Bahn will neue Schienen prüfen Streit um Zulauf-Trassen für Brennerbasistunnel
Ärger im Landkreis Rosenheim: Die Deutsche Bahn will nun doch mögliche Neubautrassen zum Brennerbasistunnel östlich und westlich von Rosenheim prüfen. Örtliche Bürgermeister kündigen Widerstand an.
Es geht um den Nordzulauf zum Brennerbasistunnel. Hier hat die Bahn nun ihren Planungsbereich erweitert - das heißt: Jetzt wird untersucht, ob eine mögliche Neubautrasse links und rechts der bisherigen Schienenstrecke realisiert werden kann. Im Osten hieße das: links und rechts der A 8 von Rohrdorf bis Bernau - im Südwesten: von Brannenburg bis Kolbermoor.
Hier will die Bahn möglicherweise durch neue Schienentrassen für eine Entlastung der bisherigen Bahnstrecke sorgen. Denn nach Fertigstellung des Brennerbasistunnels 2026 dürfte die Strecke wegen der erwarteten Verkehrszunahme nicht mehr ausreichen.
Staatsvertrag zum Brennerbasistunnel auf dem Prüfstand
Die betroffenen Bürgermeister haben sich in Aschau mit der Bahn getroffen - in nichtöffentlicher Runde. Und da ging es nach BR-Informationen zur Sache. Glaubt man den verärgerten Bürgermeistern, dann wird dieses Thema den Landkreis Rosenheim zerreissen. Der Rohrdorfer Bürgermeister Christian Praxl etwa hat "größtmöglichen Widerstand" angekündigt.
Der Bürgermeister von Stephanskirchen, Rainer Auer, sagte dem BR, er wolle den Staatsvertrag zwischen Deutschland und Österreich juristisch prüfen lassen. Auer dringt auf ein Treffen mit dem Rosenheimer Landrat Berthaler und sieht auch ein Versäumnis seinerseits, das er sich nicht schon lange mit den betroffenen Bürgermeistern zusammengesetzt hat.
Künftig alle drei Minuten ein Zug?
Die Bahn hat in Aschau ihr Angebot zum Dialog für die Korridorentwicklung auf den Tisch gelegt. Denn ohne zusätzliche Gleise wird das Brennerbasis-Projekt wohl nicht auskommen. Durch den Tunnel wird deutlich mehr Verkehr auf die Schiene verlagert und das hat Auswirkungen auf die Zulaufstrecken. Bereits jetzt donnern zum Teil alle 20 Minuten Güterzüge an den Gärten vorbei. Nach Fertigstellung des Tunnels ab 2026 könnte täglich ein Vielfaches an Zügen rollen.
"Denktheoretisch können dann 480 Züge fahren pro Tag, das heißt alle drei Minuten ein Zug, das wäre für uns eine Katastrophe. Das heißt, das Inntal leidet ganz wesentlich darunter. Wenn allerdings das dritte und vierte Gleis im wesentlichen eingehäust oder untertunnelt wird, bietet das auch eine große Chance für das Inntal."
Hajo Gruber, Bürgermeister Kiefersfelden, im Juni 2016
Konzepte zur Verringerung des Verkehrslärms
Über eine mögliche Einhäusung von Schienenstrecken als Kompromiss dürfte weiter gerungen werden. Ebenso über "leisere Schienen" über sogenannte Schienenstegdämpfer (s. nebenstehenden Artikel). Der Brennerbasistunnel verbindet in rund zehn Jahren Innsbruck mit Franzenfeste in Südtirol. 64 Kilometer verläuft er unter dem zentralen Alpenmassiv. Die erwartete Zunahme vor allem des Güterverkehrs wird Auswirkungen auf den Güterumschlagplatz München haben sowie auf die gesamte Zulaufstrecke auf oberbayerischer Seite.
Die Bahn betont, man stünde erst "ganz am Anfang eines langen Planungsweges". Sie bittet um faire Beratungen ohne Denkverbote. Die möglichen neuen Trassen sollen von Anfang an mit den betroffenen Gemeinden besprochen werden. "Wir haben unser Angebot zum Dialog für die Korridorentwicklung auf den Tisch gelegt. (...) Wir setzen auf den gemeinsamen Weg mit der gesamten Region", sagte ein Bahnsprecher dem BR.