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Haussanierung Wege durch den Förder-Dschungel

Wer ein Haus saniert und dafür Geld vom Staat haben möchte, sieht sich mit einem Fördermittel-Dschungel konfrontiert. Zuschüsse und Darlehen gibt es bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und in Bayern seit neuestem aus dem 10.000-Häuser-Programm. 

Von: Karsten Böhne

Stand: 29.09.2015 | Archiv

Ein Arbeiter bei der Dachsanierung im Kreis Ravensburg | Bild: picture-alliance/dpa

Der erste Weg führt zur Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW. Zuerst müssen sich die Bauherren überlegen, ob sie für Ihr Vorhaben einen zinsgünstigen Kredit haben möchten oder einen Zuschuss.

Der größte Fördertopf: KfW

Die höchsten Fördermittel erhält, wer sein Haus umfassend saniert und einen Energieeffizienz-Standard erreicht. Das gelingt zum Beispiel, indem man das Haus in eine Dämmschicht "einpacken" lässt und dreifach verglaste Fenster einbaut.

Wichtig ist, dass man sämtliche Unterlagen zehn Jahre lang aufbewahrt. Denn wenn welche fehlen oder herauskommt, dass die Maßnahmen nicht korrekt durchgeführt wurden, kann es sein, dass man als Bauherr die Fördermittel wieder zurückzahlen muss.

Der Energieberater ist Pflicht

Wer sich für das Programm "Energieeffizient Sanieren" entscheidet , braucht einen so genannten Energieeffizienz-Experten. Dieser begleitet die Baumaßnahme und überwacht sie. Die Kosten für den Energieberater werden ebenfalls bezuschusst. Auf der Internetseite der KfW gibt es eine Liste von Experten, unterteilt nach Wohnort. Wichtig dabei: Die KfW muss den Antrag vor Baubeginn genehmigen. Wenn die Bagger anrollen, bevor die KfW grünes Licht gegeben hat, gib es keine Förderung mehr.

Geld vom Staat: als Darlehen oder Zuschuss

Einzelmaßnahmen

Wer nur einzelne Sanierungsmaßnahmen durchführt, für den kommt das Programm "Energieeffizient Sanieren" mit Kredit oder "Energieeffizient Sanieren" mit Zuschuss in Frage. Beim Zuschuss erhalten die Bauherren 10 Prozent Zuschuss der gesamten Kosten pro Wohneinheit, maximal 5.000 Euro. Entscheiden sie sich für einen Kredit, dann bekommen sie maximal 50.000 Euro Kredit zum Zinssatz von 0,75 Prozent pro Jahr. 7,5 Prozent der Darlehenssumme müssen nicht zurückgezahlt werden. Dies sind also bis zu 3.750 Euro.

Komplettsanierung

Wer sein Haus komplett saniert und einen Energieeffizienzstandard erreicht, bekommt mehr Förderung. Auch hier handelt es sich um das Programm "Energieeffizient Sanieren". Beim Zuschuss erhalten die Bauherren 30 Prozent Zuschuss der gesamten Kosten pro Wohneinheit, maximal 30.000 Euro. Entscheiden sie sich für einen Kredit, dann bekommen sie maximal 100.000 Euro Darlehen zum Zinssatz von 0,75 Prozent pro Jahr. Je energieeffizienter das Haus ist, desto höher ist der Tilgungszuschuss, desto höher ist also die Summe, die sie nicht zurückzahlen müssen. Bei einem KfW-Effizienzhaus Standard sind dies 12,5 Prozent der Darlehenssumme, also bis zu 12.500 Euro je Wohneinheit. Bei einem KfW-Effizienzhaus 55 sind dies 27,5 Prozent je Wohneinheit, also bis zu 27.500 Euro.

Die staatliche Förderung ist also einerseits attraktiv, aber eben auch hochkompliziert. Das räumen selbst Experten ein.

"Selbst wir schauen täglich in alle Förderprogramme, die sich alle Monate teilweise verändern. Da verstehe ich jeden der das Handtuch schmeißt als Bürger und sagt, da blicke ich nicht mehr durch."

Barbara Wittmann-Ginzel, Vorsitzende BAYERNenergie e.V. – Unabhängige Energieberater

Baubegleitung – der Staat zahlt mit

Wer die Programme der KfW in Anspruch nehmen will, braucht einen Energieeffizienz-Experten, der die Baumaßnahme begleitet. Die Hälfte der Kosten für den Energieberater, maximal aber 4.000 Euro pro Vorhaben, können sich die Bauherren von der KfW wiederholen, in Form des Programmes "Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung". Während die Förderungen für energieeffizientes Sanieren bereits vor Baubeginn beantragt werden müssen, kann man die Baubegleitung auch nach Beginn der Arbeiten einreichen.

