NSU-Prozess


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104. Verhandlungstag Zeuge hörte Knallgeräusche am Tatort in Kassel

Im NSU-Prozess hat sich das Gericht erneut mit dem Mord an Halit Yozgat in Kassel befasst. Ein Zeuge hat den NSU-Mordanschlag auf den Betreiber eines Internetcafés aus nächster Nähe mitbekommen.

Stand: 02.04.2014 | Archiv

Eine Kombo aus Reproduktionen der Ostthueringer Zeitung aus dem Jahr 1998 zeigt Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (l-r), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos.  | Bild: picture-alliance/dpa

Ein Kriminalbeamter sagte, der aus dem Irak stammende Zeuge habe während der Tat in einer Telefonkabine telefoniert. Dabei habe er zwei Knallgeräusche gehört, als seien Luftballons geplatzt, berichtete der Beamte aus früheren Vernehmungen des Mannes, der sich inzwischen im Ausland aufhält. Durch einen Türspalt habe der Zeuge wahrgenommen, dass "eine männliche Person, etwa 1,80 Meter groß, hell gekleidet" Richtung Ausgang vorüberging.

Bliwier wirft Beamten "Boniertheit" vor

Einen Disput gab es mit einem Vertreter der Nebenkläger, der wissen wollte, ob der Zeuge den ehemaligen Verfassungsschützer Andreas T. gesehen haben könnte. T. soll sich um den Tatzeitpunkt herum in dem Lokal aufgehalten haben. Ein Foto habe er nicht vorgelegt, sagte der Ermittler, "ich habe darin keinen Sinn gesehen". Der Zeuge habe den Mann "nur schemenhaft wahrgenommen". Rechtsanwalt Thomas Bliwier warf dem Beamten "Borniertheit" vor. Er habe kein Verständnis dafür, dass die Polizei diesen Ermittlungsansatz nicht verfolgte.

Der Prozess

Der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) werden unter anderem zehn Morde zur Last gelegt. Opfer waren neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin.


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