Vom BR im Ersten: ARD Story Angriff auf den Amateurfußball – Die Gier der Wettindustrie
Die Wettindustrie kassiert auch im Amateurfußball ab. Selbst deutsche Amateurspiele landen in großer Anzahl auf dem internationalen Wettmarkt. Vereine und Spieler wissen davon oft nichts, sie gehen bei dem globalen Geschäft leer aus. Und nicht nur das: Dem Amateurfußball droht so Manipulation – die Integrität des Lieblingssports der Deutschen steht auf dem Spiel. Die Dokumentation "Angriff auf den Amateurfußball", eine BR-Koproduktion in Zusammenarbeit mit dem NDR, taucht tief in diese Welt ein: am Montag, 19. August 2024, 23.15 Uhr im Ersten und schon ab 14. August in der ARD Mediathek.
Ein Team aus Investigativ-Journalisten und Datenexperten deckt auf: Hunderte Spiele aus Amateurligen in Deutschland werden auf internationalen Wettportalen angeboten – und das sogar auf Deutsch. Ein Milliardengeschäft.
Viele Spieler und Vereine sind ahnungslos. Zum Beispiel der Kirchheimer SC, ein Verein aus der Bayernliga. Dort erfährt man erst durch die BR-Journalisten, dass Buchmacher mit ihren Spielen Geld verdienen – und ist empört. Die Spieler sind Amateure, verdienen mit Fußball nur ein Taschengeld dazu: "Da sollte die Leidenschaft zählen, der Kampf auf dem Platz und einfach der Spaß am Sport. Ich finde, dagegen sollte vorgegangen werden", sagt ein junger Amateurspieler.
Doch so einfach ist das nicht. Wo ist das Schlupfloch im System? Wie kommen die Informationen über Freistöße, gelbe Karten, Tore in Echtzeit in der fünften Liga auf die Seiten der Buchmacher? Der Verdacht: Es muss jemanden geben, der die Daten vor Ort erhebt und weiterleitet, ein sogenannter Daten-Scout.
Der Kirchheimer SC will das nicht länger dulden. Mit den Datenjournalisten im Hintergrund machen sich die Vereinsverantwortlichen auf die Suche, um den Scout zu stellen – und erledigen damit einen Job, den eigentlich andere machen müssten. Die Auswertung von BR Data ergibt, dass es in der vergangenen Saison mindestens 2700 solcher Scout-Einsätze bei deutschen Amateurspielen gab.
Wetten auf den Amateurfußball sind nicht umsonst in Deutschland laut Glücksspielstaatsvertrag verboten. Brisant: Es geht nicht nur um unbekannte Anbieter. Es geht auch um die ganz großen Player im Geschäft, um Sponsoren der Europameisterschaft 2024, von Bundesligaclubs und sogar des DFB. Wie kann das sein? Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, kurz GGL, ist zuständig für die Überwachung des Wettmarkts und zeigt sich überrascht von den Recherchen. Sie verspricht, dem nachzugehen, sieht aber am Ende keinen Handlungsbedarf. Ihr Argument: Weil sich die Wettangebote auf Amateurspiele auf internationalen Wettportalen befänden, könne man nicht dagegen vorgehen.
Ahnungslos auch der Deutsche Fußballbund (DFB): Vizepräsident Ronny Zimmermann, zuständig für den Amateurfußball im DFB, sagt im Interview: "Also ich tummele mich jedes Wochenende auf Amateurfußballplätzen und ich habe das Thema noch nie erzählt bekommen." Dass unter den Buchmachern, die deutsche Amateurspiele im Ausland anbieten, auch ein DFB-Sponsor ist, stört ihn nicht: "Wenn ein Partner auf einem anderen Markt die Regelungen so anwendet, wie sie dort sind, finde ich das legitim." Der DFB werde sich aber jetzt mit dem Thema auseinandersetzen. In Kirchheim wollen sie nicht darauf warten. "Datensammeln für Wettanbieter verboten" steht auf dem Schild, das der Verein inzwischen am Platz angebracht hat.
Vorab-Sichtung der ARD Story "Angriff auf den Amateurfußball – Die Gier der Wettindustrie" für akkreditierte Berichterstattende:
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