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Klöckner und Dreyer Damenduell in Rheinland-Pfalz

Zum Abschluss des Wahlkampfes in Rheinland-Pfalz tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel heute in Trier mit CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner auf. Die SPD schickt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zur Unterstützung von SPD-Frau Malu Dreyer.

Von: Susanne Betz

Stand: 11.03.2016 | Archiv

 Julia Klöckner (CDU) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD, r) posieren vor dem Rede-Duell am 01.03.2016 im Sendestudio des SWR in Mainz (Rheinland-Pfalz). | Bild: dpa-Bildfunk/Andreas Arnold

Mit Menschen können beide. Empathie zeigen, über den neuen Wein reden, sich nach lokalen Sorgen erkundigen. Malu Dreyer, die amtierende SPD-Ministerpräsidentin, empfängt in der Mainzer Staatskanzlei 350 Ehrenamtliche aus Sport und Kultur. Die Menschen suchen regelrecht ihre Nähe. Vielleicht, weil sie so charmant ist und gleichzeitig fast zerbrechlich wirkt. Die 55-Jährige versucht ihre MS-Erkrankung weitgehend zu ignorieren.    

Weiblicher Wahlkampf

Julia Klöckner auf Wahlkampftour

Dagegen stürmt Julia Klöckner, die Herausforderin von der CDU, ziemlich temperamentvoll und offensiv auf die Frischwarentheke eines Landauer Supermarktes zu, um Wahlwerbung zu betreiben und Flyer zu verteilen. Seit Julia Klöckner vor fünf Jahren nur 8.000 Stimmen fehlten, um Kurt Beck zu stürzen, hat die 43-Jährige etliche Kilos abgenommen und als stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende in Berlin so wie als Oppositionschefin in Mainz geackert und geackert für den politischen Wechsel.

"Wir haben beste Rahmenbedingungen, aber Rekordunterrichtsausfall. Eine enorme Verschuldung, das kostet Chancen und Zukunft. Landesrechnungshof  hat einen Mahnbrief veröffentlicht, dass in Rheinland-Pfalz die Hälfte der Straßen marode sind."

Julia Klöckner (CDU), Spitzenkandidatin Landtagswahl Rheinland-Pfalz

Berliner Politik bestimmt den Wahlkampf

Malu Dreyer und SPD-Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel im Wahlkampf

Und dann kamen die Flüchtlinge und der üppige Vorsprung der CDU vor der SPD in den Umfragen schmolz dahin. Seitdem unternimmt Julia Klöckner Absetzbewegungen von der Willkommenskultur der Kanzlerin, zum Beispiel mit Plan A2. Denn immer mehr CDU-Anhänger liebäugeln mit der AfD. Die Frauenfrage, sagt Julia Klöckner, entscheide über den Erfolg der Integration.

"Wenn Männer aus Staaten kommen, wo Frauen wirklich in nichtrein, unrein unterteilt werden, wo sie nicht die gleichen Rechte haben, dann dürfen wir das nicht als kulturelle Vielfalt abtun. Das kann man keinem vorwerfen, wenn er so sozialisiert ist, aber uns könnte man es vorwerfen, wenn wir es einfach nur laufenlassen."

Julia Klöckner (CDU), Spitzenkandidatin Landtagswahl Rheinland-Pfalz

Malu Dreyer wiederum muss gegen das generelle Dahinsiechen der Sozialdemokraten ankämpfen. Ihr einziger Joker ist deshalb sie selbst.

"Deshalb bin ich auch sehr, sehr zuversichtlich, weil die Ministerpräsidentin sehr beliebt ist. Wer Malu Dreyer behalten möchte muss SPD wählen."

Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und Spitzenkandidatin

Keine Konfrontation mit AfD

Julia Klöckner (CDU) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im Sendestudio des SWR

Malu Dreyer wirbt mit sozialem Zusammenhalt und moralischer Haltung. Gerade deshalb löste ihre Weigerung, wegen der Anwesenheit des AfD-Spitzenmannes an der TV-Elefantenrunde des SWR  teilzunehmen, auch bei Fans Stirnrunzeln aus.

