Nach Todesschüssen in Dallas Trotz Wahlkampf: USA um Ruhe bemüht
Nach der Ermordung von Polizisten in Dallas bleibt die Stimmung im Land gespannt. Aber trotz Wahlkampf setzen Politiker auf Deeskalation.
Nach den Todesschüssen in Dallas wächst in den USA die Sorge, dass es zu weiteren Gewalt-Ausbrüchen kommen könnte. Präsident Obama beendet seinen Europa-Besuch frühzeitig, um dem entgegen zu wirken. Tausende waren in der vergangenen Nacht wieder auf den Straßen. In Atlanta blockierten die Demonstranten Straßen. In Phoenix setzte die Polizei Pfefferspray ein, nachdem Steine auf Beamte geworfen wurden. In New York wurden Dutzende Demonstranten festgenommen.
Wahlkampf tritt in den Hintergrund
Signale, die eine deutliche Sprache sprechen, selbst die Politiker im Wahlkampf kommen daran nicht vorbei. Die Spitzen-Vertreter der Republikaner und der Demokraten verzichten auf lautstarke Selbstdarstellung, stattdessen plädieren sie nun für den Gemeinschaftssinn.
"Jetzt ist die Zeit für Gebete, Liebe, Einigkeit und Führungskraft. Wir werden Amerika wieder sicher machen."
Donald Trump
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Trump stimmt versöhnliche Töne an. Ähnlich hört es sich bei seiner Rivalin Hillary Clinton an.
"Lasst uns anfangen, einander besser zu verstehen. Wir müssen als Amerikaner zusammenstehen, um diese fürchterliche Gewalt zu beenden."
Hillary Clinton
Die Spaltung überwinden
Die Spaltung überwinden - überall sind nun dazu Appelle zu hören. Die Spaltung zwischen Polizei und Bürgern, die Spaltung zwischen Schwarz und Weiß. In Dallas gehen Menschen auf Polizisten zu, umarmen sie. Es fließen Tränen. Die Solidarität ist groß. Und dennoch: Alle fühlen sich unter Beschuss. Polizisten, die in einem Land arbeiten, in dem es mehr Waffen als Einwohner gibt. Und Afro-Amerikaner, die sich von der Polizei diskriminiert fühlen.
Laut Washington Post haben US-Polizisten in diesem Jahr bereits mehr als 500 Menschen erschossen. Ein Viertel davon waren Schwarze. Verglichen mit dem Anteil der Afro-Amerikaner an der Gesamtbevölkerung ist das überproportional hoch. Deshalb will die Aktivisten-Bewegung "Black Lives Matter" die Proteste gegen Polizeigewalt fortsetzen. Ein Organisator von "Black Lives Matter" erkläre, er wolle nichts rechtfertigen, aber er verstehe den Frust, der zu den tödlichen Schüssen Donnerstagabend in Dallas geführt habe.
Attentäter war Soldat
Auf Facebook ist zu sehen, dass sich der 25 Jahre alte Schütze für militante und nationalistische afro-amerikanische Gruppen interessiert hat. Die Polizei hat in seiner Wohnung in einem Vorort von Dallas jede Menge Waffen gefunden, Material zum Bau von Bomben, Schutzwesten, ein Handbuch für Gefechtstaktiken.
Attentäter Micah Johnson, der am Donnerstagabend fünf Polizisten erschossen hat, war bis vor gut einem Jahr Soldat. Er war geübt im Umgang mit Waffen. Das ist wohl der Grund, warum die Polizei anfangs vermutete, es handele sich um mehrere Heckenschützen. Johnson verließ die Armee vorzeitig, nachdem ihm vorgeworfen wurde eine Soldatin sexuell belästigt zu haben. In US-Medien wird der Mann als Einzelgänger beschrieben.
Durch Roboter gestoppt
Nachdem er am Donnerstagabend fünf Polizisten erschossen und sieben weitere Beamte verletzt hatte, konnte er durch einen ferngesteuerten Roboter mit einem Sprengsatz gestoppt werden. David Brown, der Chef der Polizei in Dallas, verteidigt dieses Vorgehen.
"Wir sahen keine andere Möglichkeit als unseren Bomben-Roboter einzusetzen. Alles andere hätte unsere Beamten in große Gefahr gebracht."
David Brown, der Chef der Polizei in Dallas
Normalerweise werden solche Roboter benutzt, um verdächtige Gegenstände zu untersuchen oder Sprengsätze unschädlich zu machen. Es ist vermutlich das erste Mal, dass die Polizei eine Maschine einsetzt, um einen Angreifer zu töten. Für Cedric Alexander von der Polizei in Georgia wurde hier ein neues Kapitel aufgeschlagen.
"Da gibt es eine Reihe von Fragen zum Beispiel ethische. Aber manchmal muss die Polizei Entscheidungen treffen, auch ungewöhnliche. Wir leben heutzutage mit einer anderen Bedrohungslage und darauf müssen wir vorbereitet sein."
Cedric Alexander, Polizist in Georgia
Ob die Polizei in Dallas bei der Suche nach den Hintergründen des Angriffs weiter gekommen ist, sagt sie bisher nicht. Bisher gehen die Ermittler aber davon aus, dass der Schütze ein Einzeltäter war.