Presse - Pressedossiers


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Das Institut - Oase des Scheiterns Figurenbeschreibungen

Stromberg trifft M*A*S*H: Das Institut – Oase des Scheiterns schildert den Alltag eines deutschen Kulturinstituts am gefährlichsten Ort der Erde. Wir begleiten eine eingeschworene Gemeinschaft von engagierten Exilanten, die den desinteressierten Kisbeken beibringen muss, dass Deutschland mehr ist als Brunnenbau und marode Drohnen, dass Lessing irgendwie Recht hatte – und dass die deutsche Grammatik noch unnachgiebiger ist als die Scharia.

Stand: 20.11.2017

Dr. Anneliese Eckart

Auf den ersten Blick scheint Dr. Eckart die perfekte Leiterin des Instituts: Mitunter etwas schusselig, davon abgesehen aber klug und hoch gebildet, optimistisch und politisch korrekt. Aber nur mit Optimismus und guter Laune lässt sich kein Betrieb führen: Im steten Streben, das Ansehen und den Etat „ihres“ Instituts zu sichern, ist sie oft genug gezwungen, unlautere Mittel anzuwenden. In einem gesetzlosen Staat wie Kisbekistan scheint das nur opportun. Wenn die Kisbeken die deutsche Kulturarbeit nicht annehmen, muss Dr. Eckart halt andere Wege finden, die Zahlen der Kursteilnehmer, der Bibliotheksbenutzer und der Veranstaltungsgäste zu frisieren.

Johann Gmeiner

Der stellvertretende Institutsleiter ist ein Zyniker, ein Rassist und ein Choleriker. Niemand hat mehr Jahre für „den Verein“ auf dem Buckel, niemand ist weiter herumgekommen als Johann Gmeiner. Von Buenos Aires bis Nowosibirsk: Er kennt die Institute rund um den Globus. Dass er in über 30 Dienstjahren dennoch kaum Institutskarriere gemacht hat, liegt daran, dass er für Repräsentation und Diplomatie nicht geschaffen ist: Kuschen und Kriechen ist nicht sein Ding. Sein Credo ist der Widerspruch. Er will missfallen.

Wie bei so vielen Zynikern verzweifelt Gmeiner am Zustand der Welt: Er hat insbesondere in der Dritten Welt so viel Elend und so viel Bosheit erlebt, dass er sich zum Schutz einen Panzer aus Sarkasmus und Distanz zugelegt hat. Und mit seiner Art gerade jene verletzt, die er eigentlich am meisten schätzt.

Margarete Hoffmann

Margarete Hoffmann stand eine große Karriere als IM der Staatssicherheit bevor – als sich der dazugehörige Staat plötzlich in Nichts auflöste. Der klügste Schritt danach war, schleunigst das Land zu verlassen, um den Nachstellungen der Gauck-Behörde und angeschwärzter Mitbürger zu entgehen. Nun ist sie also Bibliothekarin („Mediothekarin, bittesehr!“) im hintersten Winkel der Welt: „Hier findet ihr mich nie!“ Margarete verachtet nicht nur die Kisbeken, sondern auch alle „Westdeutschen“, und besonders schmerzhaft ist es für sie, dass das Institut ausgerechnet in die ehemalige Botschaft der DDR gezogen ist.

Jördis Otto

Die Mitarbeiterin mit dem hässlichsten Namen ist zugleich die mit dem schönsten Wesen. Ein liebenswertes Mädel mit einem heiterem Naturell und einem goldenen Kreuz über dem Busen; geboren, Lehrerin zu werden, Ponys zu striegeln, Kinder zu kriegen. Doch bevor sie an der Grundschule in Eutin versauert, will sie noch einmal in der Ferne schweifen. In Kallalabad unterrichtet Jördis junge Kisbeken in Deutsch und Hoffnung. Sie hat ein ausgemachtes Helfersyndrom: Ihre Erfüllung findet sie nur dann, wenn sie anderen helfen kann. Dass sie das Leid das Landes dabei kaum lindern kann, nimmt Jördis in Kauf: Sie ist ein moderner Sisyphos, der allem Menschenverstand und allen Rückschlägen zum Trotz weitermacht.

Titus Lohse

Jüngster Neuzugang im Institut: Mit seinem Undercut und seinem Dirty-Sanchez-Schnäuz würde Titus viel eher nach Berlin-Mitte passen als nach Kallalabad-Mitte. Und genau dort sieht sich der digitale Dandy auch. Nur hat es für ein cooleres Sprungbrett als Kallalabad einfach nicht gereicht. Deshalb spuckt Titus in die Hände und geht die Sache selbst an: Wenn er nicht zu den Coolen kann, müssen die Coolen eben zu ihm kommen. Als Programmleiter des Instituts versucht er, die angesagtesten deutschen Künstler nach Kallalabad zu locken.

Titus ist die modernste Figur des Ensembles. Seine First World Problems spiegeln dabei die kleinlichen Sorgen der behüteten Generation Z und des verweichlichten Westens wieder: „Der Akku ist auf 12 %, und ich hab mein Ladegerät vergessen!“

Mohammad Haschim Abdali

Jedes Institut braucht einen Einheimischen, einen Kontaktmann, einen Dolmetscher. In Kallalabad wird diese Rolle von Haschim ausgefüllt, einem tüchtigen und höflichen Kisbeken. Obwohl er der „Exot“ der Serie ist, verhält er sich als einziger stets vernünftig, ja man möchte fast sagen: deutsch. Haschim ist zwar verhaftet in der Religion und Tradition seines Landes, bemüht sich aber nach Kräften, die westlichen Bräuche und Sitten zu verstehen und zu akzeptieren. Stellvertretend sei der Umgang mit Frauen genannt: Haschim hat sich längst daran gewöhnt, dass unverheiratete erwachsene Frauen ihm Befehle erteilen dürfen und bisweilen ihr Kopftuch vergessen. (Für Jördis, in die er verliebt ist, würde er vielleicht sogar so weit gehen, den eigenen Glauben aufzugeben.)

Wie so viele Gastarbeiter ist Haschim zwischen den Lagern hin- und hergerissen: Er hat sich durch die Arbeit am Institut von seinem eigenen „barbarischen“ Volk entfremdet … und bleibt gleichzeitig immer ein Fremder unter den Deutschen. Ist er noch Kisbeke oder schon Deutscher?



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