Presse - Pressemitteilungen


31

Gernstl unterwegs Wo sind die Bayern?

Die meisten der Bayern, die im Ausland leben, haben eines gemeinsam: Sie haben ihr Leben umgekrempelt, arbeiten in einem neuen Job und haben eine neue Beziehung. Fünf dieser Abenteurer besuchen Gernstl und sein Team in jeder Folge von "Gernstl unterwegs - Wo sind die Bayern?"

Stand: 21.11.2016

Franz Gernstl sucht die Bayern in New York. | Bild: megaherz gmbh

Sie wollen wissen, was einen Menschen dazu antreibt, die Heimat zu verlassen, um etwas Unbestimmtes, Neues zu wagen. War es die Flucht aus ungeliebten, beengten Verhältnissen oder die schiere Sehnsucht, etwas zu erleben? Und wie schwer ist es, sich ein neues Leben einzurichten, sich mit Mentalitäten und Gepflogenheiten im Gastland anzufreunden? Gelingt es, sich in der neuen Heimat zuhause zu fühlen und trotzdem seine Identität zu bewahren?

Die Zuschauer lernen unternehmungslustige Leute kennen, die Gernstl durch den Alltag begleitet: im Job, beim Einkaufen, mit Freunden, bei Ausflügen. Ist für sie der Traum von der neuen Heimat in Erfüllung gegangen? Außerdem zeigt Gernstl in den drei Folgen der Reihe, die ihn nach Los Angeles, San Francisco und New York führen, neben den Porträts der Bayern im Ausland grandiose Landschaften, faszinierende Städte und erzählt kleine Geschichten mit einheimischen Barkeepern, Lebenskünstlern und Gesundheitsaposteln.

Sonntag, 25. Dezember 2016, 18.45 Uhr

Gernstl unterwegs - Wo sind die Bayern?
Kalifornien - Los Angeles

Bayern leben auf der ganzen Welt. Haben die Auswanderer im Ausland etwas gesucht, das sie zuhause nicht finden konnten? Haben sich ihre Hoffnungen erfüllt, und sind sie glücklich geworden? Und was erzählen ihre Geschichten über uns und unser Land?
Franz X. Gernstl, Kameramann HP Fischer und Tonmann Stefan Ravasz beginnen ihre Spurensuche in der Hauptstadt des amerikanischen Traums, in Los Angeles. Mehr als 220 Sprachen werden hier gesprochen, darunter auch Bayerisch.
Da ist zum Beispiel Alexander van Bubenheim. Der Musiker aus München war in der Werbebranche tätig und gut im Geschäft. Seine TV-Spot-Melodien kennt jeder. Akzeptiert fühlte er sich dennoch nie: „Musiker ist doch kein Beruf, hieß es in Bayern immer. Alle haben dort immer irgendwelche Erwartungen an Dich.“ Irgendwann reichte es ihm und er stieg in den Flieger nach L.A. Zwanzig Jahre ist das her. Bubenheim wird erfolgreich, komponiert für Hollywood. Auf seine Herkunft deutet heute nichts mehr hin: Cowboystiefel, im Hof die Harley, im Haus die amerikanische Flagge. Bayern hinter sich lassen, konnte er dennoch nicht: "Aber ich hab‘ Jahre gebraucht, bis ich akzeptieren konnte, dass ich bei Blasmusik immer noch Gänsehaut kriege", sagt Bubenheim. 150 bayerische Songs hat er seitdem komponiert. Doch erst als Franz X. Gernstl ihn fragt, was er im Alter machen will, wird klar, wie tief er mit seiner Heimat tatsächlich verbunden ist.
Auch die ehemalige Kriegsberichterstatterin Ziri Rideaux wanderte vor 20 Jahren aus. Sie fand in ihrer Tasche zwei Stifte mit der Aufschrift "For postcards from L.A." Daraufhin buchte sie ein One-Way-Ticket. In ihrer Wohnung hängen selbstgemalte Bilder. Ziri trägt Schmuck auf der Stirn und hat Dreadlocks mit bunten Steinen im Haar. "In Bayern könnte ich in meinem Beruf so nicht rumlaufen", sagt sie. Ziri ist inzwischen Bestatterin und gründete das erste alternative Bestattungsinstitut der USA. Die Trauerfeier für einen verstorbenen Piloten veranstaltete sie in einem Flugzeughangar, die Gäste konnten Rundflüge machen. Einen 21-jährigen Surfer, der vom Blitz erschlagen wurde, bestattete sie auf dem Meer, umringt von Angehörigen auf Surfbrettern. "Siehst Du das als die Aufgabe in Deinem Leben an?“, will Franz X. Gernstl wissen. "Ich sehe es als eine meiner Aufgaben an", antwortet Ziri. Festlegen lassen will sich hier niemand.
Auch Michaela Killer aus Straßlach bei München krempelte ihr Leben komplett um. Sie gab ihre Karriere als Geschäftsfrau auf und kaufte mit ihrem Mann, einem ehemaligen Grundschullehrer, eine Ranch mit historischer Westernstadt nördlich von L.A. Heute bauen sie Pinot Noir an. "Killer West" heißt ihr Wein, der 30 Dollar die Flasche kostet.
Egal, ob im Gangsterviertel L.A. Watts, auf der schillernden Promenade von Venice Beach oder bei Begegnungen auf der Straße wie mit einem hawaiianischen Wunderheiler aus Bulgarien: "Stars sind hier irgendwie alle", sagt Franz X. Gernstl. "Es zählt, was Du machst. Nicht, was Du gelernt hast. Und was zur lustvollen Selbstverwirklichung taugt, ist akzeptiert."
Vor 35 Jahren waren Franz X. Gernstl und HP Fischer schon einmal in L.A., damals auf Urlaub. Sie hatten verwegene Ideen im Kopf und träumten von einem Leben in Kalifornien. Anders als die Bayern, die heute dort leben, haben sie dem amerikanischen Traum und der großen Freiheit dann aber doch nicht getraut. Am Ende der Reise scheint es, als hätten sie damals nur zugreifen müssen.

