trio" unter ihren Kollegen längst eingebürgert habe, wolle sie aus Gründen der Objektivität hier den Begriff "Trio" doch vermeiden, so die Kriminalhauptkommissarin. Für Stahl ein wohltuendes Beispiel, das ihm angesichts der vielen Vorverurteilungen seiner Mandantin wohl postiv auffiel. Nach 246. Verhandlungstagen und schier endlosen Querelen wird man bescheiden und beginnt sich auch an den kleinen Dingen zu freuen.