366

Nicht alles Gold, was glänzt Wertinger Rentner fällt auf MDM Münzhandel herein

Es gibt Firmen, die Kunden nach einem Erstkontakt unaufgefordert Waren zuschicken. Viele fühlen sich genötigt, das anzunehmen. So passiert einem 80 Jahre alten Rentner aus Wertingen: Der hat sich nicht mehr zu helfen gewusst, und ist zu einem ihm bekannten Münzhändler gegangen.

Von: Judith Zacher

Stand: 01.07.2016

Münzen, Münzangebote, MDM eines Wertinger Rentners | Bild: BR / Judith Zacher,

"Na hat er gesagt, regelmäßig haben sie ihm Münzen zugeschickt, obwohl er es nicht wollte, dann hat er angerufen, dann haben sie ihm trotzdem weiter Münzen zugeschickt."

Münzhändler Günter Ohnheiser

Sieht edel aus - eine scheinbar wertvolle Sammlung.

Die erste Bestellung geht noch von dem Rentner selbst aus – angelockt durch eine ansprechende Werbung. Von dem Moment an verfügt die Firma über die Adresse des 80-Jährigen und nutzt sie: Immer wieder bekommt er Umschläge mit dem Aufdruck „MDM – Deutsche Münzhandelsgesellschaft“ – darin: Hochglanz Broschüren, mit angeblich lukrativen Angeboten. Mehrere Versuche, diese Zusendungen zu unterbinden, bleiben erfolglos. Eine Vorgehensweise, die Daniela  Czekalla von der Verbraucherzentrale Bayern scharf kritisiert:

"Das geht ja fast schon in Bereich der Nötigung rein. Ich würde die Sachen einfach eine Weile unbeachtet liegen lassen und entsorgen. Es besteht keine Zahlungspflicht. Er hat keinerlei Pflichten, warum sollte er, er wird ja belästigt."

Daniela Czekalla

Der Rentner aber fühlt sich von den Zusendungen unter Druck gesetzt und zahlt. Die Folge:  Immer wieder kommen Angebote: Sammlermappen, in denen eine Münze drin ist und viel Platz für weitere Münzen:  

"Das ist so ähnlich wie ein Panini Heft für Münzen – da können die Leute das dann sammeln."

Günter Ohnheiser

Viel Platz für weitere Münzen

Der Münzhändler klappt eine der edel aufgemachten Mappen auf. Hier kann man Münzen zum Thema 25 Jahre Deutsche Einheit sammeln. Eine hat sich der Rentner gekauft – für 39,90 Euro.  Edelmetallhändler Günter Ohnheiser hat sich diese Münze genauer angeschaut:

"Da steht jetzt  - die Jubiläumssonderausgaben mit Motiven aus Feinsilber 999/1000. Das erweckt jetzt den Eindruck, dass das eine Feinsilber-Münze ist, mit Goldrand – da hat der Mann zu mir gesagt, außenrum ist ja echtes Gold."

Günter Ohnheiser

Das Wort „vergoldet“ steht zwar im Kleingedruckten – der Anschein aber ist ein anderer: Echtes Gold, echtes Silber –viele meinen da:  Echt wertvoll. Das stellt der erfahrene Münzhändler Günter Ohnheiser aber in Frage:

"Auf jeden Fall sind die Dinger eigentlich gar nichts wert. Das Silber ist vergoldet, es hat einen Materialpreis von zwei Euro."

Günter Ohnheiser

MDM empfiehlt Sammlerbörsen zum Wiederverkauf

Zurückkaufen will das Unternehmen die Münzen auch nicht. Von privat wird in der Regel nicht gekauft, steht in einer Stellungnahme. Das Unternehmen rät, über Sammlerbörsen nach einem geeigneten Käufer zu suchen.

Das dürfte schwierig werden, meint Münzhändler Günter Ohnheiser:

"Weil die MDM keine Sammlersachen in diesem Sinne machen, sondern die prägen einfach eigene Münzen. Also wenn Sie meinen, sie machen ne Münze – was weiß ich – 1000 Jahre Höchstädt, dann könnten sie die ja prägen lassen – also das gibt nie irgendeinen Sammlerpreis.  Musch halt n Dummen finden – aber ich finds halt äußerst unfair, dass man die Leute da so übern Tisch zieht."

Günter Ohnheiser

Wenn er sein Geld zurückwill, müsste der Rentner klagen, rät die Expertin der Verbraucherzentrale – und rechnet ihm auch gute Chancen aus, weil sie hier  von irreführenden Werbeaussagen ausgeht. Der Rentner allerdings will mit den Münzen nichts mehr zu tun haben – und hat sie Günter Ohnheiser verkauft, gegen den geschätzten Materialwert von gut 200 Euro. Günter Ohnheiser unterdessen war es wichtig, mit der Sache an die Öffentlichkeit zu gehen. "

"Ich finds halt äußerst unfair, dass man die Leute da so über den Tisch zieht. Vor allem, wenn man ein seriöser Münzhändler ist – macht man nicht sowas."

Günter Ohnheiser.


366

Kommentieren

Realo Ost, Freitag, 01.Juli 2016, 18:33 Uhr

1. Münzen sind eine gute Sache, aber nicht zu überteuert kaufen!

Man sollte sich wirklich Silbermünzen anschaffen, je eine Unze. Für kommende schlechte Zeiten, denn wie will man denn einen Barren Gold "wechseln", wenn man dringend Lebensmittel brauchen sollte oder Kohlen im Winter? Das mag jetzt überzogen wirken, aber man weiß ja nie... Kein Normalbürger hat Ende der 70er geglaubt, dass mal die Einheit käme. Genauso denken viele Leute, dass die Kaufketten ewig währen, dabei kommt es auf den Nachschub ab...