NSU-Prozess


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96. Verhandlungstag, 20.3.2014 Der Mann, der "Pogromly" spielte

Im NSU-Prozess hat Zeuge André K. am 96. Verhandlungstag zugegeben, das antisemitische Brettspiel "Pogromly" gespielt zu haben. Ansonsten berief sich der Thüringer Rechtsextremist, der einst Kontakt zum NSU-Trio Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatte, vor dem Oberlandesgericht München meist auf Erinnerungslücken. Seine Antworten wirkten wie ein Vorführen der Anwälte.

Stand: 20.03.2014 | Archiv

André K. | Bild: picture-alliance/dpa

In den 1990er-Jahren war K. einer der führenden Personen der Jenaer Neonazi-Szene. Mit dem späteren NSU-Trio war er befreundet. Der Kontakt hielt noch an, nachdem die drei 1998 untergetaucht waren. Es war bereits der dritte Zeugenauftritt des 38-Jährigen, der unter anderem in der Neonazi-Kameradschaft "Thüringer Heimatschutz" aktiv war.

Zeuge K. gibt viele Gedächtnislücken vor

Vor allem Vertreter der Nebenklage mühten sich vergeblich, die Verbindungen innerhalb der rechten Szene zu ergründen. Immer wieder ließ K. die Opfer-Anwälte auflaufen, wenn er nach den Namen von Personen oder rechten Musikgruppen gefragt wurde. So wollte Rechtsanwalt Alexander Hoffmann etwas über eine Band wissen, die auf einem von K. mitorganisiertem Festival auftrat.

"Können Sie was zu der Band sagen?"

Rechtsanwalt Alexander Hoffmann

"Musikgruppe."

André K.

"Waren die politisch aktiv?"

Hoffmann

"Anzunehmen."

K.

K. macht sich über Nebenklage-Vertreter lustig

Teilweise machte sich K. offen über die Fragesteller lustig - etwa als es um die Bedeutung einer Gedichtzeile ging, die der "Thüringer Heimatschutz" als Slogan verwendete: "Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte." Als einer der Anwälte nach Interpretationen fragte, sagte K.: "Nehmen Sie's mir nicht übel, aber auf so einen Quatsch habe ich keine Lust." K. wurde auch gefragt, ob er an Wehrsportübungen teilgenommen habe. Daraufhin fing der füllige Mann an, laut zu kichern. "Was erheitert Sie jetzt so?", fragte einer der Anwälte. "Nun, ich bin wirklich nicht der Sportlichste."

Wie schon in den vorherigen Vernehmungen berief sich der Rechtsextremist immer wieder auf Erinnerungslücken. Einer der Anwälte wollte wissen, ob es nach dem Untertauchen von Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe eine Hausdurchsuchung bei K. gab.

"Wissen Sie, wie viele Hausdurchsuchungen ich hatte?"

K.

"Das weiß ich nicht."

Anwalt

"Sehen Sie, ich auch nicht."

K.

Fragen zu Nazi-Brettspiel

Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hielt K. unter anderem das Brettspiel "Pogromly" vor. Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe hatten laut Anklage das Spiel mit antisemitischen und NS-verherrlichenden Inhalten gestaltet. Erstmals präsentierte Götzl das in Anlehnung an "Monopoly" gestaltete Spielbrett im Prozess. K. gab zu, dass er "Pogromly" gespielt hatte: "Ja, das wird's schon sein. Detailliert kann ich das nicht mehr sagen."


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