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Polizeiruf 110. "Bis Mitternacht" Statement Regisseur Dominik Graf

Stand: 17.08.2021

Verena Altenberger (Rolle: Elisabeth "Bessie" Eyckhoff) und Dominik Graf (Regie). | Bild: BR/Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen/Hendrik Heiden

Dank an meinen großartigen Produzenten Jens Susa, denn es war keine einfache Zeit, Filme zu drehen, im Januar, Februar dieses Jahres, und Dank an Tobias Kniebe, der ein tolles Drehbuch aus einer Geschichte des Münchner Stars der Ettstraße, des jahrzehntelangen Chefs der Mordkommission, Josef Wilfling, fabriziert hat.

Die Polizeithriller, die wir – viele meiner Kolleginnen und Kollegen – machen, sehen Woche für Woche Millionen Menschen, es beschimpfen sie auch jede Woche Millionen von Menschen, mal mehr mal weniger, und die meisten TV-Kritiker geben den Filmen geringschätzige Bezeichnungen wie "Fernsehkrimi".

Francois Truffaut hat mal was Wunderbares über die amerikanischen Thriller-Romanschreiber gesagt: Sie würden alle – von wenigen Stars in ihrer Zunft abgesehen – unerkannt im Untergrund arbeiten. Das tun wir gewissermaßen auch, und vielleicht ist es aber so, dass wir, die AutorInnen und RegisseurInnen, wie Truffaut schrieb, gerade in diesen Drehbüchern und Filmen oft "uns auf viel intimere Weise öffnen als man denkt – vor allem als wir manchmal selber denken. Wir glauben uns hinter ein paar Leichen und Revolvern gut verschanzt, aber dabei entblößen und bekennen wir uns vielleicht doch gerade im hundertfachen Trash des immer gleichen Genres – und diesem, mein Zusatz: 'Ach, schon wieder ein Krimi'-Gejaule – so sehr, dass trotz aller inhaltlichen Zwänge und trotz des Produktions-Tempos und trotz der finanziellen Enge der Filme – oder vielleicht gerade deswegen? – häufig ein freimütigeres Werk entsteht." Truffaut-Zitat Ende. Ich füge hinzu: "... als es in der Ehrenloge des akademischen deutschen Films (Kinos) möglich ist." Aber es merkt eben zumeist niemand – deshalb trauen wir uns ja wahrscheinlich, und das ist gleichzeitig beschämend und auch beruhigend.

Wir machen ja scheinbar nichts Besonderes, nur Konfektionsware für den Sonntag, den Montag, manchmal für den Mittwoch, auf jeden Fall für den Freitag, den Samstag und dann wieder für den nächsten Sonntag.

Es lebe der Polizeifilm! Viel Spaß also auch bei "Bis Mitternacht". Aber wie es in "Lawrence von Arabien" so schön heißt: "Es ist bekannt, dass wir eine merkwürdige Auffassung von Spaß haben!"


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