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Verwirrung um Handy-Gebühren EU-Kommission zieht Roaming-Vorschlag zurück

So schnell hat die EU-Kommission selten einen Vorschlag wieder einkassiert: nur vier Tage jung war die Idee, das Zusatzkosten-freie Roaming in der EU auf 90 Tage zu begrenzen. Jetzt erklärte Kommissions-Chef Juncker: Wir erarbeiten einen neuen Vorschlag.

Von: Kai Küstner

Stand: 09.09.2016

Eine Frau steht mit ihrem Mobiltelefon am Strand und telefoniert | Bild: picture-alliance/dpa/Friso Gentsch

"Der Vorschlag ist schlicht nicht gut genug aus Sicht unseres Präsidenten – daher hat er uns angewiesen, noch härter zu arbeiten und mit etwas Besserem aufzuwarten."

EU-Kommissions-Sprecher Alexander Winterstein

Zweifelsohne war es die heftige Kritik, die auf die Brüsseler Behörde eingeprasselt war, sobald die ihre 90-Tage-Pläne erläutert hatte. Sowohl Verbraucherschützer als auch sämtliche Fraktionen im EU-Parlament hatten die Vorschläge bemängelt. Schließlich gebe es ja das EU-Versprechen, die Roaming-Gebühren würden ab Sommer 2017 vollkommen wegfallen - und nicht lediglich auf 90 Tage begrenzt werden. Klar ist: Ohne die Zustimmung des Parlaments käme die Kommission mit ihrem Vorschlag nicht durch.

"Der Präsident hat die Rückmeldungen natürlich wahrgenommen. Von Verbraucher-Organisation, von Parlamentariern und anderen. Die Kommission hat sich dieses Feedback ja in der Tat gewünscht. Und im Lichte dessen hat der Präsident nun entschieden, dass der Vorschlag ungenügend war. Deshalb kommt nun ein besserer."

Alexander Winterstein

Verwirrung ums ursprüngliche Versprechen

Bereits vor einem Jahr hatte die EU die für Urlauber freudige Nachricht verkündet, pünktlich zu den Sommerferien 2017 würden die Zusatz-Kosten für Telefonate, SMS-Nachrichten und Internet-Surfen im EU-Ausland komplett abgeschafft. Daher wirkte die Mitteilung der EU-Kommission für viele auch einigermaßen verwirrend, dass man die Gebühren-freie Zeit auf 90 Tage begrenzen wolle.

Da half es auch nichts, dass man in Brüssel erklärte, den Luxus, länger als 90 Tage pro Jahr zu urlauben würde ja wohl ohnehin kaum jemand genießen. Und die Regelung sei nötig, um Missbrauch auszuschließen: Verhindert werden sollte damit nämlich, dass jemand auf die Idee kommt, sich bei einem Billiganbieter – egal ob der in Spanien oder Litauen sitzt – eine SIM-Karte zu besorgen und damit dann das ganze Jahr über in seinem Heimatland zu telefonieren. Jedenfalls sah sich angesichts der allgemeinen Ratlosigkeit der Kommissions-Sprecher von den Journalisten in Brüssel allerlei bohrenden Fragen ausgesetzt:

"Ich höre hier unterschwellig die Kritik heraus, dass wir zugehört und reagiert haben. Oft kritisiert man uns dafür, dass wir nicht zuhören, jetzt dafür, dass wir zuhören. Eins davon kann nicht stimmen. Jetzt gehen wir zurück an die Arbeit und machen einen besseren Vorschlag."

 Alexander Winterstein

Die EU-Kommission war schon immer in der verzwickten Lage, die Interessen der Verbraucher und der Telekom-Unternehmen unter einen Hut bringen zu müssen. Wobei man ihr zugutehalten muss, dass sie es war, die durch viel Druck ein stetiges Abschmelzen der Roaming-Gebühren bewirkt hat. Dass die nun für Verwirrung sorgt, dürfte sie selbst am meisten schmerzen.


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N. Schöttl, Samstag, 10.September 2016, 08:13 Uhr

4. Telekom europäischer als Brüssel und Straßburg?

Während der Trend danach geht, dass Telekommunikationsunternehmen quasi in ganz Europa den gleichen Tarif anbieten sollen, so fehlt dagegen auf politischer Seite in Brüssel und in Straßburg noch immer eine gemeinsame europäische Regierung. Fast hat man den Eindruck, dass die privaten Telekommunikationsunternehmen da schon europäischer sind. Doch während auf politischer Ebene Geld eingespart werden könnte, durch Verkleinerung der Landesparlamente etwa, so stehen Telekommunikationsunternehmen technisch bedingt vor höheren Kosten. Es macht ja einen Unterschied, ob man nun nur ein kleines Land mit einer Infrastruktur versorgen muss oder eben ganz Europa. Sicherlich kann man auf Partnerunternehmen ausweichen, was auch gemacht wird, dennoch ist die Verrechnung nicht ganz einfach. Persönlich schalte ich im Urlaub das Handy ab, doch Geschäftsreisende brauchen natürlich ihre Handys. Aber könnten die sich nicht auch eine zweite Sim-Karte leisten?

Thomas Walde, Freitag, 09.September 2016, 22:06 Uhr

3. Roaminggebühren

Es ist schon ein schlechtes Zeichen, wenn als Ausrede für die nun doch beabsichtigte Beibehaltung der völlig unsinnigen Roaminggebühren eine eventuelle "Billiganbieterkarte" herhalten muß. Heute ist es beim Stand der Technik völlig egal, von wo man telefoniert. Das Selbe gilt für Datenversand. Es ist einfach eine Schande, wie der Bürger abgezockt wird. Zum Beispiel könnte man in Grenzgebieten viel Geld sparen, wenn man die Netze gegenseitig öffnet. Da brauchte man keine doppelten Senderstellen zu betreiben.

steamtrain, Freitag, 09.September 2016, 19:40 Uhr

2. aber klar doch

Aber klar doch alle Mobilfunkbesitzer fahren ins Ausland um sich dort die billigen SIM-Karten zu besorgen. Wieviele werden dies denn machen zumal die Meisten ohnehin einen Festvertrag bei einem deutschen Abieter haben und somit an diesen gebunden sind. Die "Handvoll" die sich solcher Billig-Anbieter bedienen werden, werden mit absoluter Sicherheit die Gewinne der einheimischen Provider nur in kaum meßbarer Weise beeinträchtigen. Aber vielleicht könnten so manche Anbieter dazu angeregt werden ihre Angebote im Sinne ihrer Kunden und nicht nur des eigenen Profits zu überdenken.

Truderinger, Freitag, 09.September 2016, 18:57 Uhr

1. wäre interessant...

Zu wissen, wessen Interessen da vertreten werden sollen. Die derer, die jährlich über 90 Tage Urlaub machen? Andererseits sind die Bedenken der Betreiber fragwürdig, wenn man nach Norwegen und in die Schweiz blickt. Auch dort sind die Gebühren auf EU-Niveau, eben weil man befürchtet, die Teilnehmer könnten sich schwedische oder deutsche Verträge holen.