Polizeiruf 110: Funkensommer Statement Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph
"Diese Geschichte handelt im Wesentlichen davon, dass Menschen und Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven sehr unterschiedlich aussehen mögen.
So ist zum Beispiel ein brennendes Haus – vorausgesetzt, man befindet sich weit genug davon entfernt – aufregend und vielleicht sogar poetisch anzusehen. Die andere Seite des Feuers: Schwärze, Tod, absolute Vernichtung ist dessen Opfern vorbehalten, und jenen, die diese Welt berufsbedingt betreten müssen und bisweilen wochenlag den Anblick der Brandleichen nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Nun gibt es noch einen dritten Blickwinkel: strategisch eingesetzt, bringt Feuer dem, der ein Gebäude anzündet oder anzünden lässt, größte finanzielle Vorteile. Man mag das Brandstiftung oder– liebevoller – warmen Abriss nennen: Manche Brandermittler behaupten, diese Praxis sei einer der Gründe, warum München leuchtet.
Dieses Leuchten umschreibt eine zur Schau getragene Form des Reichtums, auf die sich die Bayern angeblich besonders gut verstehen. Man kann das bewundern. Man kann den Reichtum beneiden oder hassen. Manchmal sind alle diese Regungen gleichzeitig vorhanden.
Auch von diesem Taumel der Gefühle handelt unser Polizeiruf. 'Funkensommer' erzählt von den mannigfaltigen Interpretationen dessen, was man Wahrheit nennt. Davon, dass Menschen gelegentlich ein bisschen lügen. Weil sie gern jemand anderer wären. Weil sie etwas zu verbergen haben. Oder weil sie eine kleine Wahrheit einer größeren Wahrheit opfern. Nämlich der, wer der Täter ist.
Und natürlich handelt dieser Polizeiruf auch, und vor allem, von seinen Ermittlern. Davon, dass sie Menschen sind – wenngleich extrem moralische. Und davon, dass man es sich mit ihnen auf keinen Fall verscherzen sollte."
Regisseur und Drehbuchautor Alexander Adolph