NSU-Prozess


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401. Verhandlungstag, 21.12.2017 Bewegende Worte einer Opfer-Angehörigen

In einem der längsten Strafprozesse in der Geschichte der Bundesrepublik bereiten sich die Verfahrensbeteiligten auf das Ende des NSU-Verfahrens vor. Derzeit sind die Vertreter der Opferangehörigen mit ihren Plädoyers an der Reihe. Besonders bewegend waren die Worte einer jungen Frau, die heute gar nicht im Gericht war.

Von: Eckhart Querner

Stand: 21.12.2017 | Archiv

Eckhart Querner | Bild: Julia Meuller

21 Dezember

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Fünf Nebenklage-Anwälte hielten heute ihre Plädoyers. Und ihre Kritik klang oft unisono: Warum wurden die Opfer bei den Ermittlungen der Polizei so oft zu Tätern gemacht? Warum war die Aufklärung so lückenhaft, dass die Verwicklung von staatlichen Stellen nicht geklärt wurde? Warum wurden Helfer des NSU-Trios vor Ort nicht ermittelt?

Anwalt Tikbas vertritt die Tochter des zweiten Nürnberger NSU-Mordopfers Abdurrahim Özüdogru. Tülin Özüdogru ist heute nicht im Gerichtssaal, ihr Anwalt verliest deshalb eine von ihr verfasste Erklärung, die sich vor allem an die Hauptangeklagte Beate Zschäpe richtet, aber auch an Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die sich ihrer Strafe durch Selbstmord entzogen haben.

"Sie haben es nicht geschafft, mich aus diesem Land zu ekeln"

Tülin Özüdogru ist eine starke Frau, die zwar Verachtung, Wut und Ekel für die Täter empfindet, aber keinen Hass. Özüdogru spricht in ihrer Erklärung Zschäpe direkt an: "Das Ziel, die Gesellschaft auseinander zu dividieren, das haben Sie allerdings deutlich verfehlt. Und Sie haben es auch nicht geschafft, Menschen wie mich aus diesem Land heraus zu ekeln. Im Gegenteil: Jetzt sind wir alle, sowohl Deutsche als auch ausländische Mitbürger, die in diesem Land ihre Lebenszeit verbringen, sensibilisierter denn je."

Ein Schatten sei auf Deutschland gefallen, schreibt sie weiter und meint damit die Fehler bei der Aufklärung der NSU-Morde. Özüdogru appelliert an die Verantwortung aller zuständigen Behörden und Institutionen: "Ich meine, dass das Gewissen ein guter Wegweiser ist. Wir haben gut genug und deutlich mitbekommen, was Verdrängung und Verharmlosung der Tatsachen für Folgen hat. Früher oder später fliegt alles auf und am Ende schadet es den ganzen Institutionen und Behörden und ganz Deutschland, denn Sie verlieren das Vertrauen der Menschen in Deutschland. Und Vertrauen ist das, was einem Land Stabilität verleiht." Ein starkes Plädoyer für das Miteinander dieser Gesellschaft, ein bewegender Moment in diesem an Nüchternheit so reichen Verfahren.


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