Fall Peggy Untersuchungen dauern länger
Die Analyse der in Thüringen gefundenen Knochenreste dauert länger als erwartet. Das teilte die Staatsanwaltschaft Gera mit. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um die sterblichen Überreste der vermissten Peggy handelt.
Voraussichtlich zwischen 16.00 und 18.00 wollen die Ermittler in Thüringen mitteilen, was die rechtsmedizinische Untersuchung ergeben hat. Damit widersprechen sie der Bayreuther Polizei. Die hatte zuvor mitgeteilt, die Untersuchung verzögere sich, da die Knochenreste in schlechtem Zustand seien. Die rechtsmedizinische Untersuchung soll Aufschluss darüber geben, ob es sich bei den Knochen tatsächlich um die sterblichen Überreste von Peggy aus Lichtenberg handelt.
Weitere Spurensuche in Wald
Derweil werden heute auch die Suchmaßnahmen fortgesetzt: Mit mehr als 100 Bereitschaftspolizisten aus Thüringen und Bayern wird der dichte Wald nochmal durchkämmt – weiträumig, intensiv und akribisch, heißt es von Seiten der Polizei. Auch im Waldboden wird gegraben. Experten der Spurensicherung und die erfahrenen Peggy-Ermittler aus Bayreuth werden vor Ort sein.
Ex-Soko-Chef hofft auf schnelle Aufklärung
Nach den neuen Entwicklungen im "Fall Peggy“ hofft der frühere Leiter der ersten Soko, dass "wir der Aufklärung jetzt hoffentlich bald ein Stück näher kommen“. Herbert Manhart war von Beginn an mit dem Fall des verschwundenen Mädchens aus dem oberfränkischen Lichtenberg befasst. Das große Problem der ersten Ermittlungen vor 15 Jahren war gewesen, "dass wir keine Leiche hatten, denn die ist immer die erste und die beste Spur", so der Ex-Soko-Leiter. Vom "Fall Peggy" war er zuvor abgezogen worden, nachdem die Ermittlungen seiner Soko zu keinem Fahndungserfolg geführt hatten.
Manharts Nachfolger als Soko-Leiter, Ralf Behrendt, sagte dem Bayerischen Rundfunk, durch den Leichenfund würden nun viele der damals verfolgten Spuren wegfallen. Die Ermittler waren damals dem Hinweis nachgegangen, Peggy könnte in die Türkei verschleppt worden sein. Auch die Möglichkeit, Peggy sei an ein Kinderbordell nach Tschechien verkauft worden, wurde nicht ausgeschlossen.
Peggys Mutter informiert
Auffällig: Der Fundort liegt nur etwa 15 Kilometer von Peggys Wohnort Lichtenberg entfernt. Außerdem deuten die in dem Waldstück gefundenen Gegenstände auf das vermisste Mädchen hin.
Die seit 2012 bei der Polizei in Bayreuth bestehende Ermittlungsgruppe "Peggy" wurde zur "Sonderkommission Peggy" aufgestockt. Sie ermittelt auf Hochtouren – auch in Zusammenarbeit mit den thüringischen Behörden. Der im Mai 2014 freigesprochene Ulvi Kulac aus Lichtenberg ist vorerst nicht im Visier der Ermittler. Und auch die Ermittlungen gegen die drei weiteren früheren Tatverdächtigen werden nicht wieder aufgenommen – außer es ergeben sich neue Hinweise auf eine mögliche Täterschaft.
Pilzsammler entdeckte Skelett-Teile
Ein Pilzsammler hatte die Knochen am Samstagnachmittag (02.07.16) offenliegend in einem Waldstück zwischen Rodacherbrunn in Thüringen und Nordhalben in Oberfranken entdeckt. Bei Grabungen seien dann weitere Knochen entdeckt worden, sagte Polizeisprecher Jürgen Stadter.
Bürgermeister hofft auf Ermittlungserfolg
In Peggys Heimatstadt Lichtenberg (Lkr. Hof) sorgte der neuerliche Fund für Aufregung. Bürgermeister Holger Knüppel sagte im Bayerischen Rundfunk: "Wenn sich dieser Verdacht bestätigt, wäre das auch eine gewisse Entlastung für Lichtenberg. Denn damit hätten die Ermittler neue Ansatzpunkte und der Fall könnte nun doch endlich gelöst werden." Das Verschwinden des Mädchens laste seit 2001 schwer auf der Kleinstadt.
"Es belastet so einen kleinen Ort wie Lichtenberg, und jeder der hier Kinder hat, hat das noch im Hinterkopf: Ist womöglich der Mörder noch unterwegs? - Das ist ja alles noch nicht raus."
Holger Knüppel, Bürgermeister von Lichtenberg
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Rodacherbrunn: Rodacherbrunn in Thüringen
Hintergrund: Peggys rätselhaftes Verschwinden
Am 7. Mai 2001 war die damals neunjährige Peggy Knobloch spurlos in ihrem Heimatort Lichtenberg im Landkreis Hof verschwunden. 2004 wurde ein geistig behinderter Nachbar vom Landgericht Hof in einem aufwändigen Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und aufgrund weiterer Delikte in der Psychiatrie untergebracht. In einem Wiederaufnahme-Verfahren sprach das Landgericht Bayreuth den Mann dann wieder frei, er wurde 2015 entlassen.
Auch die Ermittlungen gegen weitere Tatverdächtige hatten bislang keine Spur auf das Mädchen gebracht: So gerieten ehemalige Bekannte der Familie aus Halle/Saale ins Visier der Fahnder. Diese Spur brachte jedoch keinen Durchbruch, sie gelten nicht mehr als Verdächtige.
In den vergangenen Jahren gab es teilweise spektakuläre Untersuchungsaktionen: So wurde in einer Talsperre in Sachsen auf einen Hinweis hin nach dem Schulranzen von Peggy gesucht. In einem Garten eines Anwesens in Lichtenberg wurde 2013 gegraben. Die Ermittler fanden dort zwar Knochenreste, sie stammten aber nicht von Peggy. Ebenso ohne Erfolg blieb eine Grabungsaktion am Lichtenberger Friedhof Anfang 2014.