BR24-BayernTrend CSU und AfD profitieren im Freistaat vom Ampel-Aus
Drei Wochen nach dem Aus der Ampel-Koalition führt die CSU in Bayern deutlich vor der AfD. Beide Parteien können beim aktuellen BR24-BayernTrend in der Sonntagsfrage zur Bundestagswahl im Vergleich zu ihren Bundestags-Wahlergebnissen von 2021 zulegen, während die Ampelparteien SPD, FDP und Grüne an Zuspruch verlieren. In der Beliebtheit der möglichen Kanzlerkandidaten führt einer, der schon offiziell aus dem Rennen ist: Verteidigungsminister Boris Pistorius.
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Wäre bereits diesen Sonntag Bundestagswahl, käme die CSU im Freistaat laut BR24-BayernTrend auf 45 Prozent. Bei der Wahl zum Bundestag 2021 hatten die Christsozialen im Freistaat 31,7 Prozent der Zweitstimmen erhalten. An zweiter Stelle läge aktuell die AfD mit 17 Prozent – vor drei Jahren hatten 9 Prozent der bayerischen Wähler für die Partei gestimmt. Die drei Ampel-Parteien SPD, FDP und Grüne erhalten dagegen weniger Zuspruch als bei der zurückliegenden Wahl. Die SPD käme aktuell auf 9 Prozent und würde damit ihren Stimmenanteil halbieren (18 Prozent 2021). Die FDP würden nur noch 3 Prozent der Befragten wählen (10,5 Prozent 2021), während die Grünen mit 13 Prozent noch am ehesten an das Ergebnis von 2021 anschließen könnten (14,1 Prozent 2021). Die Freien Wähler lägen bei 4 Prozent (2021: 7,5) und das neugegründete Bündnis Sahra Wagenknecht bei 3 Prozent. Alle anderen Parteien kämen in Bayern zusammen auf 6 Prozent der Stimmen (9,2 Prozent 2021).
Mäßige Noten für die Kanzlerkandidaten
SPD, Union, Grüne und AfD ziehen jeweils mit Ambitionen auf das Kanzleramt in den Wahlkampf. Von ihren Spitzenkandidaten überzeugt im Freistaat allerdings keiner eine Mehrheit der Wahlberechtigten. Immerhin kann sich Friedrich Merz im Urteil der Bayern von seinen Kontrahenten etwas absetzen: 37 Prozent halten ihn für einen guten Kanzlerkandidaten der Union. Robert Habeck, der Kandidat der Grünen, überzeugt ein knappes Drittel (32 Prozent) und die designierte Spitzenkandidatin Alice Weidel von der AfD jeden fünften Wahlberechtigten (21 Prozent). Bundeskanzler Olaf Scholz halten 17 Prozent der Bayern für einen guten SPD-Spitzenkandidaten. Sein Parteifreund Boris Pistorius, kurzzeitig ebenfalls als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt, würde dagegen von etwa jedem zweiten Befragten (52 Prozent) als eine gute Besetzung für den SPD-Wahlkampf bewertet. Unter den bayerischen SPD-Anhängern findet er allerdings nur etwas mehr Rückhalt als der letztlich von seiner Partei nominierte Scholz (60:57 Prozent).
Union mit Vertrauensvorsprung
Die CSU profitiert aktuell davon, dass der Union das meiste Vertrauen bei der Lösung der für Deutschland wichtigsten Aufgaben zugewiesen wird. Fast vier von zehn bayerischen Wahlberechtigten (37 Prozent) setzen im BR24-BayernTrend auf die Unions-Parteien. Die AfD überzeugt diesbezüglich 10 Prozent, die Grünen 9 Prozent. Der SPD trauen 7 Prozent der bayerischen Wahlberechtigten am ehesten zu, bundespolitische Herausforderungen zu meistern. Das Bündnis Sahra Wagenknecht erhält hierfür das Vertrauen von 3 Prozent der Wahlberechtigen, die FDP von 2 Prozent. Bei Freien Wählern und der Linken liegt der Wert bei jeweils einem Prozent. Gut jeder Vierte (27 Prozent) im Freistaat sieht derzeit bei keiner Partei ein überzeugendes Lösungsangebot für die drängendsten Aufgaben.
Wirtschaft ist das drängendste Thema
Die wichtigsten politischen Probleme sind aus Sicht der Wahlberechtigten deutlich andere als bei der vorherigen Bundestagswahl. Der Stellenwert von wirtschafts- und außenpolitischen Fragen hat auf der Problemagenda der bayerischen Bürgerinnen und Bürger gegenüber 2021 deutlich zugenommen, der von Umwelt- und Klimaschutz nahm dagegen markant ab. Gefragt nach den wichtigsten politischen Problemen, um die sich die deutsche Politik vordringlich kümmern muss, nennen im Freistaat 37 Prozent die Lage der Wirtschaft (+27 zu 2021), ein Viertel die Zuwanderung (26 Prozent; +5) und jeder Fünfte die außenpolitische Gesamtsituation (20 Prozent; +18). Den Umwelt- und Klimaschutz, den die Bayern bei der letzten Bundestagswahl als sehr wichtig erachteten, sehen derzeit nur 16 Prozent (-28) als vordringlich. Soziale Aspekte stehen für 12 Prozent (-7) im Vordergrund.
Erkennbar gedrückte Grundstimmung unter den Wählern
Die aktuelle Grundstimmung ist sowohl unter den Bundesbürgern insgesamt als auch unter den bayerischen Wahlberechtigten sichtlich gedrückt. Für 83 Prozent im Freistaat bieten die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland Anlass zur Beunruhigung, nur 12 Prozent blicken mit Zuversicht auf die aktuellen Gegebenheiten. Die Sicht der bayerischen Bevölkerung auf die bestehenden Verhältnisse in Deutschland ist damit nochmals kritischer als 2023 im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl.
Anmerkungen zur Methodik:
Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Nicht nur legen sich viele Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, auch hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen.
Für die repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks wurden vom 20. bis 25. November 2024 mit einer zufallsbasierten Telefon- und Online-Erhebung 1.156 Wahlberechtigte zur Bundestagswahl in Bayern befragt (679 Telefon- und 477 Online-Interviews). Dabei liegt die Schwankungsbreite bei 2 Prozentpunkten (bei einem Anteilswert von 10 Prozent) bzw. bei 3 Prozentpunkten bei einem Anteilswert von 50 Prozent.
Der BR berichtet über den BR24-BayernTrend heute ab 16.00 Uhr im BR24 Radio und online in einem BR24Live, im TV bei BR24 um 18.30 Uhr. Alle Daten und Hintergründe auch in der BR24-App und im Netz auf br24.de.
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