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Papst Franziskus besucht Friedenstreffen "Durst nach Frieden" in Assisi

Zum Abschluss des Interreligiösen Treffens in Assisi haben die Vertreter von neun Religionsgemeinschaften zum Frieden aufgerufen. Getrennt hatten unter anderem Christen, Muslime und Buddhisten gebetet.

Von: Jan-Christoph Kitzler

Stand: 20.09.2016

Papst Franziskus in Assisi | Bild: pa/dpa/Osservatore Romano / Handout

Gemeinsam standen die Vertreter der Religionsgemeinschaften zum Abschluss auf dem Platz vor der Franziskus-Basilika und unterzeichneten einen gemeinsamen Appell. Darin sagen sie Nein zum Krieg. Als Ursachen nennen sie Gier nach Macht und Geld, Habsucht im Waffenhandel, Eigeninteresse, Rache wegen vergangener Ereignisse.

Papst Franziskus, der am letzten Tag angereist war, verurteilte jede Gewalt im Namen von Religion, er sagte die Verschiedenheit der religiösen Traditionen sei kein Grund für Konflikt und Polemik.

Seit Sonntag hatten rund 12.000 Besucher und mehr als 500 Vertreter von acht Religionsgemeinschaften über den Weg zu Frieden auf der Welt diskutiert. Dabei ging es um die Konfliktherde in vielen Regionen, um die Rolle der Religionen und den Kampf gegen Ungerechtigkeit. Über die Ursache von Krieg, Flucht und Vertreibung wurde ebenso gesprochen, wie über die Rolle von Wirtschaft und Medien.

Diskussionsrunde über Gott und Terrorismus

Auch deshalb waren Flüchtlinge beim gemeinsamen Mittagessen im Franziskanerkloster anwesend. Am Nachmittag standen Gespräche auf dem Programm – Papst Franziskus traf unter anderem Bartholomäus, den Patriarchen von Konstantinopel, den Philosophen Zygmunt Bauman, und den Oberrabbiner David Rosen.

Das Gebet für den Frieden fand nicht gemeinsam statt. Jede Religionsgemeinschaft hatte dafür ihren eigenen Ort. Beim christlichen, ökumenischen Gebet in der Unterkirche der Franzkiskus-Basilika sollte für jedes Land im Krieg eine Kerze entzündet werden. Der Abschluss des Treffens dann wieder gemeinsam: mit Ansprachen und einer gemeinsame Erklärung, die Kinder den anwesenden Vertretern unterschiedlicher Staaten übergeben sollten.

Über die großen Linien waren sich alle hier einig. Aber wenn man das feststellt, dann ist das nicht etwa langweilig, sondern es macht Mut. Zum Beispiel bei der Diskussionsrunde über Gott und Terrorismus. Es ging um Gewalt im Namen der Religion – immer wieder auch um den Terror des islamischen Staates: Da saßen zwei katholische Kardinäle auf dem Podium, zwei hohe muslimische Vertreter aus Saudi Arabien und den Philippinen, ein indischer Wissenschaftler und zwei Friedensnobelpreisträgerinnen.

"Es gibt keine Verbindung zwschen Terror und Religion"

Die Menschenrechtlerin Tawakkol Karman aus dem Jemen hat den Preis vor fünf Jahren bekommen. Die Gläubige Muslima kommt aus einem Land das immer noch unter einen Bürgerkrieg leidet, und in dem sie selbst mehrfach im Gefängnis saß. Der Jemen gilt als Brutstätte des Terrors - doch mit Religion habe das nichts zu tun, sagt die junge Frau:

"Es gibt keine Verbindung zwischen Terror und Religion. Aber: es gibt eine Verbindung zwischen Terror und Ungerechtigkeit, Terror und Korruption, Terror und Unterentwicklung und fehlenden religiösen Reformen. Gott und alle Werte, die uns die Religionen lehren, haben mit Frieden zu tun und Liebe. Es gibt keine Verbindung zwischen Gott und Gewalt, zwischen Religion und Gewalt."

Menschenrechtlerin Tawakkol Karman

Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja in Nigeria, hat den Terror vor der Haustür. Im Norden Nigerias wüten die Banden der Terrororganisation Boko Haram - in Nigeria leben jeweils etwa zur Hälfte Christen und Muslime. Boko Haram will, dass Nigeria ein islamischer Staat wird.

"Durst nach Frieden"

"Durst nach Frieden" ist das interreligiöse Treffen in Assisi überschrieben. Ein Diskussionsteilnehmer hat gesagt: Besser sollte es "Durst nach Gerechtigkeit" heißen. Dann käme man auch den Ursachen für den Terror auf die Spur, ob nun im Namen von Religion oder nicht. Kardinal Onaiyekan kann das für sein Land, Nigeria, bestätigen:

"Kein Zweifel: Boko Haram ist in dem Teil Nigerias gewachsen, der am stärksten verarmt war. Egal, ob sich Menschen aus religiösen Gründen oder nicht angeschlossen haben: die Gegend war für sie fruchtbar. An vielen Orten, die Boko Haram erobert hat, mussten sie nicht kämpfen – die Leute haben sich ihnen einfach angeschlossen. Wir müssen uns eingestehen: ein Grund dafür liegt im ungerechten System."

Kardinal John Onaiyekan, Erzbischof von Abuja in Nigeria

Papst Franziskus stößt mit seinem Ruf nach Gerechtigkeit hier auf viel Zustimmung. Johannes Paul II. hatte das Interreligiöse Friedenstreffen 1986 einberufen, Benedikt XVI. kam vor fünf Jahren, 2011 hierher. An dem Ort, der für den Heiligen Franz steht, den man mit Frieden verbindet, mit Bewahrung der Schöpfung, mit Dialog und Gerechtigkeit. Der Papstbesuch ist der Höhepunkt des Treffens, sagt auch Bruder Thomas Freidel - der Franziskaner lebt in Assisi:

"Ich habe immer wieder die Erinnerung an vor fünf Jahren, wo das damals auch sehr deutlich war, dass die Teilnehmer es gesagt haben: Du bist derjenige, der uns hier zusammenbringt, dem es gelingt, so viele verschiedene Stimmungen und Richtungen hier zu vereinen. Gerade eben an diesem Ort Assisi, mit dieser Sehnsuchtsgestalt des Franziskus, mit seiner universellen Geschwisterlichkeit, wie wir heute sagen."

Franziskaner Thomas Freidel

Die Botschaft ist: die Religionen der Welt sind Teil der Lösung und nicht das Problem – und: Frieden ist möglich, wenn der Dialog gelingt. Assisi ist dafür ein leuchtendes Beispiel.


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Christine Werner, Dienstag, 20.September 2016, 18:13 Uhr

1. Nachrichten von 18.00h

Guten Abend, bitte sagen Sie doch Ihren Nachrichten-Redakteuren bzgl. des o.g. Friedenstreffens, daß das weltberühmte Assisi kein 'toskanisches' ist - Assisi liegt in der Provinz Umbrien!

Nicht alle schönen Orte in Mittelitalien gehören zur Toskana, auch wenn das viele Deutsche immer gerne glauben wollen.
Einen schönen Abend!
Christine Werner