Luchs und Co. Wildtiere zurück in bayerischen Wäldern
Am Sonntag vor zehn Jahren ist JJ1 alias Bruno erlegt worden. Ein Jäger erschoss den Braunbären im Auftrag der Staatsregierung, die ihn kurz vorher zum Problembären erklärt hatte. Seither ein geflügeltes Wort. Während sich seither kein Bär mehr nach Bayern getraut hat, gibt es mehr oder weniger beliebte Rückkehrer.
Sibylle Wölfl, Biologin und Leiterin des Luchsprojekts Bayern, überprüft eine Fotofalle im Lamer Winkel im Bayerischen Wald. Wieder ist kein Luchs auf der Falle, nur Spaziergänger, Füchse und Rehe.
"Der Luchs ist ein Phantom im Wald oder ein kleiner Waldgeist. Er hat auch eine extrem gute Tarnung, in so einem Buchenlaub, da löst der sich komplett auf. Man geht als Mensch an ihm vorbei. Man kriegt ihn nur indirekt mit, wenn er mal im Schnee Spuren hinterlässt oder wenn man mal ein gerissenes Beutetier zufällig finden sollte."
Sibylle Wölfl
Luchs-Revier größer als München
Selbst Sibylle Wölfl, die mitten im Luchsrevier lebt, hat hier erst einmal einen lebenden Luchs gesehen – außer auf ihren Fotofallen natürlich.
"Ein Luchs hat ein sehr großes Revier, des sind mindestens 10.000 Hektar. Die Männchen, die gehen sogar bis 40.000 Hektar, das sind 400 Quadratkilometer. Es sind meistens so ovale Territorien, 30 Kilometer lang und fünf bis 10 Kilometer breit."
Sibylle Wölfl
Anders ausgedrückt: Das Revier eines männlichen Luchses ist größer als München. Zehn bis 15 erwachsene Luchse gibt es nach Wölfls Schätzung im gesamten Bayerischen Wald. Es werden allerdings nicht mehr, denn immer wieder werden Luchse illegal getötet. Fünf davon wurden seit 2010 gefunden, erdrosselt, vergiftet oder erschossen. Wölfl geht davon aus, dass mindestens doppelt so viele umgebracht worden sind.
"Wenn mir ein solcher Luchs verschwindet plötzlich, weil ich ihn nicht mehr auf dem Fotofallen habe, dann gehe ich davon aus, dass der nicht eines natürlichen Todes gestorben ist."
Sibylle Wölfl
Wer die Luchse umbringt, ist völlig unklar. Verdächtigungen vergiften das Klima im Luchsrevier, Jäger bekommen Drohbriefe und sehen sich zu Unrecht unter Generalverdacht. Der Luchs wird getötet, illegal, und breitet sich deshalb nicht weiter aus, sagen die Luchsschützer.
Schäden durch Wildschweine
Bei einem anderen Rückkehrer ist es quasi umgekehrt: Der Förster Ralf Lojewski erzählt von einer Begegnung mit einem Wildschwein. Das Wildschwein wird bejagt und breitet sich trotzdem rasant aus. Wegen der milderen Winter, vor allem aber, weil so viel Mais angebaut wird, vermehren sich die Tiere rasant und rücken immer weiter nach Süden vor. Das Problem: die Bauern im Wildschweingebiet freuen sich darüber nur bedingt.
"Voriges Jahr habe ich Anfang Oktober den fünften Schnitt gemacht, super Wetter, ich habe mich so gefreut und dann fahr ich am nächsten Tag zum Zusammenrechen, dann war da alles schwarz. Also wie umgeackert, so schaut das aus. Einzelne Stengel, die liegen da, aber sonst, das andere ist die Neuansaat, was da kommt."
Simon Wagner, Landwirt aus Schildberg im Landkreis Aichach
Simon Wagner bekommt zwar Ausgleich für den Schaden, die Arbeit und den Ärger hat er trotzdem. Rund 300 Wildschweine werden im Gesamtrevier von Ralf Lojewski nordwestlich von Augsburg im Jahr geschossen, den Bestand schätzt er auf 1200 bis 1500 – zum Vergleich: auf dieser Größe lebt maximal ein Luchs.
"Die Ausbreitung wird weitergehen, ganz sicher. Richtung Süden, Richtung Alpen wird weitergehen und insgesamt die Population wird sich auf einem hohen Niveau stabilisieren."
Simon Wagner