"Nie wieder!" Papst Franziskus besucht Völkermord-Mahnmal
Am zweiten Tag seiner Armenien-Reise hat Papst Franziskus das "Völkermord-Mahnmal" besucht, das an den Mord an bis zu 1,5 Millionen Armeniern vor 100 Jahren erinnert. Anschließend kam er mit Nachkommen von Opfern zusammen.
Die Gedenkstätte für die Opfer des Völkermords an den Armeniern liegt auf einem kleinen Hügel in der Hauptstadt Eriwan. An guten Tagen sieht man von hier aus den 5.137 Meter hohen Berg Ararat. Die Erinnerung daran, dass dieses kleine Land einmal größer war. Der den Armeniern heilige Berg liegt heute auf türkischem Staatsgebiet.
Die Mutter von Armen Vatarnian ist am Fuß des Ararat geboren. Sie hat als einzige aus ihrer Familie die Zeit der Vertreibung und Ermordung überlebt. Zur Begegnung mit dem Papst hat Armen Vatarnian ein Foto seiner Mutter mitgebracht.
"Das wird kaum einer verstehen, was es für mich bedeutet hier zu sein. Meine Mutter und mein Vater haben den Genozid von 1915 überlebt. Als ich meine Mutter einmal hierher gebracht habe, wollte sie gar nicht mehr weg. Für unsere Familie hat dieses Mahnmal eine ganz wichtige Bedeutung."
Armen Vatarnian
"Nie wieder"
Franziskus hat an der ewigen Flamme, die in der Gedenkstätte zur Erinnerung an die eineinhalb Millionen Opfer des Völkermords brennt, gemeinsam mit dem Oberhaupt der armenisch-apostolischen Kirche Blumen niedergelegt.
"Ich bete hier, das Herz voller Schmerz, dass sich solche Tragödien nie mehr ereignen", schrieb der Papst in das Goldene Buch der Gedenkstätte. Wenig später bei einer Messe in der Stadt Gjumri, sagte er, wie wichtig ein kollektives Gedächtnis für den christlichen Glauben ist:
"Die Völker haben nämlich ebenso ein Gedächtnis wie die einzelnen Menschen. Und das Gedächtnis eures Volkes reicht in ferne Zeiten zurück und ist kostbar. Wenn ihr an all das denkt, könnt ihr sicher die Gegenwart Gottes erkennen: Er hat euch nicht alleingelassen. Auch unter schrecklichen Widerwärtigkeiten hat der Herr euer Volk besucht."
Papst Franziskus
Völkermord - ein Reizwort für die türkische Regierung
Gestern hatte der Papst erneut vom Völkermord an den Armeniern gesprochen. Ein Reizwort für die Türkei, in deren Medien Franziskus heute dafür scharf kritisiert wurde. In Armenien dagegen wird seine Wortwahl als Zeichen der Solidarität gewertet, nicht nur der Besuch am Mahnmal.
Als Franziskus heute die Gedenkstätte in Eriwan verließ, haben die Wolken den Blick auf den Berg Ararat frei gegeben. Doch die Aussichten auf eine Aussöhnung zwischen der Türkei und Armenien sind nach wie trübe.