Montag, 26. Dezember 2016, 18.45 Uhr

Gernstl unterwegs - Wo sind die Bayern?
Kalifornien - San Francisco

Jedes Jahr wandern rund 30.000 Bayern aus. Die meisten zieht es in die USA. Warum haben sie alle Bayern verlassen? Was für ein Leben führen sie dort? Und haben sie trotz der vielen Jahre im Ausland noch eine Bindung zu ihrer Heimat?
In der zweiten Folge der Reihe reisen Franz X. Gernstl und sein Team nach San Francisco. Die Stadt an der San Francisco Bay ist seit jeher Sehnsuchtsziel vieler Auswanderer. Der Deutsche Levi Strauss erfand hier im 19. Jahrhundert die Jeans. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts pilgerten Hippies aus aller Welt zum „Summer of Love“ in die Stadt. Heute wird von hier aus die ganze Welt verändert, denn im Süden liegt das Silicon Valley.
Esther Nio aus München eröffnete dort 2004 mit ihrem Mann Robert eine "German Bakery". Es war eine spontane Entscheidung, der Laden war nur eine Woche zu haben. "Die ersten Jahre waren hart", erzählt Esther. "Wir sind keine gelernten Bäcker und haben vier Kinder. Aber mit der Zeit ging es immer besser." Bei Esther gibt es Brezn, anständiges Brot und bayerische Gerichte wie Rindsrouladen. Die ständig wechselnden Gesundheitstrends in Kalifornien machen sie aus Überzeugung nicht mit. "Bei uns gibt’s deutsche Rezepte, fertig", sagt Esther. Ihr Konzept kommt an. Steve Jobs, der Gründer von Apple, kaufte hier sein Brot. Und wer wissen will, wie im Valley Geschäfte eingefädelt werden, muss in Esthers kleinem Biergarten gehen. Hier verhandelte Mark Zuckerberg, Chef von Facebook, mit den Gründern des Nachrichtendienstes WhatsApp. 19 Milliarden Dollar bezahlte Zuckerberg schließlich für die App. Die Bierbank, wo sie saßen, steht heute noch da.
Südlich von San Francisco in Santa Maria lebt seit fünfzehn Jahren Erich Groß. Erich ist siebzig Jahre alt und sucht eine Partnerin. Um in Form zu bleiben, macht er Kopfstände und lässt Hula-Hoop-Reifen um seine Hüfte kreisen. Eine Amerikanerin möchte er nicht mehr. Die seien "hinterfotzig" sagt er in gekonntem Niederbayerisch, was daran liegen mag, dass seine amerikanische Ex-Frau bei der Scheidung einiges mitgenommen hat. Ob er sie hassen würde, will Franz X. Gernstl wissen. „Nein. Du musst vergeben, ein neues Leben beginnen und darfst Dich nicht unterkriegen lassen“ antwortet Erich und klingt dabei sehr amerikanisch. In der Ballettschule, die er für seine Ex-Freundin gebaut hat und die nie eingeweiht wurde, möbelt er heute alte VWs auf. Bei der Fahrt mit einem skurrilen Gefährt will Franz X. Gernstl wissen, ob Erich sein Deutschsein abgelegt habe. "Nein", antwortet Erich ohne nachzudenken: "Deine Nationalität kannst Du nicht ablegen. Ich bin kein Amerikaner. Ich bin Deutscher und Bayer."
Irgendwas scheint jeder aus Bayern mitzunehmen. Theresa Gunawan verkauft auf einem Bauernmarkt Pot Pie. Vor 25 Jahren hat sie München verlassen, doch ihre Pasteten gibt es mit selbstgemachter Schweinebraten- und Leberkäsfüllung. Jana Green aus der Oberpfalz hat in ihrem Hinterhof einen privaten Biergarten eingerichtet und trägt Dirndl. Und Schreinerin Jenny Pfister liebt ihr Leben auf ihrem Hausboot im Hafen von Sausolito. Schweinfurt findet sie aber immer noch "Wahnsinn". Ein Tattoo am Handgelenk erinnert sie an ihre Heimatstadt.
Vielleicht hat Erich Groß Recht, und man kann seine Nationalität nicht ablegen oder wechseln. Mehr als 9.000 Kilometer und ein Ozean liegen zwischen San Francisco und Bayern. Doch die Auswanderer, die von dieser glitzernden Metropole angezogen wurden, sind alle auf ihre Weise mit Bayern verbunden geblieben. Ganz gleich, wie lange sie schon hier leben.

