BR und ARTE "24h Jerusalem" erfolgreich trotz Boykottversuchen
Am 12. April 2014 wird mit "24h Jerusalem" ein einzigartiges TV-Projekt ausgestrahlt. Es bildet einen Tag lang das facettenreiche, konfliktbeladene Leben in Jerusalem ab. Versuche "24h Jerusalem" scheitern zu lassen, sind fehlgeschlagen. Kurz vor Drehstart in der Nacht zum 18. April 2013 waren Protagonisten, Regisseure, Kameramänner, Producer und weitere Teammitglieder massiv unter Druck gesetzt worden, sich nicht an diesem TV-Event zu beteiligen. "24h Jerusalem" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bayerischer Rundfunk und ARTE.
Rund 100 Bewohner von West- und Ost-Jerusalem mit unterschiedlichsten Lebenswegen und religiösen wie politischen Zugehörigkeiten hatten sich in den zurückliegenden Wochen bereit erklärt, ihren Alltag einen Tag lang von Kamerateams begleiten zu lassen. Es wurde in der Konzeptionsphase darauf geachtet, dass exakt gleich viele palästinensische und israelische Protagonisten jeweils von palästinensischen und israelischen Teams gefilmt werden. Ein Drittel der rund 70 Kamera-Crews wurde zudem von namhaften europäischen Filmemachern gestellt. "Wir haben das Möglichste getan, um beide Seiten in gleicher Weise zu berücksichtigen", sagt Thomas Kufus von der Berliner Produktionsfirma zero one film, die das Projekt in Koproduktion mit dem französischen Partner Alegria umsetzt.
24h Jerusalem
Das Projekt definiert nicht die Stadt, es stellt Geschichte für Geschichte gleichberechtigt nebeneinander. Die Protagonisten haben spannende, auch tragische oder kuriose Lebensgeschichten. Halbstündlich wird die Erzählung durch Zusammenfassungen unterbrochen. Grafiken sorgen für Orientierung in der Stadt. Die Gesamtregie führte Volker Heise.
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Dennoch gab es wie schon ein Jahr zuvor, als die Dreharbeiten aufgrund immenser Widerstände verschoben werden mussten, auch diesmal massive Versuche, das Projekt platzen zu lassen: Höhepunkt der Kampagne war der Mittwoch. Palästinensische Teammitglieder erreichten von palästinensischer Seite Drohanrufe und zahlreiche unmissverständliche E-Mails: Angedroht wurden körperliche Gewalt, soziale Isolation oder wirtschaftliche Einbußen. Teams wurden vor Dreharbeiten in der historischen Altstadt gewarnt. Ein Teil der zunächst geplanten Drehs konnte nicht durchgeführt werden, weil Protagonisten kurzfristig abgesprungen sind. Dreharbeiten im westlichen Teil Jerusalems verliefen erfolgreich.
Bericht in Tagesthemen:
"Die Teilnahme an einem Filmprojekt, das gleichermaßen israelische wie palästinensische Alltagszyklen zeigt, wurde von interessierten Kreisen als Kooperation mit der anderen Seite ausgelegt. Dies hat das für Jerusalem einzigartige Projekt bis zuletzt gefährdet. 24 h Jerusalem möchte lediglich zeigen, wie sich das Leben in Jerusalem aus unterschiedlichen Perspektiven abspielt. Das TV-Projekt bildet ab und bewertet nicht. Wir bedauern sehr, dass die Palästinenser ihre Chance nicht erkennen und nutzen wollen."
Hubert von Spreti, Redaktionsleiter des federführenden Bayerischen Rundfunks
Die Filmemacher hatten aufgrund der Bedrohungslage ihre Planungen am Drehtag angepasst. Der Boykott wird thematisch in den Film einfließen. Ausgestrahlt wird das besondere TV-Programm in einem Jahr in ARTE, im Bayerischen Fernsehen, außerdem auf YLE in Finnland und NRK in Norwegen.