Helferkreis in Neubiberg Verein bringt Flüchtlinge und Firmen zusammen
In Oberbayern wollen viele Flüchtlinge endlich in ihrer neuen Heimat ankommen und einen Job ausüben. Deshalb hat sich ein Helferkreis in Neubiberg zur Aufgabe gemacht, Stellen zwischen Flüchtlingen und Unternehmen zu vermitteln.
Er sitzt hinter dem Computer, klein ist er, hat dunkle Haare, einen dunklen Bart und helle, wache Augen hinter einer schwarzen Nerd-Brille: Khalil Khalil heißt der 27-Jährige, der aus dem syrischen Aleppo kommt. Er spricht - noch - eine Mischung aus Deutsch und Englisch.
"Meine Wohnung ist dem Erdboden gleichgemacht worden. Ich war nicht mehr sicher. Es blieb mir nichts anderes übrig als zu fliehen."
Khalil Khalil
Eine von vielen schrecklichen Geschichten, die in den Flüchtlingsunterkünften erzählt werden. Khalil ist seit zehn Monaten in Bayern, ohne Familie, ist oft umgezogen - von Unterkunft zu Unterkunft.
Endlich ein Zuhause, endlich Arbeit
Jetzt hat er eine Wohnung in München-Untergiesing - viel wichtiger aber noch: er hat einen Job, arbeitet seit vier Monaten als Software-Experte in einer IT-Firma.
"Auf Arbeit kann man mit anderen Leuten sprechen, man kann fühlen, wie die Leute hier leben, wie sie an ihrer Arbeit hängen. In anderen Länder ist sie nicht sehr wichtig, aber hier schon."
Khalil Khalil
Jetzt hat er also gemerkt, dass den Deutschen die Arbeit besonders wichtig ist, dass es aber auch schwierig ist, eine Arbeit zu bekommen.
Ohne Helferkreis wäre es schwierig
So schnell wäre Khalil Khalil sicher nicht an einen Job in Deutschland zu kommen - und dazu auch noch in seinem erlernten Beruf.
Aber Khalil hatte Hilfe. Im Helferkreis in Neubiberg, der sich ehrenamtlich um die ankommenden Flüchtlinge kümmert, ist die Idee aufgekommen, dass man den Neuankömmlingen noch mit mehr als Kleidung, Büchern und Aufmerksamkeit helfen kann.
Hoch motivierte Arbeitnehmer
Helmut Blank, selber aus der IT-Branche, hat das Potenzial vieler Flüchtlinge erkannt. Und die Bereitschaft von Firmen, Menschen, die meistens nur holprig deutsch sprechen, einzustellen. Diese Investition, wie Helmut Blank es nennt, lohnt sich. Das hört er immer wieder aus den Firmen.
"Also das fällt mir immer wieder auf, dass die Motivation so hoch ist, dass sie eigentlich lieber zehn Stunden am Tag arbeiten als sechs Stunden am Tag. Es ist auch meistens nicht die Frage des Geldes, sondern etwas zu tun zu haben, sich selbst wieder ernähren zu können, die Familie, die vielleicht nicht hier ist, zu ernähren. Also das ist so hoch in der Priorität angesetzt, dass man fast schon gezwungen ist, da zu helfen. Denn tun wir es nicht, geht was daneben."
Helmut Blank, Mitgründer von ARRIVE Institute e.V.
Helmut Blank und seine Freunde haben einen Verein gegründet und die Vermittlungsseite arrive-ev. ins Netz gestellt. Und weil nicht jede Firma auf einen Flüchtling als Mitarbeiter wartet, müssen viele Telefonate geführt und Anfragen gestellt werden. Mit Erfolg: 19 Flüchtlinge haben schon einen Job. Und bald sollen Khalil Khalil und den anderen noch viele weitere folgen.