Dienstag, 27. Dezember 2016, 18.45 Uhr

Gernstl unterwegs - Wo sind die Bayern?
New York

Nach Los Angeles und San Francisco, wo Gernstl zusammen mit seinem Team (Kamera HP Fischer, Ton Stefan Ravasz) bayerische Landsleute aufgespürt hat, die sich ins sonnige Kalifornien abgesetzt haben, um in entspannter Atmosphäre ihren Beruf nachzugehen, besucht er New York, wo es ein bisschen anders ist.
Denn nach New York zieht man nicht wegen des Klimas, das ist entweder knallheiß oder eiskalt. Auch nicht, weil es sich dort so easy leben lässt. Denn die Mietpreise bewegen sich in derart absurden Höhen, das selbst einen Münchner staunt. Nach New York geht man, weil man sich etwas beweisen will. Wer es hier schafft, der schafft es überall, sang schon Frank Sinatra. Mag stimmen, aber wer in Big Apple einmal Fuß gefasst hat, der bleibt. Für viele ist das die hart erkämpfte Erfüllung ihres Lebenstraums und den gibt man nicht leichtfertig auf.
Silvester Schneider, Wirt der legendären bayerischen Gaststätte „Zum Schneider“ in Manhattan, spricht vom gefährlichen fünften Jahr. „Wenn man es so lange in der Stadt ausgehalten hat, dann hat man sich in die Stadt verliebt, dann schafft man es nicht mehr zu gehen.“ Dabei ist es nicht wirklich die Stadt, in die sich die Migranten verlieben. Es sind die Menschen dieser Stadt, die New Yorker. Ein zusammengewürfelter Haufen unternehmungslustiger Typen aus aller Welt, die eines gemeinsam haben: Sie kennen das Gefühl, fremd zu sein. Und wissen, dass Respekt und Höflichkeit Grundvoraussetzungen sind, wenn so viele Ethnien auf so engem Raum erfolgreich zusammenleben wollen.
Sophia Bastian, die junge Jazzsängerin aus München, war als Kind mit ihren Eltern hier und wusste seitdem, dass New York ihre Stadt ist. Wegen der Musik. Wegen der Inspiration. Wegen der Karriere. Dass die ersten Erfolge im Music-Business gerade mal reichen, um ein kleines WG-Zimmer zu finanzieren, beirrt sie nicht. Sie nimmt Gernstl mit auf einen Spaziergang durch SoHo und zeigt ihm, wie gemütlich New York sein kann. Wie freundlich und hilfsbereit die Nachbarn sind. Und wie geschäftig und turbulent es nur eine Ecke weiter zugeht. Ob sie sich vorstellen könne, einmal woanders zu leben, will Franz X. Gernstl wissen. Ihre spontane Antwort: „No way! Wohin denn? Und wozu?“
Auch die anderen Bayern, die Franz X. Gernstl in New York trifft, zieht es nicht weg. Die meisten sind schon viele Jahre hier. Wie Sonja Fries, die fränkische Schmuckdesignerin aus Windsbach, die zu Beginn Schwierigkeiten mit der Vorliebe der Amerikaner für Glitzer und Klunker hatte und sich inzwischen souverän unter unzähligen Diamantenhändlern in der 47th Street bewegt. Oder Ayten Farrell, eine bayerisch-türkische Friseurin, die immer Probleme mit ihrer Identität hatte: "In München war ich die Türkin, in der Türkei die Deutsche, aber hier fühle ich mich endlich zu Hause.“ New York sei die Heimat der Heimatlosen, meint sie.
Nach zwei Wochen in der Millionenstadt geht die Spurensuche in den Hamptons weiter, dem Naherholungsgebiet der New Yorker. Hier trifft Gernstl den großen, international tätigen Kunstsammler Heiner Friedrich. Für ihn ist "Heimat" ein fragwürdiger Begriff. "Die Menschheit ist eine Familie, die Erde ist das Haus. Ich bin überall zu Hause."


31