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Geschwister-Scholl-Preis in München verliehen Le Caisne widmet Preis syrischer Bevölkerung

Die französische Autorin Garance Le Caisne hat sich bei der Verleihung des Münchner Geschwister-Scholl-Preises mit einem Appell an die internationale Staatengemeinschaft und das syrische Volk gewandt: Sie fordert eine klare Aussicht auf Strafen für die Entscheidungsträger des Assad-Regimes.

Stand: 21.11.2016

Garance Le Caisne | Bild: picture alliance / abaca

Bekommen hat Le Caisne den Preis für ihr Buch "Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie". Das Buch erzählt die Geschichte eines syrischen Militärfotografens, der Zehntausende Fotos von den Ermordeten aus den Kerkern des Assad-Regimes kopiert und außer Landes geschmuggelt hat.

"Dies ist eine so schöne Anerkennung für all jene, die dort unten in Syrien und hier in Europa dafür kämpfen, den zu Tode gefolterten, verhungerten oder von Bomben zerfetzten Männern und Frauen eine Stimme zu geben. Ein Teil von mir ist in diesem Syrien verloren gegangen, aber an Menschlichkeit habe ich hinzugewonnen. Es waren Syrer, die mir dieses Geschenk gemacht haben."

Garance La Caisne

Die Autorin sieht Strafverfolgung für die Entscheidungsträger des Assad-Regimes als ersten wichtigen Schritt hin zu Frieden in Syrien.

"Ich glaube, um Verbrechen zu verhindern, muss man den Verbrechern deutlich machen, dass sie nicht straffrei ausgehen werden - auch wenn das vielleicht erst in einem oder in zehn Jahren passieren wird. Solange die Verbrecher sich frei fühlen, werden sie auch weiterhin bomben und Verbrechen begehen."

Garance Le Caisne

Jury: "Zeugnis überragenden Mutes"

Die Jury des mit 10.000 Euro dotierten schrieb in der Urteilsbegründung, das Buch erspare dem Leser die Bilder der verhungerten, verstümmelten, verbrannten Leichen und sei dennoch Zeugnis eines überragenden Mutes sowie eine Dokumentation der bürokratischen Obsession eines verbrecherischen Regimes.

"Dieses Buch zu lesen ist eine psychische Belastung und die darin beschriebenen Grausamkeiten kaum zu ertragen."

Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers

Geschwister-Scholl-Preis

Der Geschwister-Scholl-Preis wurde 2016 zum 37. Mal verliehen. Ausgezeichnet werden sollen Bücher, die "bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut fördern".

In den vergangenen Jahren hatten unter anderem der postkoloniale Theoretiker Achille Mbembe, US-Journalist Glenn Greenwald sowie der chinesische Exil-Autor Liao Yiwu den Preis erhalten. Vergeben wird die Auszeichnung vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Stadt München.


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