Chronik Die zehn dem NSU zugeschriebenen Morde
Der Zwickauer Terrorzelle werden zehn Morde angelastet. Acht der Opfer waren türkisch-, eines griechischstämmig. Außerdem wurde eine Polizistin getötet. Eine Chronik.
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September 2000
September 2000
Enver Simsek, Nürnberg
Zwei Täter überraschen am 9. September 2000 den türkischen Blumengroßhändler Enver Simsek vor einem Stand am Rande Nürnbergs. Sie geben acht Schüsse aus zwei Pistolen ab und verletzen den 38-Jährigen. Er verliert das Bewusstsein, zwei Tage später stirbt er im Krankenhaus. Es ist der erste Mord, für den die Neonazis Mundlos und Böhnhardt verantwortlich sein sollen. Bei beiden Tatwaffen handelte es sich neben der in allen Fällen benutzten Česká 83 um eine nicht näher identifizierbare Pistole des Kalibers 6.35. Simsek war 1986 aus der Türkei gekommen, er galt als erfolgreicher Geschäftsmann.
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Juni 2001
Juni 2001
Abdurrahim Özüdogru, Nürnberg
Der Türke Abdurrahim Özüdogru wird am 13. Juni 2001 in einer Änderungsschneiderei in der Nürnberger Südstadt mit zwei Schüssen in den Kopf getötet. Kriminaltechnische Untersuchungen ergeben, dass die beim Mord an Simsek benutzte Česká 83 auch hier verwendet wurde. Der zum Tatzeitpunkt 49-jährige Özüdogru war 1980 nach Deutschland gekommen. Er hatte zunächst als Maschinenarbeiter gearbeitet, bevor er die Änderungsschneiderei betrieb.
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Juni 2001
Juni 2001
Süleyman Tasköprü, Hamburg
Der aus der Türkei stammende Obst- und Gemüsehändler Süleyman Tasköprü wird am 27. Juni 2001 in Hamburg-Bahrenfeld im Laden seines Vaters mit drei Schüssen ermordet. Die beiden benutzten Pistolen können als die bereits beim Mord am Simsek verwendeten identifiziert werden: neben der Česká auch die nicht identifizierte Waffe. Tasköprü war 31 Jahre alt, als er starb. Erst im April 2001 hatte er das Lebensmittelgeschäft der Familie übernommen.
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August 2001
August 2001
Habil Kilic, München
Am 29. August 2001 wird der 38-jährige Obst- und Gemüsehändler Habil Kilic im Münchner Stadtteil Ramersdorf im Laden seiner Frau mit drei Schüssen in den Kopf getötet. Im Unterschied zu den drei vorangegangenen Morden finden die Ermittler an diesem, wie an allen weiteren Tatorten, keine Patronenhülsen. Hauptberuflich war Kilic als Staplerfahrer auf dem Münchner Großmarkt beschäftigt.
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Februar 2004
Februar 2004
Mehmet Turgut, Rostock
Der aus der Türkei stammende Mehmet Turgut wird am 25. Februar 2004 an einem Dönerimbiss im Rostocker Ortsteil Toitenwinkel mit drei Kopfschüssen ermordet. Der 25-Jährige, der eigentlich in Hamburg lebte, war nach Rostock gekommen, um einen Freund zu besuchen. Für diesen sprang Turgut spontan als Aushilfe am Dönerstand ein.
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Juni 2005
Juni 2005
Ismail Yasar, Nürnberg
Der 50-jährige Dönerbudenbesitzer Ismail Yasar wird am 9. Juni 2005 in Nürnberg mit fünf Schüssen in Kopf und Herz getötet. Zeugen beobachten zwei sich auffällig verhaltende Männer mit Fahrrädern in der Nähe des Tatorts. Ermittler fertigen daraufhin Phantombilder an. Bei allen anderen Morden gibt es keine Zeugen, obwohl alle Taten am helllichten Tag begangen werden. Yasar lebte seit 1978 in Deutschland. Er hatte zunächst als Schweißer gearbeitet, bevor er sich mit dem Imbissstand selbständig machte.
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Juni 2005
Juni 2005
Theodoros Boulgarides, München
Der aus Griechenland stammende Theodoros Boulgarides ist Mitinhaber eines Schlüsseldienstes. Am 15. Juni 2005 wird der 41-Jährige vor seinem Laden im Münchner Stadtteil Westend ermordet. Drei Schüsse treffen ihn in den Kopf. Boulgarides, der 1973 nach München kam, hatte das Geschäft erst zwei Wochen vor seiner Ermordung mit einem Kompagnon eröffnet. Davor hatte er mehrere Jahre für die Deutsche Bahn AG gearbeitet.
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April 2006
April 2006
Mehmet Kubasik, Dortmund
Der 39-jährige Kioskbesitzer Mehmet Kubasik wird am 4. April 2006 in seinem Geschäft in der Dortmunder Nordstadt ermordet. Der Kiosk befindet sich nahe eines damaligen Treffpunkts der Dortmunder Neonazis. Kubasik war 1991 aus der Türkei nach Dortmund gekommen, wo er als kurdischer Asylbewerber anerkannt wurde. 2003 wurde er eingebürgert. Kubasik hatte keinen Beruf erlernt, der Kiosk diente als Lebensgrundlage für seine fünfköpfige Familie.
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April 2006
April 2006
Halit Yozgat, Kassel
Halit Yozgat, Betreiber eines Internetcafés, wird am 6. April 2006 in seinem Kasseler Geschäft durch zwei Kopfschüsse getötet. Er ist 21 Jahre alt und Deutscher türkischer Abstammung. Yozgat verblutet in den Armen seines herbeigeeilten Vaters, der seinen Sohn gerade im Geschäft ablösen wollte. Zur Tatzeit befindet sich auch ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes im Internetcafé. Er wird später als mutmaßlicher Täter ins Visier der Fahnder geraten, das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren wird jedoch eingestellt.
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April 2007
April 2007
Michèle Kiesewetter, Heilbronn
Am 25. April 2007 wird die 22-jährige Polizeivollzugsbeamtin Michèle Kiesewetter in Heilbronn mit einem gezielten Kopfschuss getötet. Ein weiterer Polizeibeamter erleidet mit einem Kopfschuss lebensgefährliche Verletzungen. Am 7. November 2011 wird das Verbrechen aufgrund von Waffenfunden dem NSU zugeordnet.