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Vor zweitem TV-Duell Trump unter Druck

Die Kritik ist groß, mehrere Republikaner wenden sich vom eigenen Kandidaten ab: Die vulgären Äußerungen von vor über zehn Jahren bringen Donald Trump in Bedrängnis. Kann das seine Konkurrentin im US-Präsidentschaftswahlkampf ausnutzen?

Von: Rolf Büllmann

Stand: 09.10.2016

Trump und Clinton beim ersten TV-Duell | Bild: picture-alliance/dpa

Es ist der Skandal, der Donald Trump die Präsidentschaft kosten könnte - und der die zweite Fernsehdebatte zwischen ihm und Hillary Clinton prägen wird. Der Mitschnitt, in dem man ihn auf vulgäre Art über Frauen reden hört, und darüber, wie er es sich erlauben könne, ihnen einfach zwischen die Beine zu fassen, ist so verheerend, dass das bisher Undenkbare geschah: Trump musste sich entschuldigen.

"Jeder der mich kennt, weiss, dass diese Worte nicht widerspiegeln, wer ich bin. Ich habe es gesagt, es war falsch, und ich entschuldige mich."

Donald Trump

Doch sofort danach geht Trump schon wieder in die Offensive: Knapp eine Minute nach seiner Entschuldigung greift er in dem voraufgezeichneten Video andere an, die viel schlimmer seien als er - die Clintons nämlich:

"Bill Clinton hat Frauen missbraucht - und Hillary Clinton hat seine Opfer bedrängt, angegriffen, gedemütigt und eingeschüchtert. Darüber werden wir in den kommenden Tagen reden - wir sehen uns am Sonntag bei der Debatte."

Donald Trump

Damit ist der Ton gesetzt für das zweite Fernsehduell der beiden. Die erste Debatte hatte Trump nach allgemeiner Einschätzung klar verloren - auch weil er fast jedesmal, wenn ihn Clinton provozierte, darauf reingefallen ist und sich dann verrannt hat in oft langatmigen Rechtfertigungen.

Fragen kommen von den Bürgern

Das darf ihm jetzt nicht mehr passieren, vor allem weil die zweite Debatte im Town-Hall-Format abgehalten wird: die Fragen kommen auch von Bürgern im Saal. Und das macht alles anders, sagt Karen Tumulty von der Washington Post. Denn die werden zwar sicher nach dem Skandalvideo fragen, aber ganz bestimmt auch die Dinge ansprechen, die ihnen ganz persönlich unter den Nägeln brennen:

"Für Trump geht es dann darum, ob er Mitgefühl und Interesse zeigen kann für die Probleme einer Person, und bei Clinton ist die Frage, ob sie eine Verbindung zu den Leuten herstellen wird, und nicht zu sehr wie eine Anwältin spricht."

Karen Tumulty, Washington Post

... und das könnte Rebecca Berg zufolge, Redakteurin bei Real Clear Politics, für beide zu einer Herausforderung werden:

"Ich glaube wir werden einige peinliche Momente erleben. Das sind ja beides keine Kandidaten, die gut darin sind, eine Verbindung zu normalen Leuten aufzubauen."

Rebecca Berg, Redakteurin bei Real Clear Politics

Doch der Vorteil liegt ganz ohne Frage bei Hillary Clinton. Trump ist schwer angeschlagen. So schwer, dass die republikanische Partei einigen Berichten zufolge schon Anweisung gegeben hat, den Wahlkampf für ihn herunterzufahren - und dass Parteigranden darüber beraten haben sollen, wie das Rennen ohne Trump aussehen könnte. Trump aber sagt, er werde nicht aufgeben - auf keinen Fall.

Trump kämpft um sein politisches Überleben - und das wird er auf seine ihm ganz eigene Art tun: hart, persönlich, oft unfair, ohne Rücksicht auf Verluste. Es wird eine Debatte, wie es sie so noch nicht gegeben hat.


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seppl, Sonntag, 09.Oktober 2016, 18:05 Uhr

6.

Beide würden besser ihren jeweiligen Vize-Präsidentschaftskandidaten den Vorrang lassen.

Mehr Fairness, Sonntag, 09.Oktober 2016, 17:44 Uhr

5. Kein Austausch von Argumenten oder Streiten um polit.Themen

dafür packt das Clinton-Team über 10 Jahre zurückliegende olle Kamellen aus....
Bedauerlich für Trump, wenn man weiß, wie gründlich die persönliche Vergangenheit der Kandidaten in den USA durchleuchtet wird, auch wenn dieses sog. Interview nicht von ihm autorisiert worden ist, und quasi heimlich mitgeschnitten wurde.
Auch wenn das natürlich nicht seine Aussagen relativieren soll.
Aber der politische Gegner lässt halt nichts unversucht, und hat den Zeitpunkt der Bekanntgabe ziemlich gut platziert.
Wenn er es noch vergeigen sollte, dann ist er in erster Linie selbst dafür verantwortlich, weil er sich nicht um ein besseres Image in der Öffentlichkeit bemüht hat.
Persönl.Integrität ist bei den puritanistisch veranlagten Amerikanern nicht unwichtig.
Noch nie war die Chance so groß, dass einer außerhalb des sog.Establishment, an die Macht in den USA hätte kommen können.
Das ist und wäre ein wichtiges Signal für die Welt, auch wenn im Hintergrund andere die Fäden ziehen usw.

Ric, Sonntag, 09.Oktober 2016, 16:44 Uhr

4. "Wahlkrampf"

Beide Kandidaten sind nicht wirklich Beliebt in den USA. Trump aber hat es zu weit gebracht, wieder einmal. Der Wahlkampf geht eher zum Wahlkrampf hinüber.

Umso schade das Gary Johnson von den Libertären nicht noch mehr von dieser Situation profitieren. Es wäre für die USA ein Gewinn, wenn die Libertäre Partei zumindest im Krongress vertreten wäre.

civis ignobilis, Sonntag, 09.Oktober 2016, 15:32 Uhr

3. "Mein Gott, bewahre mich vor mir selbst ..."

Es zeigt sich immer deutlicher, dass ein egozentrischer Rüpel wie Trump keine Gegner benötigt: Er schafft es auch selbst, sich zu Fall zu bringen.

PS: "widerspiegeln" schreibt man ohne "ie" im "wider-" (hat mit "wieder" nichts zu tun, sondern kommt von "wider" = "gegen")

Truderinger, Sonntag, 09.Oktober 2016, 15:17 Uhr

2. Dieser Wahlkampf dürfte gelaufen sein...

auch wenn Trumps treudoofe Gefolgsleute immer noch versuchen, seine obszönen Ausfälle zu verteidigen. Die Vorstellung, einem solchen Widerling derart viel Macht zu überlassen, erschaudert mich!