Dokumentation Die Geschichte der Olympischen Winterspiele 1936 neu erzählt
Die IV. Olympischen Winterspiele von Garmisch-Partenkirchen 1936 waren die ersten Winterspiele der Superlative und zugleich eine gigantische Schaubühne für die Nationalsozialisten. Zum 80. Jahrestag wirft eine BR-Doku im Ersten einen neuen Blick auf die Geschichte des Sportereignisses, ohne dessen Propagandawirkung die Sommerspiele im selben Jahr in Berlin als "Fest der Völker" unmöglich gewesen wären. Ausgestrahlt wird der Film der Autoren Nick Golüke und Michael Mueller am Montag, 11. Januar 2016, um 23.45 Uhr.
Eine halbe Million Menschen aus aller Welt kamen im Februar 1936 nach Garmisch-Partenkirchen, um im Schatten der Zugspitze den 646 Athleten aus 28 Nationen bei ihren Wettkämpfen zuzusehen. Nie zuvor hatten Winterspiele ein derartiges internationales Interesse geweckt. Die Wintersportstars jener Zeit begeisterten die Massen, darunter Christl Cranz, Willy Bogner, Birger Ruud, Sonya Henie und die deutschen Eiskunstlauf-Olympiasieger im Paartanz, Ernst Baier und Maxi Herber (Foto).
Für die Nationalsozialisten aber waren die Winterspiele vor allem eins: die Möglichkeit, sich der Weltöffentlichkeit als vermeintlich tolerantes, weltoffenes und erfolgreiches Regime zu präsentieren. Und dies trotz einer Ernst zu nehmenden internationalen Boykott-Bewegung, die angesichts der NS-Rassenpolitik für ein Fernbleiben eintrat. Damit war Garmisch-Partenkirchen der entscheidende Testlauf für die Sommerspiele in Berlin. Nachdem vor allem die USA sich zur Teilnahme entschlossen hatten und die gesamte Olympische Familie folgte, wurden die Winterspiele zum internationalen Propaganda-Triumph für das Nazi-Regime. Der französische Botschafter André Francois-Poncet kabelte von der Zugspitze nach Paris: "Alle Welt ist begeistert." Goebbels notierte in seinem Tagebuch: "Das haben wir gut gemacht. Viel Arbeit hat‘s gekostet. Doch hat es sich gelohnt." Rudolf Heß schrieb: "Wir hätten es nicht besser einrichten können, wenn wir selbst das Schicksal zu beeinflussen gehabt hätten."
Heute sind die Winterspiele von 1936 in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen. Die Dokumentation schließt zum 80. Jahrestag diese Lücke und erzählt die Geschichte der Winterspiele neu: ihre politische Vorgeschichte, ihre Bedeutung für die Etablierung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie ihre sportlichen Höhepunkte im Zeichen des Hakenkreuzes. Wären die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen an einem Boykott der internationalen Gemeinschaft gescheitert, hätte es auch kein "Fest der Völker" im Sommer 1936 in Berlin gegeben.