"Sie hätte in die Konfrontation gehen müssen. Ich glaube, sie hätte da auch durchaus auch überzeugen können und eine andere politische Kultur darstellen können."

SPD-Anhänger

Sollte Julia Klöckner die SPD nach 25 Jahren vom Regierungssessel stoßen, stünde ihr in der CDU wahrscheinlich alles offen.

"Ja ich habe es gesagt, vielleicht ist das unsere zukünftige Bundeskanzlerin, wer weiß. Frisch, jung, dynamisch."

CDU-Anhängerin

Malu Dreyer dagegen möchte einfach nur Ministerpräsidentin bleiben. Falls nicht, hört sie mit der Politik ganz auf.  


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Anne Bell, Samstag, 12.März 2016, 23:57 Uhr

3. Klöckner

Klöckner hängt doch am Rockzipfel Merkel's. Macht mit Merkel gegen Merkel Politik. Das ist doch alles andere als seriös. Wenn man diese Leute wählt, was wählt man da eigentlich? Banken, Konzerne, Lobbyisten u.s.w. haben leichtes Spiel, mit diesen Politik-Lehrlingen.

Thomas, Freitag, 11.März 2016, 10:39 Uhr

2. Rheinland-Pfalz, die "letzte Hoffnung" der SPD vor einem Totalabsturz.

Da laden sich die Parteien die Politiker aus der Bundespolitik für ihre Wahlkampfauftritte ein und beklagen sich hinterher über die schlechten Wahlergebnisse. Wird am Sonntag Abend wieder so sein und Rheinland-Pfalz erscheint am Polithorizont als die "letzte Hoffnung" der SPD vor einem Totalabsturz bei den drei Landtagswahlen am kommenden Sonntag. Wenn die SPD dort nicht so abschmiert dann hat sie das keinem Herrn Steinmeier und erst recht keinem Herrn Gabriel zu verdanken sondern ausschließlich der amtierenden Ministerpräsidentin. Diese kann sich aber auch nicht der alles überlagernden Flüchtlingspolitik der Bundesregierung erwehren.

Sollte Klöckner am Sonntag als Gewinnerin hervorgehen, dann wird Frau Merkel versuchen das auch als ihren Erfolg umzudeuten und daraus eine Zustimmung für ihre gescheiterte Flüchtlingspolitik uminterpretieren.

Es dürfte spannend werden, am 13.03.2016 und noch interessanter nach dem 14.03.2016 vor allem für Herrn Gabriel und die SPD.

Wanninger, Freitag, 11.März 2016, 07:43 Uhr

1. Damenduell

Kategorien des Boulevard zu benutzen ist normalerweise nicht der Stil des BR. Im "Damenduell", das einen Bart hat ungefähr wie "Damenwahl", beginnt der Artikel, als hätte es nie Gender-Diskussionen gegeben.
Das kann zu Recht heute auch keiner mehr hören, aber ein Minimum an Bewusstsein dürfte man doch langsam erwarten. Nur mal so gefragt: Würden wir dieselbe Einleitung über Männer zu lesen bekommen? Wäre das dann ein "Männerduell" oder ein "Hahnenkampf"?
Dreyer ist hauptsächlich "charmant" und "zerbrechlich", Klöckner "temperamentvoll" und "offensiv", dann kommt auch noch eine Aussage über ihr Gewicht, fehlt nur noch die Frisur.
Schon klar, es sollte menscheln am Anfang. Aber würden wir über "Herrenduell" dasselbe zu lesen bekommen? Bis endlich die Inhalte drankommen, wird kräftig in der Klischeekiste gekramt.

  • Antwort von N. Schöttl, Sonntag, 13.März, 08:11 Uhr

    Das Wort Damenduell finde ich ebenso nicht passend. Es entscheiden ja nicht diese beiden Damen ein Duell unter sich, sondern die Wähler. Eigentlich müsste dort stehen: Wählerduell zwischen Frau Klöckner und Frau Dreyer.