Hoch und teuer Campen Der Glamping-Trend hat die Zugspitze erreicht
Campingplätze in Bayern haben es auf die freiheitsliebenden Individualisten abgesehen. Das sind mobile Menschen. Sie wünschen sich alles, was das Leben schöner und luxuriöser macht. Sie lieben Glamping, und an der Zugspitze sind sie richtig.
Das Fünf Sterne-Camping-Resort Zugspitze an einem Mittwochvormittag: Wir treffen Geschäftsführer Werner Wilhelm und bummeln ein wenig über den Luxus-Campingplatz. Gehobenes Camping und Glamping - beides ist hier möglich:
"Wir haben hier 50 Plätze mit Privatbädern. Das heißt, man steckt sein Wohnmobil direkt hier am Privatbad an. Man braucht sich dann nicht mehr zu den Sanitäranlagen vorbewegen. Das ist schon eine Anlage mit Ressort-Charakter. Das zeigt sich darin, dass wir eine sehr hochwertige und edle Saunalandschaft haben, eine Fitnesslandschaft. Es ist also alles da, dass man sich richtig wohlfühlen kann."
Werner Wilhelm
Glamping - ein neuer Trend
Glamping, eine Wortkreation aus den Begriffen Glamour und Camping, also Camping mit viel Luxus. Iglu-Zelt, Gaskocher, Schlafsack und Isomatte, das ist Camping für die einen. Andere wollen ein Wohnwagen oder ein Wohnmobil mit großem Vorzelt, bequemen Betten und komfortabler Küche – eigentlich die gehobene Art und Weise. Aber, es ist wie so oft, nach oben gibt es keine Grenzen. So schwappt derzeit der Trend vom Glamping aus Rest-Europa zu uns herüber.
Das Naturerlebnis suchen
Das Kunstwort Glamping findet Werner Wilhelm fast ein wenig albern und überflüssig. Denn die Gäste auf seinem Platz seien eigentlich völlig normal: "Das sind die Leute, die einen gewissen Luxus suchen, aber trotzdem auf dieses Naturerlebnis nicht verzichten möchten."
Seinen Luxus kann hier jeder selber definieren. Lilia ist mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihrem Sohn Oscar auf dem Campingplatz. Vom neuen Luxutrend hat sie noch nichts gehört. Die Damen schlafen im VW-Bus mit Papa und Sohn auf der Luftmatratze im Zelt. An Luxus gönnt sich Lilia hier nur die Sauna-Besuche.
Ein paar Meter weiter, genauer gesagt im hintersten Eck des Camping-Ressorts, sieht es dann aber doch nach Glamping aus. Dort steht ein Wohnmobil, fast so groß wie ein Reisebus. Der nagelneue Luxusliner gehört Oliver einem Unternehmer aus der Nähe von Bonn.
Auch das ist Camping, sagt er. Dunkles Schiffsparkett, eine Sitzgruppe aus Leder, Flachbildfernseher, eine Vitrine für Weingläser, der Wohnbereich im Concord kann sich sehen lassen. Olivers Frau Jennifer und die beiden Kinder genießen den Platz auf rund 25 Quadratmetern – Liebe auf den ersten Blick war es aber bei Jennifer nicht ...
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Barbara, Donnerstag, 23.Juni 2016, 15:49 Uhr
4. Das sind die negativen Auswüchse der Zwei-Klassen-Gesellschaft!
Die einen wissen nicht, wovon sie überleben sollen und die anderen, die Reichen, wissen vor lauter Übermut nicht mehr, wie sie vor lauter Wohlstand und Luxus sich die Zeit vertreiben sollen.
Eva-Maria H., Donnerstag, 23.Juni 2016, 12:41 Uhr
3. Der Wahnsinn!
Ich frage mich, was daran toll ist, dass man Kühlschränke, Betten, lederne Garnituren und Weinregale durch die Gegend fährt?
Solche Leute sollen sich als Möbeltransporter anstellen lassen, dann verdienen sie noch nebenbei Geld.
Antwort von Robert, Donnerstag, 23.Juni, 19:21 Uhr
Hallo Eva-Maria,
ich habe selber mal mit einem Wohnmobil Urlaub gemacht (vor etwa 20 Jahren, in einem Land in dem es kaum Parkplatzprobleme für solche Strassenmonster gab, Amerika, wo sonst?) und man sieht halt so viel wie bei kaum einem anderen Urlaub (nur Kreuzfahrten kommen da noch hin, allerdings kann man sich die Route nicht so frei wählen). Ich kann es schon nachvollziehen. Man fährt von 'Hotel' zu 'Hotel' ohne sich um Koffer Ein- und Auspacken zu kümmern oder sich jeden Tag an ein neues Badezimmer zu gewöhnen. Schon cool aber heute muss ich das nicht mehr haben.
Leben und leben lassen, ganz einfach. Jeder macht Urlaub und entspannt auf seine Art.
