81. Verhandlungstag, 30.1.2014 Blutverschmierte Menschen nach Polizistenmord
Im NSU-Prozess ging es um die Ermittlungen zum Umfeld der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter und den Tag des Mordes selbst. Es gab Spekulationen, ob sie möglicherweise Personen aus dem Umfeld des NSU kannte.
Ganz in der Nähe von ihrem Heimatort betrieb der Schwager des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf Wohlleben eine Gaststätte. Nach den Ermittlungen des Bundeskriminalamts hatte Kiesewetter aber keine Kontakte in die rechte Szene. Die Bundesanwaltschaft hält Kiesewetter und ihren Kollegen Martin A. für "Zufallsopfer" - die Terroristen hätten sie als Vertreter des ihnen verhassten Staates angegriffen.
Gezielt ins Visier genommen?
Vor Gericht schilderte ein ehemaliger Ermittler die Ermordete als ein "braves Mädchen", das unbedingt zur Polizei wollte. Diesen Eindruck von Michéle Kiesewetter hatte er während seiner Ermittlungen nach der Ermordung der jungen Frau gewonnen, nicht weil er sie persönlich kannte.
Zu der brisanten Vermutung, Kiesewetter könnte kein "Zufallsopfer" gewesen sein, sondern wurde möglicherweise wegen ihrer Einsätze auf Neonazi-Demonstrationen gezielt ins Visier genommen, konnte der Ermittler nichts sagen. Er berichtete, dass die Beamtin auch verdeckt im Drogenmilieu gearbeitet habe. Über rechtliche Probleme bei ihren Einsätzen sei nichts bekannt.
Blutverschmierte Personen gesehen
Zudem sagte ein Beamter des Landeskriminalamts Baden-Württemberg aus. Er hatte wie mehrere andere Zeugen nach dem NSU-Mord an Kiesewetter von blutverschmierten Personen in der Nähe des Tatorts berichtet. Die Bundesanwaltschaft geht allerdings in ihrer Anklage nicht davon aus, dass die Blutverschmierten, von denen die Zeugen berichteten, die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt waren.