Europäische Kooperation in Augsburg Keine Macht den salafistischen Verführern
Junge Menschen, die sich vom Salafismus angezogen fühlen, sind immer wieder auch in Schwaben ein Thema. Städte wie Kempten oder Augsburg versuchen, mit solchen Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Augsburg ist jetzt Modellstadt für ein spezielles Projekt.
Heute und morgen kommen Vertreter unterschiedlicher europäischer Städte im Augsburger Zeughaus zusammen. Sie diskutieren Möglichkeiten, wie verhindert werden kann, dass sich Jugendliche von der radikalen islamischen Strömung Salafismus angezogen fühlen. Augsburg ist Teil des von der EU geförderten Projektes LIAISE. Städte wie Brüssel in Belgien, Malmö in Schweden oder Düsseldorf und Augsburg sind eine Kooperation miteinander eingegangen.
Europäisches Pilotprojekt
Wie ist es dazu gekommen? Augsburg ist Mitglied im "Deutsch-Europäischen Forum für Urbane Sicherheit". Vor ein paar Jahren gab es dann den Aufruf, sich um das LIAISE-Projekt zu bewerben. Diana Schubert vom Kriminalpräventiven Rat der Stadt ist die Projekt-Koordinatorin für Augsburg. Sie erinnert sich an die Anfänge:
"Es hat sich schon früh abgezeichnet, dass Salafismus auch ein Thema bei uns wird. Deshalb haben wir uns beworben."
Diana Schubert, Stadt Augsubrg
Der Fall Fatma B.
Immer wieder radikalisieren sich auch in Augsburg vereinzelt junge Menschen, es gibt also Handlungsbedarf. Eines der bekanntesten Beispiele ist die 17-jährige Fatma B., die vor einigen Monaten nach Syrien ausgereist ist. Sie war Teil einer Frauengruppe, die in den Bann einer radikalislamischen Werberin geriet. Auch aus anderen Städten wird immer wieder über solche Fälle berichtet.
Seit Ende 2014 treffen sich die Mitglieder des LIAISE-Projekts regelmäßig, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Ideen im Umgang mit radikalisierten Jugendlichen zu entwickeln. Sie wollen präventiv arbeiten, also verhindern, dass sich überhaupt jemand radikalisiert.
Als Berater wirkt auch der Berliner Verein Ufuq mit. Der Verein eröffnet eine Art Zweigestelle in Augsburg. Von dort wird Ufuq, finanziert aus Mitteln des Freistaats, künftig bayernweit Präventionsveranstaltungen anbieten - zum Beispiel in Schulen und Jugendeinrichtungen. Zwei Mitarbeiter sollen sich darum kümmern.
Mit den Jugendlichen in Kontakt treten
Neben der präventiven Arbeit ist für den Freistaat aber auch der Umgang mit Jugendlichen wichtig, die schon abgedriftet sind. Das Bayerische Landeskriminalamt baut gerade ein sogenanntes Kompetenzzentrum auf. Kosten: 400.000 Euro, bereitgestellt aus dem Polizeihaushalt. Das Zentrum soll mit einem zivilen Träger zusammenarbeiten.
Einer der möglichen Kandidaten dafür ist das sogenannte Violence Prevention Network (VPN). Der Verein arbeitet im gesamten süddeutschen Raum, seit 2013 in Kooperation mit der Beratungsstelle Radikalisierung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Besorgte Eltern wenden sich über eine Hotline an das Bundesamt. Die VPN-Mitarbeiter kümmern sich dann um die verzweifelten Eltern, die oft nicht weiter wissen, weil das Kind zum Islam konvertiert ist und nicht mehr mit ihnen reden will.
Was bisher fehlte war jemand, der vor Ort in Bayern mit gefährdeten Jugendlichen zusammenarbeitet. Seit einigen Wochen ist das jetzt anders: Ein VPN-Mitarbeiter kümmert sich um die Jugendlichen. Seine Stelle wird aus Spendengeldern finanziert.