Barbara Rütting Die engagierte Vielseitige
Ihr Traumberuf war Ärztin - doch sie wurde eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. Aber auch als Politikerin oder Tierschützerin machte Barbara Rütting immer wieder von sich reden. Porträt einer kompromisslosen und vielseitigen Frau.
Stand: 15.12.2011
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1927
Barbara Rütting wollte als junges Mädchen eigentlich gar keine Schauspielerin werden.
1927
Geboren in Wietstock
Barbara Rütting kommt am 21. November 1927 als Waltraut Irmgard Goltz in Wietstock in der Mark Brandenburg zur Welt. Als ältestes von fünf Kindern einer Lehrerfamilie besucht sie ein Lyzeum in Berlin und Luckenwalde. Mit Kriegsende kommt sie - kurz vor dem Abitur - als Flüchtling nach Dänemark, wo sie sich einige Jahre als Dienstmädchen und Fremdsprachenkorrespondentin durchschlägt. Ohne Abitur ist jedoch ihr Traum, Ärztin zu werden, geplatzt.
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1951
1953 mit Schauspieler Reinhold Schünzel und Maria Brauner (r.), Frau von Artur Brauner
1951
Filmdebüt
1951 kehrt Barbara Rütting nach Berlin zurück und beginnt mit der Schauspielerei. Ihr Filmdebüt gibt sie bereits 1952 in der Komödie "Postlagernd Turteltaube". Noch im selben Jahr schon der erste große Erfolg mit dem Trümmerfilm "Die Spur führt nach Berlin": Sie erhält den Bundesfilmpreis für die beste schauspielerische Leistung des Jahres. 1954 erntet sie erneut viel Lob für ihre Rolle als Partisanin in Helmut Käutners Streifen "Die letzte Brücke".
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1955
Barbara Rütting und Heinrich Graf von Einsiedel (1959)
1955
Ehe mit einem Grafen
1955 geht Barbara Rütting mit Heinrich Graf von Einsiedel, einem Urenkel von Otto von Bismarck, die Ehe ein, die bis 1964 hält. Zuvor war sie von 1946 bis 1951 mit Hans Rütting verheiratet.
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1956
Barbara Rütting als "Geierwally"
1956
Heimatfilm
Populär wird Barbara Rütting auch als "Geierwally", einem Heimatfilm-Remake aus dem Jahr 1956.
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1958
1958: Barbara Rütting tanzt auf dem Bal Paré in München mit dem Schauspieler Hannes Messemer.
1958
Rollenwechsel
Barbara Rütting gehört aber ebenso zu einer neuen Generation junger Schauspielerinnen wie etwa auch Ruth Leuwerik und Maria Schell, die einen - behutsamen - Rollenwechsel im deutschen Film der 1950er-Jahre verköpern: hin zu mehr weiblicher Selbstbehauptung.
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1961
Barbara Rütting mit Christine Kaufmann (links) und Kirk Douglas
1961
Arbeit mit US-Star
Ein Beispiel dafür ist auch der Film "Stadt ohne Mitleid", den Regisseur Gottfried Reinhardt 1961 mit Rütting, Christine Kaufmann und US-Star Kirk Douglas in den Hauptrollen dreht. Insgesamt spielt Barbara Rütting in mehr als 40 Kino- und TV-Filmen mit.
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1969
1969: Barbara Rütting als Prinzessin von Eboli und Hans Quest in "Don Carlos" in München
1969
Theaterblut
Neben dem Film ist Barbara Rütting häufig Gast auf deutschsprachigen Theaterbühnen. 1956 debütiert sie in Krefeld in Marcel Pagnols Komödie "Die Tochter des Brunnenmachers". Aber auch im ernsten Fach ist zu Hause: von der Marie in Georg Büchners "Woyzeck" über Henrik Ibsens "Hedda Gabler" und August Strindbergs "Fräulein Julie" bis zur Martha in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" von Edward Albee.
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1970
Mit Partner Lutz Hochstraate
1970
Neue Liebe
Seit 1969 ist Barbara Rütting mit dem Theaterregisseur und Intendanten Lutz Hochstraate liiert. Die Lebensgemeinschaft ohne Trauschein hält bis 1988.
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1971
Das Paar auf seinem Bauernhof
1971
Aufs Land
Das Paar kauft sich einen Bauernhof im Salzburger Land.
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1984
Auf ihrem Bauernhof mit eigener Kreation "Barbara Rütting-Vollkornbrot"
1984
Zweite Karriere
1984 beendet Barbara Rütting die Schauspielerei und konzentriert sich ganz auf ihre zweite Karriere als Verfechterin einer ökobewussten Ernährung, Autorin von Koch-, Sach- und Kinderbüchern sowie als Gesundheitsberaterin. Dazu absolviert sie eine Ausbildung zur Naturheilkundlerin. Zudem wird sie Anhängerin der Meditationstechniken des indischen Bhagwan Osho.
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1984
Barbara Rütting (links) bei einer Demonstration in München 2002
1984
Engagierte Tierschützerin
Barbara Rütting solidarisiert sich zudem mit der Friedensbewegung. 1984 gehört sie zu den vorläufig festgenommenen Demonstranten, die bei den Mutlanger Friedenstagen gegen die Stationierung von Pershing-2-Raketen protestieren. Eines ihrer Hauptanliegen ist der Tierschutz. Vor allem gegen Tierversuche macht sie sich immer wieder stark.
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1999
Barbara Rütting und die Grünen-Politikerin Renate Künast (2004)
1999
Rein-Raus mit den Grünen
Öko-bewegt war Barbara Rütting, die mit den Gründungsmitgliedern Petra Kelly und Gerd Bastian befreundet war, 1982 den Grünen beigetreten. Wegen der Zustimmung der Partei zum Einsatz im Kosovokrieg 1999 tritt die Pazifistin Rütting jedoch wieder aus. Kurze Zeit später wird sie - vor allem aus Solidarität mit Verbraucherministerin Renate Künast - wieder Mitglied der Grünen. Doch als Künast 2009 vor laufender Kamera einen geangelten Fisch erschlägt, tritt eine empörte Barbara Rütting zum zweiten Mal aus. Seitdem unterstützt sie nur noch die Tierschutzpartei.
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2003
Alterspräsidentin Barbara Rütting 2008 im Bayerischen Landtag
2003
Landtags-Politikerin
1999 zieht Barbara Rütting in den Chiemgau. Sie steigt in die aktive Parteipolitik ein und kandidiert für die Grünen, denen sie eben wieder beigetreten ist, für den Bayerischen Landtag. Bei der Landtagswahl 2003 gelingt ihr über den Stimmkreis Rosenheim West der Einzug ins Landesparlament. Den Erfolg kann sie bei der Wahl fünf Jahre später wiederholen. Am 20. Oktober 2008 eröffnet sie als Alterspräsidenten die konstituierende Sitzung des neuen Landtags. Aus gesundheitlichen Gründen gibt sie 2009 ihr Mandat jedoch ab.
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2010
Barbara Rütting 2010
2010
Umzug nach Unterfranken
Seit 2010 lebt Barbara Rütting im Spessart in der Nähe von Marktheidenfeld.