Trauerfeier in Dallas Obama wirbt für Versöhnung
Etwa eine Woche nach den tödlichen Schüssen auf fünf Polizisten bei einem Protestmarsch in Dallas hat US-Präsident Obama die Amerikaner zu Geschlossenheit aufgerufen. Bei einer Gedenkfeier in Dallas hat er den Mut der getöteten Beamten gewürdigt. Nach den Polizistenmorden und eskalierenden Protesten ist die Stimmung im Land aufgewühlt.
Janita Cheek sitzt mit ihrer Freundin Aretha in der glühenden Mittagshitze im Schatten der Bäume rund um eine Wiese. Mit Hunderten anderen sehen die beiden schwarzen Frauen aus Dallas auf einer Großbildleinwand die Trauerfeier, bei der Präsident Obama und sein Amtsvorgänger George W. Bush reden.
Obama will Brücken bauen
In dem Saal sitzen 2.000 geladene Gäste, viele davon Männer und Frauen in Blau, wie die Polizisten hier genannt werden. Immer wieder Standing Ovations – vor allem für den Polizeichef von Dallas, David Brown und US-Präsident Barack Obama. Bei der Trauerfeier blieben fünf Stühle leer für die getöteten Polizisten. Barack Obama spricht immer wieder Demonstranten und Polizei an, versucht Brücken zu bauen. Er wirbt um Verständnis für die jeweils andere Seite.
"Als Gesellschaft haben wir erlaubt, zu wenig Geld in gute Schulen zu investieren, wir lassen zu, dass Armut wuchert und wir weigern uns, Drogenprogramme zu finanzieren. Wir fluten unsere Communities mit so vielen Waffen, dass es für einen Teenager einfacher ist, eine Pistole zu kaufen, als einen Computer oder ein Buch in die Finger zu bekommen. Und dann sagen wir der Polizei: Regelt das. Ihr seid die Lehrer, die Eltern, die Drogenberater."
US-Präsident Barack Obama
Die Menschen wollen aufeinander zugehen
Geht man durch Dallas spürt man an diesem Tag, dass die Menschen versuchen, aufeinander zuzugehen. Als ein Mann mit einem Schild über die Straßen geht, auf dem "Thank you Blues" steht, kurbelt eine vorbeifahrende Polizistin spontan das Fenster runter, winkt ihm zu und lächelt. Officer Ray ist eigens aus Oregon angereist, um seinen Bruder, der für die Polizei in Dallas arbeitet, zu der Trauerfeier zu begleiten. Er sagt: "Selbst in Oregon kommen die Leute auf uns zu und zeigen uns, dass sie dankbar sind für das, was wir tun."
Rassismus und ein schwerer Job als Polizist
Egal ob Polizisten oder Bürger, Schwarze oder Weiße – die meisten sprechen von Liebe, Verständnis und davon, aufeinander zuzugehen. Beide Seiten, Demonstranten und Polizisten, wüssten, wie die Wirklichkeit der anderen aussieht – dass es Rassismus gibt, aber auch der Job der Polizisten schwer sei. Das sagt Obama und fordert: "Wenn wir darüber nicht offen und ehrlich reden können – nicht nur in unseren eigenen Kreisen, sondern mit Menschen, die anders aussehen oder andere Positionen vertreten als wir – dann werden wir diesen Teufelskreis nie durchbrechen."
Eine Handvoll junger Leute, die T-Shirts tragen, auf denen steht: Free Hugs. Umarmungen. Polizisten gehen auf die Menschen vor den Türen der Gedenkveranstaltung zu. Sie umarmen sie, knoten ihnen ein Armband um’s Handgelenk, auf dem steht: seid freundlich zueinander. Thomas Smith machen die Erlebnisse in den USA nachdenklich. Er sagt: "Unser Land wird auf eine harte Probe gestellt. Es wird uns formen. Ich glaube, Amerika würde nie von außen zerstört. Aber von innen, wenn Amerikaner sich gegenseitig erschießen und die Wurzel des Problems nicht finden."
"Dalles ist Ground Zero"
Außer wenigen kritischen Stimmen, überwiegt die Hoffnung unter denen, die sich die Gedenkveranstaltung ansehen. Und Janita Cheek ist überzeugt: "Dallas ist Ground Zero. Wir werden wachsen und Standards setzen. Vielleicht erlebe ich das nicht mehr, aber ich hoffe, wir werden das Ende der Gewalt und des Hasses wegen der Hautfarbe sehen. Und hier wird es anfangen."
Dallas soll ein Wendepunkt, ein Neuanfang werden – das spürt man auf den Straßen der Stadt, in dem wie sich Menschen einander zuwenden. Die Frage ist nur, bleibt das eine Momentaufnahme oder wird daraus mehr.