Altersgerechtes Umbauen – in Zukunft immer wichtiger

Bei diesem Sonderprogramm der KfW werden Maßnahmen gefördert, bei denen das Haus altersgerecht umgebaut wird. Dies kann zum Beispiel eine barrierefreie Toilette im Erdgeschoss sein. Hierfür gibt es 10 Prozent Zuschuss zu den Kosten bis maximal 50.000 Euro, der Zuschuss beträgt also höchstens 5.000 Euro. Hier ist zwar kein Energieeffizienz-Experte Voraussetzung, aber er ist anzuraten, da es bei der KfW viele Bedingungen gibt, was gefördert wird und was nicht. So kommt es selbst auf den Bodenbelag an, um den Zuschuss zu bekommen. Außerdem kann man auf der Seite von BAYERNenergie nach Fachleuten mit ihren Spezialgebieten suchen. In diesem Verband haben sich die Energieberater zusammengeschlossen.

Fördertopf Bayern: das 10.000-Häuser-Programm

Wer sich für eine Komplettsanierung mit der KfW entscheidet, der hat eventuell auch Anspruch auf das 10.000-Häuser-Programm, das es seit September 2015 in Bayern gibt. Voraussetzung hierfür ist, dass das Bauvorhaben bereits durch die KfW gefördert wird. Dabei muss mindestens der Standard KfW-Haus 115 erreicht werden. Dann können die Verbraucher online die Förderung durch das 10.000-Häuser-Programm beantragen. Dies können bis zu 18.000 Euro sein, wobei sich das Programm in zwei Teile gliedert.

Energieeffizienz-Bonus und Technik-Bonus

Der Energieeffizienz-Bonus bezieht sich auf Maßnahmen, die den Energiebedarf des Hauses reduzieren, wie eine bessere Dämmung der Außenwände. Je besser die Energiebilanz des Hauses ist, desto mehr Geld gibt es und zwar bis zu 9.000 Euro pro Haus.

Der Technik-Bonus umfasst intelligente Verbindungen von Heizung und Speichern. So gibt es zum Beispiel für ein Wärmepumpensystem mit Wärmespeicher bis zu 2.500 Euro extra. Für eine Solarthermieanlage mit großem Wärmespeicher gibt es bis zu 9.000 Euro.

So viel gibt es für innovative Heizsysteme

Wärmepumpensysteme mit Wärmespeicher: 2.000-25.000 Euro Förderung

Kraft-Wärme-Kopplung mit Wärmespeicher: 3.000 Euro

Netzdienliche Photovoltaik mit Speicher: 2.000-8.000 Euro

Solarthermieanlage mit großem Wärmespeicher: 1.000-9.000 Euro

Holzheizung mit Wärmespeicher und Brennwerttechnik oder Partikelabscheider: 1.500 Euro

Fördertopf Bafa: Zuschüsse für erneuerbare Energien

Wer auf Heizsysteme aus erneuerbaren Energien setzt wie eine Pelletsheizung, Solarthermie oder eine Wärmepumpe, der ist beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle richtig, dem Bafa. So gibt es im Rahmen des so genannten Marktanreizprogrammes zum Beispiel für Solarkollektoranlagen bis 40 Quadratmeter 1.500 bis 3.600 Euro Förderung, für effiziente Wärmepumpen bis einschließlich 100 kW Nennwärmeleistung 1.300 bis 12.300 Euro.

Regionale Fördertöpfe: Anreize zum Energiesparen

Ein Anruf im Rathaus kann helfen, Geld zu sparen. Denn einige Städte und Gemeinden haben eigene, regionale Förderprogramme. So gibt es in München zum Beispiel das FES, das Förderprogramm Energieeinsparung. Hier werden beispielsweise barrierefreies Sanieren, Wärmedämmung oder effiziente Energiespeicher gefördert.

Fazit: Es lohnt sich

Der beste Weg zur Förderung führt über die KfW. Hier müssen sich die Bauherren entscheiden ob sie lieber einen zinsgünstigen Kredit haben möchten oder einen Zuschuss. Bei diesen Programm ist ein Energieeffizienz-Experte zwingend erforderlich. Die Kosten hierfür kann man sich über die Förderung der Baubegleitung zur Hälfte wiederholen. Wer mit seinem Haus einen Energieeffizienz-Standard erreicht, kann sich auch Geld aus dem 10.000-Häuser-Programm holen. Und wer darüber hinaus auf erneuerbare Energien setzt, ist beim Bafa richtig.


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