Antwort von Anton Speierl, Freitag, 24.Juni, 21:29 Uhr
Hallo Robert, ich finde nicht, dass jeder einfach entspannt machen sollte, was er will, denn er lebt nicht allein auf der Welt, die immer kaputter wird. Motorradfahrer die Krach machen, Leute nerven und gefährden, behaupten auch, dass das entspannend sei! Wenn viele Leute viel verbrauchen, also viele Ressourcen wie Benzin für riesige Wohnmobile, Energie auf luxuriösen Campingplätzen, Rohöl mit riesigen Schiffen, dann trägt das nun mal dazu bei, dass das Schöne, das Du da ansiehst, aus dem Wohnmobil, aus dem Schiffsdeck, immer noch mehr kaputt geht. Urlaub ist nicht das einzige, aber halt doch was wesentliches, was das kaputt macht, was man sucht. Also ist Eva-Marias Argumentation aus meiner Sicht sehr nachvollziehbar. Man kann doch auch mit weniger Energieaufwand in Urlaub fahren und die Kühlschränke nützen, die es unterhalb der Zugspitze eh gibt in Fewos usw. die müssen da echt nicht hin gefahren werden. Und ich wüsste noch mehr Argumente, aber die Zeichen werden knapp.
peter L., Donnerstag, 23.Juni 2016, 12:15 Uhr
2. schön doof!
Ja ,die Camper ein seltsames außerirdisches Völkchen von Menschen.
Kaufen sich ein Wohnmobil für oder Wohnwägelchen für zigtausende von Euros, um dann in Gemeinschaftsduschen und WC anlagen ihre Bedürfnisse zu erledigen.
Warum?,weil der Duschbereich im Wohnmobil eng,und der WC Tank auch geleert werden muss.
Aber man kann zeigen ,ich kann mir ein Wohnmobil für 200000€ leisten.
Wie gesagt ein seltsames Völkchen.
Antwort von Robert, Donnerstag, 23.Juni, 20:17 Uhr
Ein Wohnmobil für 200.000€? Darum geht es in den seltensten Fällen. Die meisten Camper, die ich kenne, haben ein 20 Jahre+ Mobile Home und für die ist es einfach billiger als mit zwei Kindern jedes Jahr eine Pauschalreise zu buchen, rechne mal nach! Ich habe vor langer Zeit mal eins (zusammen mit zwei Freunden) für den Urlaub gemietet und es war schlicht mit Abstand die billigste Lösung. Geduscht haben wir auch auf den KOA-Campgrounds, weil es da sauber ist und man nichts weiter Putzen muss. Aber es war bei weitem günstiger als jede Alternative, deshalb. Punkt.
Wenn einer nur sein 200k€-Wohnmobil präsentieren will hat er bestimmt seine Klofrau dabei und duscht selbstverständlich zuhause!
Matze, Donnerstag, 23.Juni 2016, 08:58 Uhr
1. Luxus, den niemand braucht
Und beim Abentessen im Luxuscampingmobil gibt es dann Trüffel mit Blattgold. Wie gur, dass es auch noch normale Camper gibt.
Antwort von gerom, Donnerstag, 23.Juni, 09:28 Uhr
Hier kann ich ihnen voll und ganz zustimmen.
Antwort von Alexander Wähner, Donnerstag, 23.Juni, 12:37 Uhr
diese LKWLUXUSCAMPER sind doch eine Pervertierung der Camping-Idee, als Nachbar in einem 2-Mann-Zelt fühlt man sich nicht mehr in der Natur, sondern in einem Gewerbegebiet. Und nur da sollten die sich hinstellen dürfen.
Antwort von Ein Hoch auf die Toleranz, Donnerstag, 23.Juni, 12:43 Uhr
Wo ist das Problem, wenn es Leute gibt, die derartiges wollen? Sind das dann "unnormale" Camper? Futterneid?
Ich glaube, Camper sind so etwas wie mobile Schrebergärtner. Wehe dem, der sich der Masse nicht unterordnet. Dabei übersehen viele "normale" Camper, dass das, was sie "richtiges" campen nennen, im Vergleich zum campen vor einigen Jahrzenten Glamping hoch drei ist.
Also lasst doch dem, der Trüffel in Blattgold liebt, seine Trüffel verspeisen und ihr macht euch halt lieber die Dose Ravioli vom Discounter auf.
Antwort von Oliver S., Donnerstag, 23.Juni, 13:22 Uhr
Leben und Leben lassen. Kreuzfahrten sind auch Luxus, den eigentlich niemand braucht, trotzdem kann das auf dem richtigen Schiff eine enorm entspannende und entschleunigende Art des Reisens sein - ein angenehmer Kontrast zu unserer hektischen Welt, in der aus Gründen der Effektivität immer alles noch schneller funktionieren muss. Wobei man schon viele Kreuzfahrten machen muss, um das auszugeben, was das o.g. Luxuscampingmobil gekostet hat.
Nachdenklich stimmt mich allerdings, dass es offenbar genug Unternehmer gibt, die sich solche Zuckerl in Form von Luxuxcampingmobils leisten können. Wenn es dann um die Gehälter der Angestellten geht, dann wird nicht selten aber geknausert ...
Antwort von Jannes, Donnerstag, 23.Juni, 14:44 Uhr
@Oliver S.
So gesehen ist sowieso jeder Urlaub Luxus, den man nicht braucht....
Antwort von robert, Donnerstag, 23.Juni, 22:10 Uhr
Cool, zwei Rechtschreibfehler in zwei Sätzen, aber im Grundsatz gebe ich dir recht. Es kann durchaus auch das Highlight einer Low-Cost-Reise sein, mal auf der Zugspitze zu campen. Um die Reise zu feiern, seinen Geburtstag oder was auch immer...