Bayerische Islamisten in Syrien Posieren für den Dschihad
Ein Münchner Islamist soll nach BR-Informationen nach Syrien ausgereist sein. Offenbar hatte er kein gültiges Reisedokument dabei. Fotos im Internet zeigen ihn mit einem der wohl bekanntesten deutschen Dschihadisten – dem Allgäuer Erhan A.
Neulich auf Facebook: Bei BR-Recherchen entdecken wir das Profil eines jungen Mannes – das Gesicht braungebrannt, ein langer schwarzer Bart. Über dem Foto steht in weißen Buchstaben:
"Der Jihad ist der Gipfel des Islam."
Halit K.
Wir recherchieren, finden ein weiteres Foto im Netz – der junge Mann unterwegs als Koranverteiler für die umstrittene Koranverteilungsaktion "Lies" in München. Das Foto ist mehr als zwei Jahre alt.
Wir erfahren: Der junge Mann heißt Halit K. Nach BR-Informationen hält er sich offenbar in Syrien auf. Seitdem meldet er sich immer wieder über neue Profile auf Facebook, die dann aber ebenso schnell verschwinden.
Dauerhaft sehen kann man ihn auf Fotos mit dem Allgäuer Erhan A. Auf dessen Facebook-Seite brüsten sich die beiden Islamisten sogar mit Waffen.
Posing mit Waffen und Symbolen
Erhan liebt ganz offensichtlich den großen Auftritt. Schon vor mehr als einem Jahr wurde er nach einem umstrittenen Interview mit dem Magazin einer Zeitung in sein Heimatland Türkei abgeschoben. Schon zuvor hatten ihn die Sicherheitsbehörden monatelang beobachtet. In der Türkei verbrachte er einige Zeit, bevor er nach eigener Aussage nach Syrien reiste.
Bisher wollte Erhan aber nicht erzählen, bei welcher Gruppe er sich aufhält. Nach BR-Informationen könnte es sich dabei um eine Al-Kaida-nahe Terrormiliz handeln. Kenner der deutschen Dschihadhisten-Szene warnen aber vor zu eiligen Schlüssen. Die Informationen um Erhan A. seien nicht gesichert, es gebe lediglich Hinweise. Demnach könnte er sich auch noch in der Türkei befinden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte in den vergangenen Monaten immer wieder die Ausweisung verteidigt. Die Grünen sprachen dagegen von einem Terrorexport.
Erhan selbst reagierte zufrieden, dankte dem Freistaat sogar. Das klingt nach Propaganda, verbreitet auf der Facebook-Seite des Allgäuer Islamisten. Dort ist er immer wieder aufgefallen. Zuletzt wurden sogar Selbstmoranschläge als "schöne Tat“ bezeichnet.
Ausländische Kämpfer halten zusammen
Zudem behauptet Erhan auf Anfrage des Fachblogs Erasmus Monitor, er und der Münchner Halit K. würden sich in Nordsyrien aufhalten. Sie würden mit Deutschen, Österreichern, Schweizern und Engländern zusammenleben.
Unklar ist noch, wie sich Erhan und Halit kennen gelernt haben. Medienberichten zufolge hatte Halit K. vor seiner Ausreise keinen Pass. Er musste sich regelmäßig bei der Polizei melden. Schon 2013 soll er versucht haben, nach Syrien auszureisen. Damals konnten ihn die türkischen Behörden noch stoppen.
Dann im Mai 2015 war er wieder verschwunden. Die Eltern starteten eine öffentliche Suchaktion, fürchteten, er könnte sich dem Islamischen Staat angeschlossen haben. Über eine Boulevardzeitung verbreiteten sie schließlich die rührende Nachricht, der 23-Jährige sei nicht in die Türkei gereist, um von dort nach Syrien in die Kampfgebiete zu gelangen, sondern aus Liebe zu einer Frau. In Wirklichkeit soll Halit gemeinsam mit Erhan nach Syrien ausgreist sein. Das erzählt der Allgäuer Islamist im Gespräch mit dem Fachblog Erasmus Monitor.
Unklar, ob es den Islamisten in Bayern oder in Syrien besser gefällt
Wie es Erhan und Halit geht, ist momentan offen. Erhan jedenfalls verbreitet über seinen Kanal immer wieder, wie schön es doch in Syrien sei. Auch alle anderen Muslime sollten dorthin kommen.
Im April versuchte er noch, seine Rückkehr nach Deutschland vor Gericht zu erstreiten. Allerdings lehnte das Verwaltungsgericht Augsburg die Klage ab. Der Vorsitzende Richter Nikolaus Müller erklärte, die Ausweisung sei verhältnismäßig und gerechtfertigt gewesen.
Anfang Juli teilte das Verwaltungsgericht Augsburg mit, der Anwalt von Erhan A. habe Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München prüfte den Fall erneut, entschied dann aber in letzter Instanz, Erhan A. sei zu Recht abgeschoben worden. Ob Erhan zurück will, scheint fraglich. Vor einigen Monaten hatte er auf seiner Facebook-Seite behauptet, nur wegen seiner Mutter habe er überhaupt eine Klage zugelassen.