Trump im Wahlkampf Der "So-habe-ich-es-nicht-gemeint"-Kandidat
Seine Worte wägen – das ist Donald Trumps Sache nicht. Er sagt, was ihm gerade in den Sinn kommt. Geraderaus. Politisch unkorrekt. Dafür lieben ihn seine Anhänger. Inzwischen gehört das Zurückrudern aber auch zu seinen regelmäßigen Übungen.
Die aktuellen Äußerdungen Trumps sind ein gutes Beispiel für seine Masche. "Wenn Hillary ihre Richter am Supreme Court auswählt, könnt ihr nichts machen. Naja, vielleicht die Second-Amendment-Leute…." Diese Andeutung von Trump bei einer Wahlkampfrede haben viele als Aufruf zur Waffengewalt gegen Hillary Clinton verstanden. Selbst der Secret Service sah sich genötigt, das zu kommentieren.
Unverständnis aus den eigenen Reihen
Alles sei mal wieder von den unehrlichen Medien völlig falsch dargestellt worden, kontert Trump. Das sei natürlich ein Scherz gewesen. Das könne man ja wohl nicht anders verstehen. Doch selbst aus den eigenen Reihen erntet der Spitzenkandidat der Republikaner einmal mehr verständnisloses Kopfschütteln und Entrüstung. Der ehemalige CIA-Chef Michael Hayden, selbst Republikaner, hielt sich bei CNN mit seiner Kritik nicht zurück.
"Wenn jemand anders diesen Kommentar draußen auf dem Gang gemacht hätte, würde er in einem Auto des Secret Service sitzen und befragt werden."
Ex-CIA-Chef Michael Hayden
Trumps verbale Rolle rückwärts
Doch es ist nicht das erste Mal, dass Trump nach einem Statement merkt, dass er wohl über’s Ziel hinaus geschossen ist. Wenn es Kritik aus allen Richtungen hagelt und das so deutlich und anhaltend, hat Trump die verbale Rolle rückwärts perfektioniert. Seine Meinung ist flexibel. Dan Senor, Strategieberater der Republikaner, hat das langsam satt, sagt er auf CBS.
"Das ist ein Muster bei ihm. Ich habe mal zusammengezählt: was er über die Moderatorin Megyn Kelly, den Richter mit mexikanischen Wurzeln, Abtreibung oder den körperlich behinderten Reporter der New York Times gesagt hat – jedes Mal kam er danach zurück und hat gesagt: nein, so habe ich das gar nicht gesagt. Das ist aus dem Zusammenhang gerissen, falsch interpretiert worden."
Dan Senor, Strategieberater der Republikaner
Republikaner positionieren sich gegen Trump
"To stay on message" ist eine Redewendung, die immer öfter mit verzweifeltem Unterton aus den Reihen der Republikaner zu hören ist. Trump soll sich an die Sprachregelungen halten. Nicht ausbrechen, sondern gezielt inhaltliche Argumente vorbringen. Denn inzwischen laufen Trump viele prominente Republikaner davon. Stellen sich offen gegen ihn und unterstützen Hillary Clinton.
Doch Trumps zahlreiche Stellvertreter werden nicht müde, seine Worte Mal um Mal wieder zurückzuholen. Neu einzuordnen. Und klar zu machen: So war das doch alles nicht gemeint. Katrina Pierson, Sprecherin des Trump-Lagers, verteidigte ihn wortreich für seine Angriffe auf die Familie Khan. Muslimische Eltern eines gefallenen US-Soldaten, deren Rede beim demokratischen Parteitag sich Trump vornahm und die Familie persönlich anging. Pierson sagte daraufhin: "Jedes Mal, wenn ich ein Fernsehinterview gebe, muss ich etwas zurechtrücken oder um etwas zu erklären, was ein Journalist mal wieder aus dem Kontext gerissen hat. Trump ist nicht euer typischer Politiker. Er verteidigt sich halt, wenn er angegriffen wird."
Anti-semitisch oder Sheriff-Stern?
Anderes Beispiel: Trump hatte ein Bild getwittert. Es war Hillary Clintons Gesicht vor vielen Hundert-Dollar-Scheinen, daneben ein Stern, der einem David-Stern ähnelte, darauf geschrieben: Die korrupteste Kandidatin aller Zeiten. Als das als anti-semitisch kritisiert wurde, kam von Trump prompt das So-war-das-nicht-gemeint. Das sei ein Sheriff-Stern gewesen. Abwehrschlacht auf allen Kanälen.
"Das ist ein Muster. Jedes Mal, wenn es eine Geschichte über Clinton und Korruption gibt, haben wir diese ärmlichen Kontroversen."
Trump-Unterstützerin Scottie Nell Hughes
Trotzdem wurde der Stern schnell gegen einen Kreis ausgetauscht und der Tweet zur Sicherheit später gelöscht. Die Liste des Zurückruderns und Umdeutens ist lang seit der Wahlkampf begonnen hat. Berater Dan Senor versteht das nicht
"Wenn man ständig Sachen sagt, die immer höchst kontrovers und provozierend sind, dann würde man doch erwarten, dass derjenige mal vorsichtiger mit seinen Worten ist."
Dan Senor, Strategieberater der Republikaner
Doch das ist nicht Donald Trumps Stil. Er poltert weiter und übt sich in der Neuauslegung. Er ist der "So-habe-ich-das-nicht-gemeint"-Kandidat. Ob das seine Wähler abschreckt steht allerdings auf einem anderen Blatt.
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Ex US Wähler, Donnerstag, 11.August 2016, 10:40 Uhr
2.
Es wird langsam unerträglich, dieser mediale Kreuzzug gegen Trump. Ich habe im ZDF ein Interview mit einer Dame gesehen die Trump befürwortet. In diesem Interview wird Trump milde ausgedrückt sehr viel positiver gesehen. Die Dame sagte auch, daß viele Ausschnitte im dt. ÖR Fernsehen aus dem Zusammenhang gerissen sind. Klar das Establishment will Clinton, deshalb kann nicht sein was nicht sein darf.
Ich stehe den beiden Kandidaten neutral gegenüber, diese mediale Berichterstattung finde ich ungut. Zur Info, es ist die Angelegenheit der USA wer Präsident dort wird. Auch die Forsa Umfragen, daß die meisten Deutschen Hillary wählen würden sind völlig überflüssig - die DEUTSCHEN dürfen Hillary nicht wählen - falls es noch keiner wusste. *GRINS*
Antwort von Franz, Donnerstag, 11.August, 12:33 Uhr
Wenn im ZDF ein Interview gelaufen ist, das Trump positiv sieht, wieso schreiben Sie dann von einem Kreuzzug ? Sollen die Medien etwa verschweigen, was der Herr den ganzen Tag für einen Blödsinn daherredet ?
Mit den Umfragen in D gebe ich Ihnen recht. Die Deutschen hätten wohl auch Ronald Reagan nicht gewählt. Wobei ich jetzt Trump nicht mit Reagan vergleichen möchte. Das hätte Ronnie nicht verdient.
Stef, Donnerstag, 11.August 2016, 10:04 Uhr
1. Einfach nur
unverantwortlich, wer diesen Typ und seine First Lady ins Amt hebelt. irgendwie wie Miss Piggy und Kermit an den Atomhebeln - lustig anzuschaun aber gefährlich im Ergebnis....