Polizeigewalt in den USA Falsche Zeit, falscher Ort, falsche Hautfarbe
Auch zum Ende der Präsidentschaft Barack Obamas reißt die Kette zweifelhafter Polizeieinsätze gegen Farbige nicht ab, die Debatte erreicht einen neuen Höhepunkt. Die Fälle der letzten sechs Monate - und ein trauriges Jubiläum.
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März 2015
März 2015
Verriegelte Türen, entsicherte Revolver
Ein weißer Polizist erschießt bei Atlanta (Georgia) einen wohl geistig verwirrten Schwarzen, der an Haustüren geklopft haben soll. Es kommt zu Protesten.
Der Ort hat Symbolkraft. In Atlanta ist Martin Luther King geboren, im Morehouse College für junge Schwarze hatte Obama 2013 eine seiner persönlichsten und meistbeachteten Reden gehalten. Zitat: "Es gibt ganz wenige afroamerikanische Männer, die nicht erlebt haben, wie Schlösser verriegelt werden, wenn sie auf dem Bürgersteig entlang gehen. Das passierte mir auch – zumindest bis ich Senator war."
>>> Audio rechts: Obama in Atlanta -
April 2015
April 2015
Fataler Fehlgriff
Ein weißer Hilfspolizist erschießt bei einer Razzia inTulsa (Oklahoma) einen vorbestraften Schwarzen. Angeblich wollte der Polizist nur zum Elektroschocker greifen.
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April 2015
April 2015
Tod im Arrest
Ein Afroamerikaner stirbt in Baltimore (Maryland) an den Folgen einer Rückenverletzung. Er war im Polizeigewahrsam misshandelt worden. Es kommt zu schweren Krawallen.
>>>Video rechts: Baltimore im Ausnahmezustand -
April 2015
April 2015
Das Doppeldrama von Charleston
In North Charleston (South Carolina) erschießt ein weißer Polizist einen flüchtenden, unbewaffneten Schwarzen von hinten. Der auf einem Video festgehaltene Fall sorgt international für Aufsehen.
Das einige Kilometer südlich gelegene Charleston - ehemals Hauptstadt von South Carolina - erlebt zwei Monate später ein noch größeres Blutbad. Bei einem Amoklauf in einer Kirche erschießt ein 21-Jähriger Weißer neun Afroamerikaner. -
Juli 2015
Für Rassentrennung: George Wallace, der von 1964 bis 1976 viermal fürs Weiße Haus kandidierte.
Juli 2015
Once again: Alabama
Nachdem ihn Polizisten mit Pfefferspray besprüht haben, stirbt ein Schwarzer in Tuscaloosa (Alabama). Der Mann habe bei seiner Festnahme Widerstand geleistet, heißt es.
In Tuscaloosa war es 1963 bei der Immatrikulation der ersten farbigen Studenten zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Hier blockiert Gouverneur Wallace den Eingang zur Uni - gibt aber wenig später auf Anordnung der Bundespolizei klein bei. -
Juli 2015
Archivbild: Trauerfeier im Jahr 2001
Juli 2015
Once again: Ohio
Nach einem Handgemenge erschießt ein weißer Polizist in Cincinnati (Ohio) bei einer Verkehrskontrolle einen unbewaffneten Schwarzen. Sein Wagen hatte vorne kein Nummernschild.
Die Industriestaat Cincinnati ist einer der Hot Spots von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner. Im Jahr 2001 wurden in der 300.000-Einwohner-Stadt in ähnlichen Situationen fünf Schwarze erschossenen. -
August 2015
Trauerfeier für den getöteten Christian Taylor.
August 2015
Unklare Beweislage
Der bisher letzte Fall ereignet sich am 8. August in Arlington, Texas. Die Version der Polizei: Christian Taylor, ein 19-jähriger farbiger Student, fährt mit seinem Wagen durch die Scheibe eines Autohauses und ignoriert die Aufforderung der Cops, sich zu ergeben. Ein Polizist schießt und trifft tödlich.
Auf Twitter wird dies bezweifelt und gemutmaßt, Taylor sei erst in das Autohaus gekracht, nachdem er getroffen war. Funkaufzeichnungen und die Bilder der Überwachungskamera geben kein klares Bild.Die Gerichtsmedizin stellt Schusswunden an Hals, Brustkorb und Bauch fest. -
August 2015
August 2015
Ferguson, ein Jahr danach
Nach dem zunächst friedlichen Gedenken Michael Brown, der vor einem Jahr in Ferguson erschossenen wurde, ist es dort in der Nacht zum Montag zu Krawallen gekommen. Demonstranten hatten eine Straße blockiert und Scheiben eingeworfen, die Polizei mit gepanzerten Fahrzeugen massiv dagegen gehalten. Das Police Department twitterte, ein Beamter sei unter "heftigen Beschuss" gekommen. Ein Foto zeigt ein Auto mit durchschossener Windschutzscheibe. Zeugen berichten von zwei schwer verletzten Demonstranten. Die Stadt verhängte den Ausnahmezustand.
>>>Video rechts: Amateuraufnahmen aus Ferguson -
August 2015
August 2015
Erinnerungen an Watts
Auch das noch: Am 13. August ist der 50. Jahrestag der "Watts Riots". 1965 brechen in diesem vorwiegend von Farbigen bewohnten Stadtteil von LA schwere Rassenunruhen aus, nachdem ein Farbiger von einem weißen Polizisten wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen wird.
Eigentlich geht es um anderes: die Benachteiligung Farbiger bei der Bildung, bei Arbeits- und Wohnungssuche und um Alltagsrassismus. Die Regierung setzt 5.000 Soldaten der Nationalgarde ein. Bilanz: Rund 40 meist bei Plünderungen erschossene Tote, mehrere hundert Verletzte, 4.000 Festnahmen. -
Dezember 2015
Dezember 2015
Tödliches Versehen
In Chicago erschießen Polizisten eine fünffache Mutter und einen Studenten. Beide sind schwarz. Der 19-Jährige hatte seinen Vater mit einem Baseballschläger bedroht, die Nachbarin wird nach Polizeiangaben aus Versehen getroffen.
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Mai 2016
Mai 2016
Tod im Auto
Am Steuer eines gestohlenen Autos wird eine junge Afroamerikanerin in San Francisco von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Auf Druck des Bürgermeisters nimmt der Polizeichef seinen Hut.
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Juli 2016
Juli 2016
Zwei Tote in zwei Tagen
In Falcon Heights (Minnesota) stirbt ein 32-jähriger Schwarzer im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle mehrfach auf ihn geschossen hatte. Nur einen Tag zuvor hatten zwei Beamte in Baton Rouge (Louisiana) einen 37-Jährigen auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und ihn aus nächster Nähe erschossen.